Montag 14.10.2019


Podiumsdiskussion

Das weite Feld der vorletzten Dinge

Matthias Politycki
Matthias Politycki, Foto: Alexander Tempel
Was sie verbindet ist, dass sie sich in das aktuelle politisch-gesellschaftliche Gespräch einmischen: Ulrich Greiner, langjähriger Feuilleton-Chef der ZEIT, heute Präsident der Freien Akademie der Künste in Hamburg, hat sich vor zwei Jahren »Heimatlos« (Rowohlt Verlag) gemeldet und für das »Recht, rechts zu sein« plädiert; Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien in Hamburg, analysiert in seinem neuen Buch »Zerstörung« (Hoffmann und Campe) die Erosion der gesellschaftlichen Mitte und erklärt »Warum wir für den gesellschaftlichen Zusammenhalt streiten müssen«; der Schriftsteller Matthias Politycki hat sich mit dem Philosophen Andreas Urs Sommer zum Streitgespräch getroffen. Gemeinsam haben sie das Buch »Haltung finden – Weshalb wir sie brauchen und trotzdem nie haben werden« geschrieben. Darüber diskutiert Matthias Politycki in der Freien Akademie mit Carsten Brosda, das Gespräch moderiert Ulrich Greiner.

Andreas Urs Sommer, der Philosophie an der Universität Freiburg lehrt und die Forschungsstelle »Nietzsche-Kommentar« der Heidelberger Akademie der Wissenschaften leitet, ist nicht so leicht aus der Reserve zu locken und doch einer, der im politisch-gesellschaftlichen Diskurs klare Kante zeigt. Das verbindet ihn mit Matthias Politycki. Gemeinsam haben sie zudem die Beschäftigung mit der Philosophie Friedrich Nietzsches. Sein »Perspektivismus«, heißt es in »Haltung finden«, »das spielerische Betrachten der Welt aus verschiedensten Blickwinkeln« habe ihr Denken geprägt. Eröffnet wird ihr Streitgespräch in »Haltung finden« durch einen Brief, den sie als Vorbemerkung an die »Liebe Linke!« (Politycki) und die »Liebe Rechte!« (Sommer) richten, bevor dann Grundsätzliches ebenso auf dem Prüfstand steht wie Tagespolitisches. Es geht um »Blaubeeren, Tannenzapfen« und den »deutschen Alltag«, es geht um das »Glück und das neoliberale Recht auf Unglück«, natürlich auch um »Grenzprobleme«, um Europa »als Idee und Erscheinung« und »deutsche Befindlichkeiten«. Die üblichen Links-Rechts-Schemata verfangen bei diesem Diskurs nur selten, denn hier wird »ein Feld der vorletzten Dinge« gemeinsam beackert, »auf dem Letztgültiges und Felsenfestes nicht anzutreffen ist«. Man darf vermuten, dass das auch auf dem Podium in der Freien Akademie so sein wird, wenn Matthias Politycki, Carsten Brosda und Ulrich Greiner ihre Meinungen zu einer Haltung bündeln.

Freie Akademie der Künste in Hamburg, Klosterwall 23, 19.00 Uhr, € 12,–/8,-





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