Mittwoch, 14.09.2016


Harbour Front Literaturfestival
Harbour Front Literaturfestival

Auftakt mit Cees Nooteboom

Mit einem großen Literaturfest wird in Hamburg schon traditionell im September die literarische Herbstsaison eröffnet. Über 70 Veranstaltungen an 22 Spielstätten stehen vom 14. September bis zum 24. September im Programm, wobei das Festival auch nach der „Kernzeit“ bis zur Frankfurter Buchmesse noch einige Neuerscheinungen vorstellt.

In Hamburg zu Gast sind in den kommenden Tagen und Wochen internationale Literaturstars wie Jonas Jonasson, Leon de Winter, Liao Yiwu, Delphine de Vigan oder Mario Vargas Llosa und natürlich auch viele Autoren aus der deutschsprachigen Literatur: Aus ihren neuen Büchern lesen Rasha Khayat, Stevan Paul, Shida Bazyar, Isabel Bogdan, Ronja von Rönne, Nora Gomringer, Friedrich Ani, Axel Hacke, Roland Schimmelpfennig, Jan Wagner und Teresa Präauer, um nur einige zu nennen.
Die junge deutsche Literatur trifft sich im Nochtspeicher zum Debütantensalon, bei dem 8 Autorinnen und Autoren aus ihren Debütromanen lesen werden. Eine Jury aus Vertretern Hamburger Medien vergibt auch in diesem Jahr wieder den mit 10.000 Euro dotieren Klaus-Michael Kühne-Preis für eines der Debüts.
Eröffnet wird das 8. Harbour Front Literaturfestival von Kultursenatorin Prof. Barbara Kisseler und Prof. Dr. h.c. Klaus-Michael Kühne, dem Hauptförderer des Festivals, mit kurzen Reden. Eröffnungsgast ist der niederländische Schriftsteller Cees Nooteboom. Übersetzungen: Helga van Beuningen. Moderation: Ulrich Greiner.

Kühne Logistics University – The KLU, Großer Grasbrook 15-17, 18.00 Uhr. Eintritt: 12.- Euro.


Buchpräsentation und Gespräch

„Helmut Schmidt – Ein Kanzler mit Weitblick“

Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz stellt das Buch „The Global Cancellor“ (OUP Oxford) Kristina Spohr vor. Im Anschluss diskutieren mit der Historikerin, die als Professorin an der London School of Economics ist, und Olaf Scholz Bundesfinanzminister a.D. Peer Steinbrück und Ministerpräsident a.D. Paavo Lipponen (Finnland). Moderation: Matthias Naß (Die ZEIT).

Moot Court in der Bucerius Law School, Jungiusstr. 6, 12.00 Uhr. Eintritt frei. Anmeldung unter veranstaltungen@zeit.de erforderlich.

Lesung und Gespräch

„Wie wir leben wollen“




Ein Buch als literarisches Statement zu aktuellen politischen Themen, das im Untertitel „Texte für Solidarität und Freiheit“ verspricht, das ist schon ein kleiner Aufreger, immerhin ist es Jahrzehnte her, seit hierzulande Gedichte auf Flugblättern als Polit-Pamphlete verbreitet wurden. Matthias Jügler, der den Sammelband „Wie wir leben wollen“ bei Suhrkamp herausgegeben hat, fordert in seinem Vorwort, dass „Schriftsteller, Publizisten, Intellektuelle und Verlage“ angesichts des verschärften „gesellschaftlichen und politischen Diskurses“ heute „Stellung beziehen“ und „solidarisch sein“ müssten. Er fordert das sogar: „unbedingt“.

Natürlich können sich Schriftsteller ins politische Alltagsgeschäft einmischen, und sie tun das immer wieder auch. Aber überschreitet ein relativ pauschaler Solidarisierungsaufruf dann nicht doch die Grenze durchaus sympathischen Engagements zur Anmaßung? Literatur hat glücklicherweise keine politische Aufgabe in diesem Land, auch wenn es eine lange Geschichte der Vereinnahmungsversuche gibt, Ästhetik dient nicht der Ausgestaltung ethischer Normen. Das ist gut und richtig so. Denn wo die Literatur sich gefällig in die Dienste der Politik stellt, ist sie zielsicher nicht mehr Literatur, sondern Propaganda. Ob die Literatur sich in Zeiten des Umbruchs als Ratgeber empfiehlt, ist jedoch eine Frage, die auch der polnische Schriftsteller Andrzej Stasiuk sich stellte und nonchalant mit Werf selbst beantwortete. In einem Essay über den „heißen Atem der Wirklichkeit“, den Rechtspopulismus und den Zustand Europas, der im „SPIEGEL“ erschien, kam er zu dem Schluss: „Tja – die Literatur ist ratlos. Sie kann die Welt nicht verändern.“ Er beschreibt dann in wenigen Absätzen, wie die Literatur ihn selbst verändert hat, wie die Literatur und dieser andere Ort, über den wir durch die Literatur verfügen, auch wenn wir Gauner, Räuber und Mörder sind und im Knast sitzen, „unser Leben durch ein Vielfaches komplexer“ werden lässt. „Das Geräusch des Lichts“, der neue Roman von Katharina Hagena (Buchpremiere am 6.9.), arbeitet mit diesem Fluchtmoment der Literatur, er dient der Erzählerin in einem Wartezimmer als Bewusstseinsmaschine, durch die sich das nutzlose Warten in ein Erinnern verwandelt, das zugleich ein Vergessen ist, weil es hinaus¬führt aus einer unerträglichen Situation. Hagenas Roman ist einer der Höhepunkte der deutschen Literatur in diesem Herbst. Aber auch der Sammelband „Wie wir leben wollen“ versammelt eine ganze Reihe spannender Beiträge darüber, was Heimat, Fremde und Identität heute bedeuten.

Im Altonaer Theater stellen Inger-Maria Mahlke, Kristine Bilkau, Mirna Funk, Stephan Thome, Nora Bossong, Senthuran Varatharajah, Ulrike Draesner und Heinz Helle ihre Beiträge vor und diskutieren mit dem Herausgeber Matthias Jügler. Moderation: Annabel Wahba.

Harbour Front Literaturfestival im Altonaer Theater, Museumstr. 17, 20.00 Uhr, 14.- Euro.


Lesung

„Mörder Anders und seine Freunde nebst dem einen oder anderen Feind“

Der schwedische Bestsellerautor Jonas Jonasson liest aus seinem neuen Roman. Deutscher Text: Charly Hübner. Moderation: Antje Deistler

Harbour Front Literaturfestival und Buchhandlung Heymann im Audimax,Universität Hamburg, Von-Melle-Park 4, 20.00 Uhr, 14.- Euro.


Literatur und Musik

„Einübung ins Paradies“

Das Hamburger Songwriter-Duo Sasa & der Bootsmann aka Sasa Jansen und Stephan Möller machen Musik und lesen aus einer neu erschienenen Erzählung von Ingo Schulze

Planten un Blomen, Bühne des Musikpavillon, Parkeingang Tiergartenstraße, 19.15 Uhr, Hutspende erwünscht.


Lesung

„Über die Verführung von Engeln“

Der Schauspieler Helmut Gentsch liest zum 60. Todestag von Bertolt Brecht am 14. August aus den Werken erzählt aus dem Leben des Klassikers.

Mathilde Bar Ottensen, Kleine Rainstraße 11, 20.15 Uhr, 7.- Euro.


Sta*-Club

„Salz für die See“

Die US-amerikanische Schriftstellerin Ruta Sepeteys liest aus ihrem neuen Roman, der eine Geschichte vor dem Hintergrund des Untergangs der „Wilhelm Gustloff“ erzählt. Im Januar 1945 wurde die Gustloff von einem sowjetischen U-Boot versenkt. Mit über 9000 Toten gilt ihr Untergang als größte Katastrophe der Geschichte der Seefahrt. Die deutschen Texte liest Jodie Ahlborn. Moderation: Jessica Schlage.

Literaturhaus Hamburg in Kooperation mit Seiteneinsteiger International beim Harbour Front Literaturfestival in der Zentralbibliothek der Hamburger Öffentlichen Bücherhallen, Hühnerposten 1, 10.30 Uhr. Alter: ab 14 Jahre bzw. 9. Klasse. Eintritt: 4.- Euro.
Tickets und Anmeldung für Schulklassen unter Tel.: 040-67956507, E-Mail: info@literaturkontor-hamburg.de.


Lesung

„Ich und van Gogh“

Dr. Stefan Koldehoff liest aus seinem Buch über „Bilder, Sammler und ihre Geschichten“.

Heine-Haus, Elbchaussee 31, 19.00 Uhr. Eintritt: 10.-/3.- Euro.


Lesung

„Hinter der Schriftstellerfamilie Mann“

Zur Eröffnung einer Ausstellung, die sich den Lebensetappen Julia Manns widmet, spricht Dr. Dieter Strauss über ihren Einfluss auf das literarische Werk ihrer Söhne Thomas und Heinrich sowie ihres Urenkels Frido, des Lieblingsenkels von Thomas Mann, der im „Doktor Faustus“ einen frühen literarischen Tod erleidet.

Staats- und Universitätsbibliothek Carl von Ossietzky, Vortragsraum, 1. Etage, 18.00 Uhr Eintritt frei.


Lesebühne

Textlabor Bergedorf

Offene Lesebühne, bei der Texte vorgetragen, gesungen und natürlich auch geslamt werden dürfen. Wer vorlesen möchte, meldet sich ab 18.45 Uhr an. Musik: Wolfgang Holz. Moderation: Volker Pripnow.

BeLaMi, Holtenklinkerstr. 26, 19.30 Uhr. Eintritt frei. Weitere Infos gibt es auf der Website des Textlabors unter http://www.textlabor-bergedorf.de.


Poetry Slam

„Best of Poetry Slam“

Vier Slamer aus der A-Liga der deutschen Szene präsentieren sich in 10 Minuten dem Publikum. Moderation: Michel Abdollahi.

Ernst Deutsch Theater, Friedrich-Schütter-Platz 1, 20.00 Uhr, 11.- bis 19.- Ero inkl. HVV.


Literatur in Hamburg