Montag 05.12.2016


Lesung und Gespräch mit Bettina Stangneth

„Es war ein Anschlag – Warum sprechen wir so gern von Terroristen?“




Es gibt für alles immer eine Ausrede, sogar noch für das Allerschlimmste: Selbst der mieseste Massenmörder wird sich, sofern man ihn überhaupt in Den Haag vor dem Internationalen Strafgerichtshof für seine Taten anklagt, damit verteidigen, nur Befehle ausgeführt zu haben. Und Nachsicht für seine Taten fordern oder sogar in höchst verschlungenen Denkpfaden gleich seine Unschuld behaupten. „Auch Mörder können denken, und einige von ihnen taten und tun es schneller, konsequenter und virtuoser, als wir es uns vorstellen konnten“, schreibt Bettina Stangneth in ihrem neuen Buch „Böses Denken“ (Rowohlt Verlag). Im Mahnmal St. Nikolai stellt Bettina Stangneth ihr Buch „Böses Denken“ vor und spricht zum Thema „Es war ein Anschlag – Warum sprechen wir so gern von Terroristen?“

Die in Hamburg lebende Philosophin Bettina Stangneth hat schon 2011 ein Buch über „Adolf Eichmann in Jerusalem. Das unbehelligte Leben eines Massenmörders“ veröffentlicht, das international bis hin zur „New York Times“ hohe Beachtung fand. Auch ihr neues Buch wird Wellen schlagen, nicht, weil es ein großartig geschriebenes Plädoyer für mehr Moral ist, sondern weil es vom NS-Täter über dschihadistische Gewalt¬täter bis hin zu Internethassern aufzeigt, dass das Böse kei¬neswegs als dummer Barbar, sadistischer Schläger oder gedankenloser Bürokrat daherkommt, sondern mit verfüh¬rerisch schlüssigen Argumenten. Wer denkt, so lautet ein Versprechen der Aufklärung, wer mündig und gebildet ist, wird sich vom Bösen emanzipieren. Bettina Stangneth demontiert diese These nicht zuletzt mit den beiden Kronzeugen Immanuel Kant und Hannah Arendt, die sie für ihr Essay zu Rate zieht. Die Gedanken sind frei und jeder, der selber zu denken lernt, wird so frei werden wie sie. Das glau¬ben wir jedenfalls. Doch so sehr wir es uns auch gewünscht haben: Für uns Menschen ist nichts jenseits von Gut und Böse. Noch nicht einmal das Denken. Bettina Stangneth lädt mit ihrem glänzend geschriebenen Essay ausdrücklich auch Nichtphilosophen dazu ein, sich mit etwas zu beschäftigen, „das wir verstanden zu haben glauben und das wir gerade dadurch ständig unterschätzen“.

Mahnmal St. Nikolai, Willy-Brandt-Str. 60, 19.00 Uhr, Eintritt frei.





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