Mittwoch, 26.10.2016


Lesung Shumona Sinha

Das Schweigen hörbar machen

Shumona Sinha
Shumona Sinha, Foto: Patrice Normand
Mit ihrem Roman über eine Migrantin, der als Dolmetscherin in einer Asylbehörde in Paris das Rechtsempfinden so grundlegend durcheinandergerät, dass sie in der Metro einen Migranten erschlägt, hat Shumona Sinha in Frankreich einen Skandal ausgelöst – und ihre Arbeit als Dolmetscherin verloren. Tatsächlich ist der 1973 in Kalkutta geborenen Sinha, die seit 2001 in Paris lebt, mit „Erschlagt die Armen!“ ein Lehrstück über die europäische Asylpolitik gelungen, das die Debatten über Flüchtlinge, die seit Monaten auch hierzulande durch die Flure fegen, literarische überzeichnet vorwegnimmt. In Frankreich hat sie sich damit nicht nur Kritik eingehandelt, ihr Roman wurde auch gleich mehrfach ausgezeichnet.

„Manchmal aber dienen Worte auch dazu, das Schweigen hörbar zu machen, es einzufassen wie ein Mäuerchen einen Brunnen“, schreibt Sinha in ihrem neuen Roman „Kalkutta“. Die in Paris lebende Trisha ist zur Einäscherung ihres Vaters nach Kalkutta gekommen, und im verlassenen Elternhaus beginnt eine poetische Erinnerungsreise, die sie nicht nur weit zurück in der Geschichte ihrer Familie führt, sondern auch in die bewegte Geschichte ihrer Heimat. Auf dem Dachboden findet sie die rote, eingestaubte Decke und erinnert sich, wie sie den idealistischen Vater, der gegen alle Widerstände einen westlichen Lebensstil pflegte, eines Nachts einen Revolver darin verstecken sah.
Shumona Sinha verbindet die Erzählungen über den Vater, ihre Kindheit und Jugend, mit der politischen Vergangenheit Westbengalens – von der britischen Kolonialzeit bis zur jahrzehntelangen kommunistischen Regierung seit den späten 1970er Jahren. Gleichzeitig wirft sie einen so differenzierten wie befreienden Blick auf Kalkutta, eine Stadt, die bei uns fast nur durch ihre dunkle Seite bekannt ist, von ihren Bewohnern aber „Stadt der Freude“ genannt wird.

Shumona Sinha liest aus „Kalkutta“. Den deutschen Text liest Franziska Herrmann. Moderation: Julia Encke.

Literaturhaus, Schwanenwik 38, 19.30 Uhr, 12.-/8.- Euro.


Lesung mit Ann Cotten

„So offen die Welt“

Im Rahmen einer Ringvorlesung der Universität Hamburg liest Ann Cotten aus ihrem Versepos „Verbannt“ und diskutiert mit der Religionspädagogin Nathalie Dickscheid.

Universität Hamburg, Edmund-Siemers-Allee 1, Hörsaal C, 20.00 Uhr.


Jüdischer Salon

„Wir Flüchtlinge“

Thomas Meyer hat den Essay „Wir Flüchtlinge“ der politischen Theoretikerin Hannah Arendt für eine Neuausgabe um ein Nachwort ergänzt. Im Gespräch mit Miriam Rürup stellt er die provokanten und innovativen Thesen Arendts auf ihren möglichen Beitrag zu aktuellen politischen Debatten um Geflüchtete vor und stellt sie zur Diskussion.

Jüdischer Salon im Café Leonar, Grindelhof 59, 20.00 Uhr, 10.-/7,50 Euro.


Lesung

„Stimmen indonesischer Lyrikerinnen“

Dorothea Rosa Herliany, Nenden Lilis Aisyah und Hanna Fransisca lesen Gedichte und sprechen über ihre Literatur. Die Lesung findet auf Indone¬sisch und Deutsch statt.

Deutsch-Indonesische Gesellschaft Hamburg e.V. und Arbeitsbereich Austronesistik der Universität Hamburg im Asien-Afrika-Institut, Edmund-Siemers-Allee 1 (Ost), Raum 122, 19.00 Uhr, Eintritt frei.


Lesung

„No Problem, Sir!“

Der Autor und Theatermacher Sven j. Olsson liest Geschichten aus und über Indien.

Hamburger Öffentliche Bücherhallen, Bücherhalle Wandsbek, Wandsbeker Allee 64, 18.00 Uhr, Eintritt frei.


Vortrag

„`Nur´ Heinrich Heines Papierverkäufer?“

Vortrag von Dr. Claus Gossler über den jüdischen Wohltäter Eduard Michaelis (1771-1847).

Verein für Hamburgische Geschichte und Staats- und Universitätsbibliothek Carl von Ossietzky, Vortragsraum, 1. Etage, 18.00 Uhr, Eintritt frei.

Literatur in Hamburg