Dienstag 27.02.2018


Lesung mit Michael Wolff

»Das wird ein Höllenritt«

Michael Wolff, Foto: Jen Harris, Dr. Carsten Brosda
Der amerikanische Journalist Michael Wolff, Foto: Jen Harris
Allein in den USA wurde »Fire and Fury« in wenigen Wochen mehr als zwei Millionen mal verkauft, es wurde in 35 Sprachen übersetzt und ist soeben im Rowohlt Verlag auch auf Deutsch erschienen: »Feuer und Zorn« von Michael Wolff, der in New York lebt und u.a. für »Vanity Fair«, »The Hollywood Reporter«, »The Guardian« und »USA Today« schreibt ist mit seinen Innenansichten aus dem Weißen Haus von Donald Trump ein unglaublicher Coup gelungen. Auch in Deutschland kletterte das Buch sofort auf Platz eins »Spiegel«-Bestellerliste. Auf Kampnagel stellt Michael Wolff sein Buch im Gespräch mit Josef Joffe vor. Deutscher Text: Jonas Hien.

Er hat über einen Zeitraum von achtzehn Monaten recherchiert, mit Donald Trump selbst gesprochen, und mit den meisten Leuten in seinem Umfeld, mit einigen „Dutzende Male“, wie Michael Wolff im Vorwort zu »Feuer und Zorn« schreibt. Dass er mit dem Einzug von Donald Trump im Weißen Haus dann »eine Art Stammplatz« auf einem Sofa im Westflügel einnahm, klingt unglaublich, doch tatsächlich stand das Weiße Hause den Medien offensichtlich so offen wie noch nie in der jüngeren Geschichte. Die Anwesenheit von Michael Wolff im Weißen Haus ist nie genehmigt worden, er war kein geladener Gast, sondern »ein ständiger Lauscher«, mit dem keinerlei Absprachen getroffen worden waren. Zweihundert Interviews konnte Michael Wolff mit Mitarbeitern von Trump führen, obwohl es zum Programm dieser Regierung gehörte, der Presse offen feindselig zu begegnen. Das macht die Enthüllungen in »Feuer und Zorn« umso dramatischer, denn wenn es eine Erkenntnis gibt, die sich aus dem Buch ableiten lässt, dann die, dass die USA gegenwärtig von einem Präsidenten regiert werden, der »spätabends im Bademantel im Weißen Haus herumschleicht und nicht mit dem Lichtschaltern zurechtkommt«. Darüber wurde auch schon in der »New York Times« berichtet, Michael Wolff ergänzt es in »Feuer und Zorn« um die Reaktion Trumps, der »keineswegs im Scherz als der Artikel erschienen war, so ziemlich jeden, der ihm in den nächsten achtundvierzig Stunden begegnete« danach fragte, ob man ihn sich ernsthaft im Bademantel vorstellen könne. Es ist nur eine dieser unglaublichen Geschichten aus dem Weißen Haus, von denen Michael Wolff in seinem Buch erzählt. Inkompetenz, Intrigen und Verrat, fast ausschließlich dieser abstoßenden Trias widmet sich Wolffs Buch - bis zu Steve Bannons prophetischer Ankündigung: »Das wird ein Höllenritt«, mit dem »Feuer und Zorn« endet. Ein Höllenritt, der, wenn es nach Bannon geht, noch gar nicht begonnen hat, denn er sieht in Trump lediglich einen Türöffner für die »wahren Außenseiter«, denen die Schwächen der großen Parteien mit mehr politischem Geschick den Weg an die Macht ebnen wird. Keine Frage, dass der schillernde Steve Bannon da vor allem sich selbst aus der allerdunkelsten rechten Ecke ins Zentrum der Macht reiten sieht.

Kampnagel, Jarrestraße 20, 20.30 Uhr, € 15,–/erm. 9,–





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