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Dienstag 24.09.2024
Lesung mit Arno Geiger
»Reise nach Laredo«
Arno Geiger, Foto: Heribert Corn
Er ist einer der erfolgreichsten Autoren der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur, hochgelobt und vielfach ausgezeichnet. Zu Bestsellern wurden u.a. sein mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichneter Familien- und Geschichtsroman »Es geht uns gut«, das erzählende Sachbuch »Der alte König in seinem Exil« und der Briefroman »Unter der Drachenwand«. In seinem neuen Roman »Reise nach Laredo« erzählt der in Wien und Vorarlberg lebende Arno Geiger nun aus einer fernen Zeit und ruft das klassische Topos vom Edelmann und seinem Gehilfen auf, die gemeinsam ein großes Abenteuer bestehen. Arno Geiger liest in der Christianskirche aus seinem Roman.
Vorausschicken muss man für die Lektüre dieses Romans, dass sie zu Anfang ein wenig Geduld erfordert, denn die fantastische Reise, von der da erzählt wird, hat ein Vorspiel: Wir schreiben das Jahr 1558, Karl V. hat sich nach seiner Abdankung als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches in einen Palast neben dem Kloster von Yuste in Spanien zurückgezogen. Er will ein Bad nehmen und beschäftigt damit seinen halben Hofstaat, denn es braucht eine eigens entwickelte Hebevorrichtung und drei Knechte, die sie bedienen, um den schwer an Gicht leidenden, nahezu unbeweglichen und zur Völlerei neigenden Herrscher in den Zuber mit heißem Wasser zu transportieren. Später sitzt er in einem Spezialstuhl auf der Terrasse, den sein Uhrmacher für ihn angefertigt hat, empfängt seinen Leibarzt, macht ein Schläfchen und ruft dann einen Jungen zu sich, der allein auf der Außenmauer des Klosters unterwegs ist. Der elfjährige Geronimo wächst bei Majordomus Oberst Quijada auf, er weiß nicht, dass er eines der unehelichen Kinder des Kaisers a.D. ist und wagt es nicht, ihm zu widersprechen, als der ihm vorschlägt, in der Nacht mit ihm durchzubrennen.
Es ist so eine Art Zauber der Literatur, der es erlaubt, dass die »Reise nach Laredo« in jener Nacht und in strömendem Regen tatsächlich beginnt. Der Kaiser außer Dienst gibt dafür all das auf, was sein Leben bisher bestimmt und getragen hat, seinen Reichtum, seinen Hofstaat und die ihm verbliebene Macht. Im Gegenzug erhält er, worauf es wirklich ankommt: Freundschaft, Liebe, Unbeschwertheit und Freiheit. Dafür macht sich Karl, der viel zu behäbig und krank ist, um sich noch auf das Pferd zu schwingen, das der Junge für ihn gebracht hat, sogar auf einem Maulesel auf den Weg in sein vielleicht größtes Abenteuer. Und findet unterwegs mit Arno Geiger auch eine Erklärung für die unverhoffte Zusatzrunde, die ihm das Schicksal gewährt: »Erst wenn man die Wahrheit schreibt, ist eine Geschichte aus. Also nie.«
Altonaer Kulturmeile in der Christianskirche, Ottenser Marktplatz 6, 19.30 Uhr, € 14,–