Donnerstag, 13.02.2025
Lesung mit Jake Lamar
»Das schwarze Chamäleon«

Jake Lamar, Foto: Ulf Andersen
Das Krimiereignis der vergangenen Monate ist eine »böse schwarze Komödie« (New York Times Book Review) von einem Meister des Genres: Der in Paris lebende US-amerikanische Schriftsteller Jake Lamar wurde 2024 mit dem CWA Dagger Award für seinen neuen Kriminalroman ausgezeichnet. Er ist zugleich beißende Gesellschaftssatire und provokante Auseinandersetzung mit Race und Politik in den USA der letzten Jahrzehnte. In einer eisigen Februarnacht im Jahr 1992 wird Clay Robinette, ein in Ungnade gefallener Reporter und Dozent für »Creative Non-Fiction«, von einem Professorenkollegen an die Uni gelockt und findet dort die Leiche einer weißen Frau. Es ist eine Studentin, mit der Clay bis kurzem eine Affäre hatte. Er weiß, dass er den Mörder entlarven muss, bevor er selbst zum Hauptverdächtigen wird, und er ist überzeugt, dass die Tote vom FBI dort platziert wurde, um ihn aus dem Weg zu schaffen. Jake Lamar stellt seinen Krimi zusammen mit dem Autor und Übersetzer Robert Brack vor.
Buchladen in der Osterstraße, Osterstr. 171, 20.00 Uhr, € 8,–
Jüdischer Salon
»Lieder von Freiheit und einer besseren Welt«
Der Autor, Schauspieler und Musiker Daniel Kahn präsentiert Arbeiterlieder und Protestsongs auf Jiddisch. Gastgeberin ist Kristina Omelchenko.Lieder, die die soziale Ungerechtigkeit anprangern, sind sein Markenzeichen und er singt sie am liebsten auf Jiddisch. Die Sammlung der traditionellen jiddischen Arbeiterlieder und Protestsongs hat er sich längst einverleibt, sie systematisch entstaubt, modernisiert und um unzählige eigene Kompositionen erweitert. Er reichert sie an mit seinen englischen Übersetzungen und macht die Musik so auch denen zugänglich, die kein Jiddisch verstehen. Angesichts weltweit wachsender sozialer Ungleichheit sind diese alten Protestlieder hochaktuell.
Umgekehrt hat Kahn Liedermacher wie Bob Dylan, Leonard Cohen, Bruce Springsteen oder Tom Waits ins Jiddische übersetzt oder Texte von Brecht, Tucholsky und Eisler vertont. Mit einer Liebeserklärung an eine Sprache, die heute nur noch eine Minderheit spricht, die hartnäckig als Jargon stigmatisiert und immer wieder für tot erklärt wird.
Jüdischer Salon im Tonali Saal, Kleiner Kielort 3-5, 20.00 Uhr, € 12,–/8,–/5,–
Lesung und Gespräch mit Sebastian Conrad
»Die Königin«
Der Historiker Sebastian Conrad stellt sein für den deutschen Sachbuchpreis 2024 nominiertes Buch »Die Königin. Nofretetes globale Karriere« vor, in dem er erzählt, unter welch dubiosen Umständen die Büste Nofretetes im Zeitalter des Kolonialismus nach Berlin gelangte und wie seither um ihren Besitz gerungen wird. Zudem untersucht er, warum Künstlerinnen wie Beyoncé und Rihanna sich heute als moderne Nofretetes inszenieren.
Wie wurde eine ägyptische Königin zur globalen Ikone? Ihre Entdeckung im ägyptischen Tell el Amarna war eine Sensation, ihre erstmalige Präsentation 1924 in Berlin sorgte für Furore weit über Deutschland hinaus. Was ist der Grund
dafür, dass die weltberühmte Büste der Nofretete heute an ganz unterschiedlichen Orten als Inbegriff weiblicher Schönheit verstanden wird? Und wie kommt es, dass Nofretetes Zauber mehr als drei Jahrtausende unbeschadet überstanden hat?
MARKK, Museum am Rothenbaum, Kulturen und Künste der Welt, Rothenbaumchaussee 64 19.00 Uhr, € 5,–, freier Eintritt für Studierende
HAM.LIT
Lange Nacht junger Literatur und Musik

Mia Raben, Foto: Kathrin Spirk
Ein gefeiertes Debüt bringt Ruth-Maria Thomas mit zu der langen Nacht im Bunker in der Feldstraße: Sie wurde mit »Die schönste Version« u.a. für den Deutschen Buchpreis nominiert und für «ein bedrückend-berückendes Generationenporträt der Millennials» (FAZ) gefeiert. Die 1993 in Cottbus geborene Autorin, die am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig studierte, erzählt in ihrem Roman die Geschichte von Jella und Yannick und ihrer großen Liebe, bei der alles gelingen soll und dann gehörig schief geht. »Kleine Monster« stellt die österreichische Drehbuchautorin und Schriftstellerin Jessica Lind bei der HAM.LIT vor. Sie erzählt in ihrem Roman über die Illusion einer heilen Kindheit und die zerstörische Kraft des Ungesagten.
Ganz anderen Stoff hat der Hamburger Autor, Musiker und Musikproduzent Johann Scheerer dabei, er stellt in einer Vorab-Premiere seinen im April erscheinenden Roman »Play« vor. Der Roman erzählt von einem Musikmanager, der mit seinen vier Kindern auf Tour mit einem drogensüchtigen Weltstar geht.
Von einer weltberühmten Romanfigur erzählt in ihrem Romandebüt »Bye Bye Lolita« die Schauspielerin Lea Ruckpaul. Sie blickt mit Dolores Haze, der Lolita aus Vladimir Nabokovs gleichnamigem Roman, zurück auf ein Leben, das von einem Klischee geprägt wurde. Die Geschichte einer Selbstbehauptung stellt auch die Hamburger Autorin Mia Raben vor. In ihrem Romandebüt »Unter Dojczen« gibt sie den vielen »Live-Ins«, die in Polen »Betrojerinkis« genannt werden, von denen hunderttausende in Deutschland als Pflegekräfte arbeiten, eine Stimme. Beste Unterhaltung hat schließlich Ella Carina Werner mit den Tiergedichten aus ihrem neuen Buch »Der Hahn erläutert unentwegt der Henne, wie man Eier legt« dabei, in denen eine »kluge Kröte« ebenso ihren Auftritt hat wie eine »supercoole Darmbakterie« und »Hilda, eure Quotensau«.
Uebel & Gefährlich, Feldstr. 66, 19.30 Uhr, € 30,53/26,31
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Rachel Cusks neuer Roman »Parade«
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Arno Geigers neuer Roman »Reise nach Laredo«
Eine endlose Geschichte
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Arno Geiger, Foto: Heribert Corn
Miranda Julys Roman »Auf allen Vieren«
Mitten ins Herz

Miranda July, Foto: Elizabeth Weinberg
Die Anthologie »Kafka gelesen«
Mit Odradek in die Zukunft

Franz Kafka, 1923, Foto: gemeinfrei
Melanie Möllers Buch »Der entmündigte Leser«
Streitschrift für die Freiheit der Literatur

Melanie Möller, Foto: privat
Caroline Wahls Roman »Windstärke 17«
Das ausrastende Herz

Caroline Wahl, Foto: Frederike Wetzels
Dana von Suffrins Roman »Nochmal von vorne«
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Dana von Suffrin, Foto: Tara Wolff
Laura Lichtblaus Roman »Sund«
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Laura Lichtblau, Foto: Max Zerrahn
Dana Grigorceas neuer Roman »Das Gewicht eines Vogels beim Fliegen«
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Dana Grigorcea, Foto: Mardiana Sani
Deniz Ohdes neuer Roman »Ich stelle mich schlafend«
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Deniz Ohde, Foto: Börge Meyn, Suhrkamp Verlag
Gerbrand Bakkers Roman »Der Sohn des Friseurs«
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Gerbrand Bakker, Foto: Gerbrand Bakker/A Quattro Mani/Suhrkamp Verlag
Ronya Othmanns Buch »Vierundsiebzig«
Ferman 74

Deniz Ohde, Foto: Börge Meyn, Suhrkamp Verlag
Barbara Kingsolvers Roman »David Copperhead«
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