Dienstag, 06.12.2016


Lesung mit Harald Martenstein

Sex, Kinder, Tiere und Nazis

Harald Martenstein
Harald Martenstein, Foto: Bertelsmann Verlag
Seine Kolumnen sind so vielseitig wie es das Leben vorschreibt. Und witzig, nachdenklich, sarkastisch, skurril, manchmal wütend, das sind sie auch. Nett ist der Kult-Kolumnist, preisgekrönte Autor und Humorist Harald Martenstein dagegen nicht. Jedenfalls nicht in seinen Kolumnen. Davon hätte ja auch niemand was. Seit einigen Jahren erntet er immer wieder sogar Hasstiraden. Doch „Nettsein ist auch keine Lösung“, wie schon der Titel seines neuen Sammelbandes mit „Einfachen Geschichten aus einem schwierigen Land“ annonciert. Zum Yachtclub stellt Harald Martenstein seine neue Kolumnensammlung mit „einfachen Geschichten aus einem schwierigen Land“ vor. Moderation: Friederike Moldenhauer und Tina Uebel.

Zum Auftakt seiner „einfachen Geschichten“ unternimmt Harald Martenstein eine „Standortbestimmung“, die man als ganz schön nüchternes Resümee des Kolumnisten lesen kann, der seit einigen Jahren nicht nur seinen Lebensalltag, Frauen und Männer, „Sex und Nudelsiebe“ thematisiert, sondern sich auch zu Themen wie „Gender, politische Korrektheit und Feminismus“ äußert. Er ist „da so hineingeschlittert“, ahnungslos wie er war. Und er hat es mit „verbissenen Leuten“ zu tun bekommen und die Erfahrung gemacht, dass es Themen gibt, die in der Presselandschaft mit großer Vorsicht behandelt werden. In der darauf folgenden Kolumne philosophiert er dann zuerst einmal meisterhaft über Katzen mit Hitlerbärten und freut sich darüber, dass er vier Paradethemen auf nur zweieinhalb Seiten unterbringen durfte: Sex, Kinder, Tiere und Nazis. So kuschelig geht es dann natürlich nicht weiter, egal, ob er über „Missionare“ schreibt, über „Gott“, das „Fasten“, „Intelligenz“, „Nichtschwimmer“ und „Arschlöcher“, er eckt gerne an, der Harald Martenstein. Und provoziert damit Widerspruch und Belehrung. Bei vielen Kolumnen hat er einen oder mehrere Kommentare aus dem Internet mit ins Buch aufgenommen. Auf „lobende Kommentard“ hat er dabei „schweren Herzens“ verzichtet. Deshalb stehen da dann oft Sachen wie: „Prototyp des privilegierten Ignoranten“ (Townsville) oder „verwirrter reaktionärer Bourgeois“ (Profi-Trollerin). Richtig freundlich ist dagegen noch ein Kommentar wie dieser: „„Erinnert stark an Kishon“. Da braucht man dann nur noch ergänzen: „Das sind wir von Ihnen ja gewohnt“ („Cherrypicker“).

Nochtspeicher, Bernhard-Nocht-Str. 69a, 20.00 Uhr, 9.- Euro.


Lesung mit Tomer Gardi

„Broken german“




Einen „Parforceritt wider sämtliche Konventionen“ (Dennis Pohl, Spex), geschrieben in gebrochenem Deutsch, das die Grammatik „destruiert“, um hinter ihr „das eigentlich Entscheidende freizulegen“ (Klaus Kastberger) stellt Tomer Gardi mit seinem bei Droschl erschienenen Großstadtroman vor, den man streckenweise als Krimi, dann wieder als Mutter-Sohn-Geschichte lesen kann und schließlich auch als Sammlung von Migrantenstories.

Jahre, nachdem Radili sich nach bedrohlichen Anpöbelungen durch Skins ein Messer gekauft hat, kehrt er als Erwachsener in dieselbe Stadt zurück, und seine neuen Freunde aus der „linksradikalen WG“ wollen einen Film daraus machen. Die Suche nach dem damals vergrabenen Messer ist die erste von vielen Situationen, die der Erzähler vor uns abrollt, fallen lässt, neu aufnimmt und auf ganz unorthodoxe Weise miteinander verknüpft. Er entwickelt eine Szene im Jüdischen Museum, die in einen Krimi mündet, er bespricht mit seiner Mutter Erinnerungen an ein von den Deutschen besetztes Dorf in Rumänien („Eine dicke Mann, der seine Ärmel hoch rollt, fast bis zum Achsel, und sagt, bis hierher, bis hierher hätte ich, bis hierher hätte ich meine Ärme in Judenblut eintauchen, lebt in meine Mutter“), er rekapituliert einen Schulausflug zu archäologischen Grabungen im Norden von Israel, und immer wieder finden wir uns in der „Bar zum Roten Faden“, in Lokalen und Callshops wieder, in denen Radili und seine Freunde Amadou, Fikert, Anuan, Abayomi und Jamal abhängen.

Buchhandlung Schanzenviertel, Schulterblatt, 20.00 Uhr, 3.- Euro.


Lesung

Heimito-von-Doderer-Abend




Zum 50. Todestag des österreichischen Schriftstellers Heimito von Doderer (1896-1966), den Literaturkenner oft in einem Atemzug mit Proust und Dostojewski nennen, stellt der Literaturkritiker Klaus Nüchtern sein Buch „Kontinent Doderer – Eine Durchquerung“ (C. H. Beck) vor, das den verschlungenen Weg des Österreichers vom verwöhnten und finanziell abhängigen Spross einer reichen Adelsfamilie hin zum gefeierten Schriftsteller nachzeichnet. Eva Menasse präsentiert ihr Buch „Heimito von Doderer. Leben in Bildern“ (Deutscher Kunstverlag). Aus den Werken von Heimito von Doderer liest der Schauspieler Helmut Mooshammer.

Literaturhaus, Schwanenwik 38, 19.30 Uhr, 12.-/8.- Euro.


Lesebühne

„Liebe für alle“

Lesebühne mit Katrin Seddig, Ella Carina Werner, Piero Masztalerz, Anselm Neft, Julia Mateus und ihrem Stargast Lars Dahms, bei der von „funkensprühenden Essays“ bis zu „Pimmelwitzen“ für jeden was dabei ist. Zusätzlich gibt es auf Wunsch auch noch „eine liebevolle Umarmung von einem Ensemblemitglied“.
Grüner Jäger, Neuer Pferdemarkt 36, 19.30 Uhr, 5.- Euro.


Lesung

„Königin der bunten Tüte“

Die Autorin und Nachrichtensprecherin Linda Zervakis liest aus ihrem Buch mit „Geschichten aus dem Kiosk“.

Harburger Theater, Museumsplatz 2, 20.00 Uhr, 16.- Euro.


Literatur im Gespräch

„Caffè letterario“

Auf dem Programm des deutsch-italienischen Literaturtreffs steht der Roman „La streghe di Lezavacche” von Simona Lo Iacono.

Istituto Italiano di Cultura, Hansastr. 6, 19.00 Uhr, Eintritt frei. Anmeldung unter Tel.: 040-39999130 oder per E-Mail an iicamburgo(at)esteri.it


Lesung

Mathilde-Slam

Unter dem Motto „Familie?“ präsentieren beim Poetry-Slam im „Mathilde“ Autorinnen und Autoren in höchstens 5 Minuten Lesezeit einen eigenen Text. Der Publikumssieger darf sich über eine Flasche „Tullamore Dew“ freuen und startet beim nächsten Slam auf Platz 1. Auf die Bühne können nur 10 Autoren. Wer lesen möchte, sollte früh da sein oder sich anmelden (www.mathilde-hh.de).

Mathilde – Literatur und Café. Bogenstr. 5, 20.15, 5.- Euro. (Für Vorlesende frei.)


Poetry Slam

„Dichterliga“

Einen „Slam wie eine Heimat“ verspricht „Kampf der Künste“ für diesen Slam, bei dem lokale Poeten gegeneinander antreten und mit ihrem Sieg oder dem Platz auf dem Treppchen Punkte sammeln können. Die wiederum gehen in die Gesamtwertung ein und am Ende der Saison darf man sich vielleicht nicht nur über den Sieg der „Dichterliga“ freuen, sondern auch über einen Startplatz beim spektakulären Saisonfinale. Moderation: Rasmus Blohm.

Kampf der Künste. Molotow. Spielbudenplatz 5, 20.30 Uhr, 5.- Euro.


Vortrag

„Go East – Go West!“

Im Rahmen der Vortragsreihe über „Transnationale und translinguale Praktiken und Identitäten zwischen Deutschland und Mittelosteuropa“ spricht Prof. Dr. Angelika Redder über „Mehrsprachigkeit in Hamburg – heute oder morgen“.

Universität Hamburg, Philosophenturm, Hörsaal F, Von-Melle-Park 6, 18.00 Uhr, Eintritt frei.

Literatur in Hamburg