Mittwoch, 13.06.2018


Lesung mit Peter Stamm

In nächster Nähe so fern

Peter Stamm
Peter Stamm, Foto: Ludovic Péron, Wikipedia
Peter Stamm gilt als so brillanter Erzähler, weil es ihm gelingt, in nur wenigen Sätzen und mit großer Suggestivkraft eine ganze Welt zu eröffnen, die seine Leser sofort gefangen nimmt – oft für eine Liebesgeschichte, die er auch in seinem neuen Buch erzählt. Doch vor allem geht es in »Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt« um die Frage, wie wir werden, was wir sind. Und um eine unheimliche Begegnung mit dem eigenen Ich, die dem romantischen Versuch vorausgeht, das Schicksal nachträglich auf eine andere Spur zu locken. Peter Stamm stellt seinen neuen Roman im Literaturhaus vor.

Er begegnet ihm zum ersten Mal bei einer Lesung aus seinem Romandebüt in dem Dorf, in dem er aufgewachsen ist, verliert ihn wieder aus den Augen, dann sieht er ihn bei einer Vorlesung an einer Universität wieder, bei der er als Gastautor eingeladen ist. Er macht seine Adresse ausfindig und folgt ihm bald ständig, seinem jüngeren Ich, das ihm in nächster Nähe so fern ist, wie es nur ein Doppelgänger sein kann.

Erzählt wird uns von diesen Begegnungen bei einer Stadtwanderung in Stockholm, die Christoph mit der sehr viel jüngeren Lena unternimmt, der Wiedergängerin seiner großen Liebe Magdalena. Mit ihr leuchtet er den Möglichkeitsraum seines Lebens aus. Zuerst als sehr alter Mann, dem die junge Geliebte vielleicht auch nur als Traumgespinst erscheint oder als Abschiedsphantasie des Lebens. In Stockholm erzählt er ihr sein Leben, das untrennbar mit ihrem verbunden ist, obwohl er sie vor vielen Jahren verlassen und aus den Augen verloren hat. Chris, sein jüngeres Ich, findet mit Lena dagegen in einer anderen Verkettung von Zufall und Bestimmung sein Glück. Was auch immer das in diesem romantischen Kosmos bedeuten mag, der irgendwo zwischen der Wirklichkeit schwebt und diesem Tisch der Sehnsucht, der nie leer wird.

Buchhandlung Lüders, Heußweg 33, 20.00 Uhr


Lesung

»Marseille Noir«

Dominique Manotti und Gilles del Pappas lesen aus ihren neuen Kriminalromanen und präsentieren die Spuren von Marseille in ihren Krimis.

Institut français de Hambourg, Heimhuder Str. 55, 19.00 Uhr, € 5,–. Um Anmeldung per E-Mail bei brigitte.zinke@institutfrancais.de wird gebeten.


Lesung

»Schwanenwik goes Schulterblatt«




Das Literaturhaus und die literatur altonale gastieren im Schanzenviertel: Wlada Kolosowa erzählt in ihrem Romandebüt »Fliegende Hunde« (Ullstein) von Lena und Oksana, »BFFs« aus einem Vorort von St. Petersburg. Lena schmeißt die Schule und verdingt sich in Shanghai als Model – weil die Chinesen verrückt auf blasse »Fliegende Hunde« sind. Oksana bleibt in Krylatowo, vermisst Lena und will dünn werden. Sie versucht es auf leningrad-diet.ru (»Gewichtsverlust wie in der Hungersnot!«) und wird zur Expertin der Blockadezeit, als die Menschen Suppe aus Tapetenkleister kochten, Lederhandtaschen und ihre Haustiere aßen.
Auch Nicol Ljubić verarbeitet in seinem vierten Roman ein reales Ereignis. Hanno Kelsterberg will nach dem Tod seiner Mutter begreifen, warum seine Familie einst auseinanderbrach: Als der Politaktivist und Kernkraftgegner Hartmut Gründler Mitte der siebziger Jahre in die Kellerwohnung der Familie einzog, politisierte sich die Mutter zunehmend, während der Vater mit dem »grünen Spinner« nichts anfangen konnte. Nach Briefen an Helmut Schmidt, zahllosen Flugblättern und Hungerstreiks sah Gründler nur noch einen Ausweg in der unfassbarsten aller Protestformen: »Ein Mensch brennt« (dtv). Beide Romane eint ihr präzises Geschichtsbewusstsein, mit dem sie ausloten, wie der eigene Körper gleichzeitig Macht und Ohnmacht demonstrieren kann.
Moderation: Antje Flemming.

Haus 73, Schulterblatt 73, 20.00 Uhr, Eintritt nach Wunsch


Lesung

Titel-Sause

Melanie Lux und Michael Schumacher »servieren literarische Klassiker« wie »Das Narrenschiff«, »Unterm Rad«, »Faust« oder »Professor Unrat« mit neuen Inhalten.

literatur altonale in der Bücherhalle Altona, Mercado, Ottenser Hauptstr. 110, 19.00 Uhr, Eintritt nach Wunsch


Lesung

„Best of Poetry Slam«

Vier Slamer aus der A-Liga der deutschen Szene präsentieren sich in 10 Minuten dem Publikum. Moderation: Michel Abdollahi.

Kampf der Künste im Ernst-Deutsch-Theater, Friedrich-Schütter-Platz 1, 20.00 Uhr, 13,– bis 21,– Euro, erm. 6.50 bis 10.50 Euro inkl. HVV.


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