Dienstag, 12.12.2017


Lesung Sasha Marianna Salzmann

Außerhalb der Zeit

Sasha Marianna Salzmann
Sasha Marianna Salzmann, Foto: Heike Steinweg
Es ist eines der gefeierten Debüts dieses Jahres, gelobt für seine Wucht und Direktheit, ausgezeichnet mit dem Ponto-Preis und auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis. Sasha Marianna Salzmann, 1985 in Wolgograd geboren, 1995 mit ihrer Familie nach Deutschland gekommen, ist als Theaterautorin schon seit Jahren eine Größe. In ihrem Prosadebüt „Außer sich“ erzählt sie nun von der Suche nach einer Identität jenseits vordergründiger Zuschreibungen und die Geschichte einer Familie. Sasha Marianna Salzmann liest im Thalia Theater aus ihrem für den Deutschen Buchpreis nominierten Romandebüt.

Als Alissa zusammen mit ihrem Zwillingsbruder Anton im Zug von Moskau nach Berlin sitzt, hat sie klebrige Hände von dem fettigen Hähnchen, das sie gegessen haben. Stunden später kotzt sie ihrem Onkel, der gekommen ist, um die Familie abzuholen, zur Begrüßung auf die Schuhe. „Entschuldigung“ soll sie daraufhin sagen, auf Deutsch. Das fettige Hähnchen und der Brechreiz begleiten sie später auch bei der Einreise in die Türkei. In Berlin hat sie ihr Mathematikstudium geschmissen, weil es sie vom Boxtraining abhält, in Istanbul begibt sie sich auf die Suche nach dem verschwundenen Bruder. Es ist eine Reise in ihre Familiengeschichte, die im Erzählfluss in russischen, jiddischen und türkischen Einsprengseln auch sprachlich geborgen wird. Doch vor allem ist es eine Reise, bei der sich die Grenzen auflösen. Mutterland, Vaterland, Familie und Geschlecht, all das ist aus der eigenen Geschichte gefallen und muss sich in dieser Stadt außerhalb der Zeit neu finden, wenn sich Alissa nicht verlieren will. Sie beginnt eine Affäre mit der Tänzerin Katüscha, und als die ihr erklärt, keine „Sie“ sondern ein „Er“ zu sein, purzeln im Text nicht nur die Personalpronomen durcheinander. Für Alissa wird diese Begegnung zum Ausgangspunkt radikaler Veränderungen. Dennoch bleibt die Suche nach Anton und dem eigenen Ich brüchig. Alissa reiht ihre „Vielleichts aneinander, Kügelchen für Kügelchen“, bis ihr Möglichkeitsraum am 15. Juli 2016 mit dem Putschversuch in Istanbul geschlossen wird.

Thalia Theater, Theaterbar Nachtasyl, Alstertor, 20.30 Uhr, 12.- Euro.


Lesung

„Morgen ist es vorbei“

Kathrin Weßling liest aus ihrem Erzählband.

Kampf der Künste im Nochtspeicher, Bernhard-Nocht-Str. 69a, 20.00 Uhr, 10.- Euro.


Chaosgala

„Schund und Asche“

Moritz Neumeier und Till Reiners laden zur „Chaosgala“, einer Show „gegen die Unwissenheit, die einen befällt, wenn man sich fragt, was das hier alles eigentlich soll“.

Polittbüro, Steindamm 45, 20.00 Uhr, 15.-/10.- Euro.


Literatur im Gespräch

„Auf dem Prüfstand“

Christine Knödler, Alex Rühle und Jo Lendle diskutieren über Neuerscheinungen der Kinder- und Jugendliteratur.

Literaturhaus, Schwanenwik 38, 19.30 Uhr, 10.-/6.- Euro.

Literatur in Hamburg