Mittwoch 23.01.2019
Lesung mit Miljenko Jergović
Das Licht zwischen uns und unseren Träumen
Miljenko Jergovic, Foto: Miodrag Trajkovic
Jede Straße führt ihn in dieser Stadt in die Vergangenheit seiner traumatisierten Heimat und setzt einen Erinnerungsprozess in Gang, in dem er sich mit ihrem Erbe und der Geschichte seiner Familie auseinandersetzt, der Geschichte der Stublers. Als Kinder des einstigen Habsburgerreichs, waren sie als Eisenbahner auf dem Balkan Zugereiste, und jeder Krieg stellte ihre Identitäten und Loyalitäten neu auf die Probe, gedient und gestorben wird in der Royal Air Force, in der Armee von Tito und von Hitler, ähnlich variantenreich sind die Sprachen und nationalen Zugehörigkeiten in der Familie.
Miljenko Jergović ist aus dieser Familiengeschichte das Gefühl der Fremdheit geblieben. Die stets mitschwingende Frage nach der Identität wird für seinen Roman zum Motor der Geschichte, die Fakten und Fiktion vermischend zeigt, was es bedeutet, in einem Vielvölkerstaat zu leben, vor allem, wenn man nicht der Mehrheit angehört. Von der Literaturkritik wurde Miljenko Jergović für seinen Roman als »ein europäischer Schriftsteller von Weltrang« (»Literaturen«) gefeiert, Saša Stanišić brachte es so auf den Punkt: »Das ist ein großes Buch, und so viele große Bücher liest man nicht, aber wenn man eines erwischt, dann weiß man das sofort« (»Die ZEIT«).
Literaturhaus, Schwanenwik 38, 19.30 Uhr, € 12,–/8,–