Dienstag 06.12.2016


Lesung mit Tomer Gardi

„Broken german“




Einen „Parforceritt wider sämtliche Konventionen“ (Dennis Pohl, Spex), geschrieben in gebrochenem Deutsch, das die Grammatik „destruiert“, um hinter ihr „das eigentlich Entscheidende freizulegen“ (Klaus Kastberger) stellt Tomer Gardi mit seinem bei Droschl erschienenen Großstadtroman vor, den man streckenweise als Krimi, dann wieder als Mutter-Sohn-Geschichte lesen kann und schließlich auch als Sammlung von Migrantenstories.

Jahre, nachdem Radili sich nach bedrohlichen Anpöbelungen durch Skins ein Messer gekauft hat, kehrt er als Erwachsener in dieselbe Stadt zurück, und seine neuen Freunde aus der „linksradikalen WG“ wollen einen Film daraus machen. Die Suche nach dem damals vergrabenen Messer ist die erste von vielen Situationen, die der Erzähler vor uns abrollt, fallen lässt, neu aufnimmt und auf ganz unorthodoxe Weise miteinander verknüpft. Er entwickelt eine Szene im Jüdischen Museum, die in einen Krimi mündet, er bespricht mit seiner Mutter Erinnerungen an ein von den Deutschen besetztes Dorf in Rumänien („Eine dicke Mann, der seine Ärmel hoch rollt, fast bis zum Achsel, und sagt, bis hierher, bis hierher hätte ich, bis hierher hätte ich meine Ärme in Judenblut eintauchen, lebt in meine Mutter“), er rekapituliert einen Schulausflug zu archäologischen Grabungen im Norden von Israel, und immer wieder finden wir uns in der „Bar zum Roten Faden“, in Lokalen und Callshops wieder, in denen Radili und seine Freunde Amadou, Fikert, Anuan, Abayomi und Jamal abhängen.

Buchhandlung Schanzenviertel, Schulterblatt, 20.00 Uhr, 3.- Euro.





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