Freitag, 27.01.2017


Lessingtage 2017

Um alles in der Welt

Sven Amtsberg
„Wallenstein“ in der Regie von Michael Thalheimer, Foto: Katrin Ribbe
„Besonders und anders“ sollen sie sein, die Lessingtage 2017, die sich bisher stets eher interkulturellen Fragestellungen und Perspektiven widmeten, so verspricht es Joachim Lux, der Intendant des Thalia Theaters. In diesem Jahr konzentriert sich das Festival auf ein Ereignis, das Europa vor 500 Jahren revolutionierte: die Reformation.

Bundestagspräsident Norbert Lammert wird am 29. Januar bei den Lessing-Tagen zum Thema „Toleranz und Gewalt. Über das Verhältnis von Religion und Politik“ sprechen. Und zum Auftakt gibt es „95 mal x – Thesen zu Glauben und Religion“ von Hamburger Schülerinnen und Schülern. In einer Kunstaktion auf dem Gerhart Hauptmann-Platz werden die Statements ab 12.00 Uhr vorgestellt. Am Abend steht dann eine A-Premiere auf dem Programm: „Mutter Courage und ihre Kinder von Bertolt Brecht mit Musik von Paul Dessau in der Regie von Philipp Becker. Ebenfalls im Festivalprogramm steht mit „Wallenstein“ seit Jahrzehnten der erste Hamburg-Auftritt der Berliner Schaubühne – und eine große Klassiker-Inszenierung: Fast zehn Jahre hat Friedrich Schiller an seiner Wallenstein-Trilogie gearbeitet, sein Wissen über den dreißigjährigen Krieg hat hier ebenso Eingang gefunden wie seine dramentheoretischen Überlegungen. Michael Thalheimer hat die Wallenstein-Trilogie auf einen dreistündigen Theater-Abend verdichtet, der für den 31. Januar, 19.30 Uhr und den 1. Februar, 18.00 Uhr, im Festivalprogramm steht. Im Anschluss an die Aufführung am 1. Februar wird Iris Radisch ein Gespräch mit Michael Thalheimer und Dr. Johann Hinrich Claussen über das Stück führen.
Ebenfalls aus Berlin zu Gast ist eine Auftragsproduktion von Boris Nikitin, der mit seinem Theater-Fragment „Martin Luther Propagandastück“ am 29. und 30. Januar eine Mischung aus freidrehendem Diskurs und atheistischer Motivations-Predigt des Performers Malte Scholz auf die Bühne bringt. Unterstützt wird er von dem dreißigköpfigen Unity Gospelchor Pankow.
Die Regisseurin Jette Steckel hat im Vorfeld der Lessingtage zehn Autoren*innen, Filmregisseure*innen und Songwriter*innen gebeten, sich mit einem der Zehn Gebote zu beschäftigen. Es sind dann tatsächlich 11 Gebote bearbeitet worden, weil Rocko Schamoni meinte, ein 11. Gebot dürfte nicht fehlen. Mit Beiträgen über das „Grundgesetz der Menschheit“ (4. und 5.2.) beteiligen sich u.a. Dea Loher, Sherko Fatah und Nino Haratischwili.
Bei einer „Langen Nacht der Weltreligionen“ (2.2.), die schon traditionell im Rahmen des Festivals stattfindet, treffen sich u.a. Bischöfin Kirsten Fehrs, Erzbischof Stefan Heße, Joachim Lux, Pajam Sobhani und Wolfram Weiße zum Gespräch über „Reformation und Rebellion“.
Im Rahmenprogramm steht schließlich „Die Bibel für Ungläubige“ (Kunstmann Verlag), in der Guus Kuijer von einer Gruppe eigensinniger Menschen erzählt, die sich, aus dem Paradies verbannt, auf eine rastlose Reise durch das Zweistromland begeben.

Thalia Theater, Alstertor 1.,
Eröffnung der „Lessingtage“ ab 12.00 Uhr auf dem Gerhard Hauptmann-Platz.


Gedenkveranstaltung

„Geister aus einer kleinen Stadt“

Zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus liest Ivan Ivanji aus seinem Buch über die Menschen in einer kleinen Stadt im Banat Ende der 1930er Jahre, die im harmonischen, nahezu idyllischen Miteinander leben, in einem „melting pot“ von Sprachen und Religionen. Jeder von ihnen hat eine andere Strategie, sich auf die Zukunft einzustellen - doch kaum einer wird den Nationalsozialismus überleben. Der Schriftsteller, Übersetzer und Diplomat Ivan Ivanji wurde 1929 als Sohn einer jüdischen Ärztefamilie geboren und überlebte die NS-Konzentrationslager Auschwitz und Buchenwald.
Vor der Lesung sprechen Hauptpastor Alexander Röder und Sabine Witt (Hamburger Autorenvereinigung). Musikalische Begleitung: Manuel Gera, Orgel.

Hauptkirche St. Michaelis, Englische Planke 1, 18.00 Uhr. Eintritt frei.


Horst-Tomayer-Abend

Das Wort Hottes

Die “drei Chronöre Horst Tomayers” Fritz Tietz, Christoph Hofrichter und Marit Hofmann präsentierten Texte und (Bewegt-) Bilder von und mit Horst Tomayer.
Polittbüro, Steindamm 45, 20.00 Uhr, 15.-/10.- Euro.


Poetry Slam

„8 min Eimsbüttel“

Vertreter der Dichtkunst treten zum Wettstreit an, und wenn sonst beim Poetry-Slam in 5 Minuten alles gesagt sein muss, gibt es bei diesem Slam eine Gnadenfrist von 3 Minuten. Ob „hitzig oder lyrisch, klug oder wüst“, es darf gelesen werden, was gefällt. Moderation: Friederike Moldenhauer.

Auster Bar, Henriettenweg 1, 20.00 Uhr, 4.- Euro. Für Vorlesende ist der Eintritt frei.

Literatur in Hamburg