Montag, 19.06.2017


Lesung mit Maurizio Torchio

Ein Raum nach menschlichem Maß

Maurizio Torchio
Maurizio Torchio, Foto: privat
Er sitzt in einer Zelle, nicht mit all den anderen Kriminellen, sondern völlig isoliert und in Einzelhaft, in einem Raum nach menschlichem Maß, ohne Aussicht je wieder aus diesem Leben ausbrechen zu können. Der italienische Schriftsteller Maurizio Torchio erzählt in seinem mehrfach ausgezeichneten Roman „Das angehaltene Leben“ (Zsolnay Verlag) von der irrationalen Logik einer Nichtwelt, präzise und verstörend. Im Istituto Italiano stellt Maurizio Torchio seinen Roman vor, ein Gespräch mit dem Autor führt die Übersetzerin des Romans Annette Kopetzki (auf Italienisch und Deutsch).


„Mir sind Nerven für das ganze Gefängnis gewachsen. Wenn einer durch den Gang unterm Hof geht, ist es, als ginge er über meinen linken Arm.“ Das ist alles, was dem Gefangenen in seiner Isolation noch an Gegenwart bleibt, doch er klagt nicht an, sondern beschreibt in aller Nüchternheit wie das ist, wenn der eigene Körper sich an ein Gefängnis verliert. Sein einziger Bezug nach Draußen sind die Erinnerungen an Kindheit und Jugend und an die von ihm entführte Kaffeeprinzessin, mit der er Monate, eine Haube auf dem Kopf, damit sie ihn nicht identifizieren kann, in einem Erdloch im Wald ausharrt. Maurizio Torchio, 1970 in Turin geboren, erzählt in einer nüchternen Präzision aus den Gefangenschaften, die in diesem Roman zu durchleiden sind und zum Sinnbild werden für ein universelles Eingeschlossensein, das Einsame, Verlorene, Vergessene ebenso Durchleiden wie der Gefangene, dem die innere Mechanik der Strafanstalt zum zweiten Ich wird. Die Hamburger Übersetzerin Annette Kopetzki hat diesen meisterhaften Roman in ein kongeniales Deutsch gebracht, im letzten Jahr wurde sie für ihre Übersetzung mit einem Hamburger Förderpreis für literarische Übersetzung ausgezeichnet.

Istituto Italiano di Cultura, Hansastr. 6, 19.00 Uhr, Eintritt frei. Anmeldung unter Tel.: 040-39999130 oder per E-Mail an events@iic-hamburg.de.


literatur altonale

Wohnzimmerlesung

Die literatur altonale lädt in die „Polstergemütlichkeit einer fremden Stube“. Es lesen Dagrun Hintze und Tania Kibermanis aus ihren aktuellen Büchern „Ballbesitz. Frauen, Männer und Fußball“ (mairisch Verlag) und „Spleen Royale“ (Rowohlt Verlag).

Anmeldungen zu der Lesung per E-Mail an info@altonale.de, 20.00 Uhr, Eintritt frei, Spende erwünscht, Getränke sollten mitgebracht werden. Weitere Wohnzimmerlesung: 24. Juni, dann mit Gerhild Stoltenberg und Mischa Kopmann.


Lesung

„Sprelacart 3“

Im Rahmen der Reihe lesen Claire Walka, Elisa Helm und Tanja Schwarze neue Texte. Moderation: Sascha Preiß.

Forum Hamburger Autor*innen im Filmraum, Müggenkampstr. 45, 20.00 Uhr, 5.- Euro.


Lesung mit Rasha Khayat

Ein Gefühl von Fremdheit, das unauflösbar scheint

Rasha Khayat
Rasha Khayat, Foto: Anna Maria Thiemann
Rasha Khayat erzählt in ihrem Roman „Weil wir längst woanders sind“ die Geschichte der Geschwister Layla und Basil, die sich sehr verbunden sind, bis Layla eine Entscheidung trifft, die alles verändert und die niemand versteht: Sie beschließt zu heiraten. Einen Mann in der alten Heimat, Saudi-Arabien. Keine Ehe aus Liebe, sondern aus Prinzip.

1978 in Dortmund geboren, ist Rasha Khayat in Jeddah, Saudi-Arabien aufgewachsen. Mit 11 Jahren kam sie dann mit ihrer Familie zurück nach Deutschland. Sie hat Vergleichende Literaturwissenschaften, Germanistik und Philosophie studiert, seit 2005 lebt und arbeitet sie als freie Autorin, Lektorin und Übersetzerin in Hamburg. Mit ihrem Romandebüt „Weil wir längst woanders sind“ erzählt sie nicht nur von einer Reise in die alte Heimat Saudi Arabien, sondern auch aus der Vergangenheit der Familie und von der liebevoll skurrilen saudischen Verwandtschaft. Doch Khayat stellt mit ihrem Roman auch schmerzhafte Fragen: Was treibt eine nicht religiöse, freiheitsliebende junge Frau dazu, sich für ein Land zu entscheiden, in dem Frauen alles andere als frei sind? Wie soll man umgehen mit einem Gefühl von Fremdheit, das unauflösbar scheint?

Rasha Khayat liest in der Bücherhalle Neuallermöhe aus ihrem Debütroman.

Hamburger Öffentliche Bücherhallen und Bergedorf-Bille-Stiftung in der Bücherhalle Neuallermöhe, Fleetpl. 2-4, 18.00 Uhr, Eintritt frei.


Lesung

„Auf den Spuren meiner Mutter“

Peter Koletzki liest aus seinem neuen Roman „Das Leben der Ursula Schulz“.

Eidelstedter Bürgerhaus, Alte Elbgaustraße 12, 19.00 Uhr, Eintritt frei, um eine Hutspende wird gebeten.


Vortrag

„Beruf und Berufung – Dostojewskij als Autor“

Vortrag und Gespräch mit Prof. Dr. Andreas Guski, Universität Basel.

Fjodor M. Dostojewskij-Gesellschaft in der Buchhandlung Boysen + Mauke, Große Johannisstraße 19, 19.30 Uhr, 8.- Euro, für Studierende ist der Eintritt frei.


literatur altonale

altonale Lesebühne

Das Hamburger Literaturnetzwerk „Textfabrique 51“ lädt traditionell zur altonale auf die Lesebühne, auf der Texte aller Genres willkommen sind – mit oder ohne musikalische Begleitung. 8 Minuten Lesezeit stehen pro Autor dafür zur Verfügung. Das Publikum vergibt den „Bahman-Preis“, benannt nach dem gastgebenden Betreiber des Bistros, der mit einer Trophäe dotiert ist.

Literatur altonale im Bistro Roth, Rothestraße 34, 19.30 Uhr, 5.- Euro. Anmeldung für Lesende und Gäste per E-Mail an elbaol(at)gmx.de.

Literatur in Hamburg