Dienstag, 25.06.2019


Lesung mit Jan Bürger und Siegfried W. Kernen

»Joseph Roth in Paris«

Roth
Joseph Roth, Foto: Literaturarchiv Marbach
Als er 1925 zum ersten Mal nach Paris kommt, schreibt Joseph Roth eine euphorische Eloge über diese »Hauptstadt der Welt«, in der sogar die Viehtreiber »vornehm und edel« seien und »die Affichen des Magistrats so vollendet, wie unsere beste Prosa«. Für den 30-jährigen Schriftsteller, der als Korrespondent der Frankfurter Zeitung nach Paris gekommen ist, wird die Metropole zu einer Offenbarung. In den folgenden Jahren entstehen begeisterte Reportagen und Berichte vom Leben an der Seine. Nachdem eine 2015 erschienene Ausgabe seiner Reportagen aus Russland und der Ukraine zum Longseller wurde, hat Jan Bürger nun auch die Paris-Feuilletons von Joseph Roth neu herausgegeben: »Pariser Nächte« (C.H. Beck).

Brody, das Schtetl in Galizien, in dem er 1894 geboren wird, ist eine quirlige Grenzstadt des Habsburgerreichs. Doch Joseph Roth wächst in bescheidenen Verhältnissen und ohne Vater auf. Seine Herkunft empfindet er Zeit seines Lebens als Makel. Erst als er nach Stationen in Wien, Berlin und Frankfurt 1925 nach Paris kommt, fühlt er sich von allen biografischen Beschwernissen befreit. Er ist an einem Sehnsuchtsort angekommen, der alles mit »Weltläufigkeit, Courtoisie und verfeinerter Erotik überstrahlt«, wie Jan Bürger in seinem Nachwort zu »Pariser Nächte« schreibt. Roths erste Zeit in Paris endet jedoch schon nach einem Jahr, bis 1929 schreibt er Reisereportagen u.a. aus Russland. Dann lässt er sich endgültig in Paris nieder. Er berichtet von Attraktionen wie dem Musée Grévin oder dem Moulin Rouge, doch es sind vor allem die Alltagszenen aus Paris, die seine Feuilletons zum Ereignis machen und zu Höhepunkten der deutschsprachigen Prosa des 20. Jahrhunderts, in denen »ganze Welten aufscheinen«.

Jan Bürger stellt die »Pariser Nächte« von Joseph Roth zusammen mit dem Schauspieler Siegfried W. Kernen in der Freien Akademie vor.

Freie Akademie der Künste, Klosterwall 23, 19.30 Uhr, € 10,–/7,–


Lesung mit Helene Bukowski

»Milchzähne«

Helene Bukowski
Helene Bukowski, Foto: Rabea Edel
Sie leben als Außenseiterinnen in einer Gemeinschaft, die alles Fremde fernhält: Skalde und ihre Mutter Edith werden nur geduldet, nachdem Edith vor mehr als zwei Jahrzehnten am Ufer des Flusses auftauchte, der eine im Chaos versunkene Welt fernhalten soll. Die einzige Brücke wurde gesprengt, die Menschen leben isoliert in einem von einer Klimakrise gezeichneten Land, in dem die bekannten Koordinaten und Regeln nicht mehr gelten. Als Skalde dann eines Tages ein Kind mit feuerroten Haaren aus dem Wald nach Hause bringt, das zu niemandem gehört, geraten auch die letzten Gewissheiten aus den Fugen. Helen Bukowski, die mit »Milchzähne« ihr Debüt vorlegt, erzählt ein modernes Märchen, das »zwischen Postapokalypse und Robinsonade schwebt« (»Spiegel Online«) und mit einem Finale belohnt, das »zu Tränen rührt« (Thomas Klupp).

Buchhandlung & Antiquariat Lüders, Heußweg 33, 20.00 Uhr, € 10,–


Lesung mit Simone Buchholz und Sebastian Stuertz

ZIEGEL goes Harburg

Ziegel
Gestaltung und Foto: Carolin Rauen
Von Kieztoilette bis Perlenkette, von Seemannsmission bis Fährkollision, von Strandkiosk bis Kilo-Shop, das Leben in Hamburg ist vielfältig, manchmal hart, oft überraschend und fast immer spannend. Kein Wunder, dass es hier eine so lebendige Literaturszene gibt – und ein Literaturjahrbuch, das sie regelmäßig zusammenruft. In der Buchhandlung Sand stellen Simone Buchholz und Sebastian Stuertz ihr Beiträge für den »Ziegel« vor. Moderation: Antje Flemming.

Es ist ein einmaliges Buch und, wie der Backstein, der ihm den Namen gegeben hat, gute »hamburgische Tradition« (Helmut Schmidt): Der »Ziegel«, das Hamburger Jahrbuch für Literatur, ist in seiner 16. Ausgabe im mairisch Verlag erschienen. Die »liebevoll gestaltete Werkschau hanseatischer Literaturkompetenz« (Focus Online) präsentiert Romanauszüge, Erzählungen, Gedichte, Auszüge aus Theaterstücken und visuelle Poesie von fast 50 Autorinnen und Autoren. Es beginnt mit einem »stillen Bild«, einem Hund, der neben einer Aktentasche im Eingang einer Buchhandlung sitzt, dem »weißen Mantel von Muhammad Ali« und einer Stadt, in der die Wirklichkeit so aussieht wie im Film. In den folgenden fünf Lesestrecken bietet der »Ziegel« in seiner 16. Ausgabe eine Grand Tour, deren Schauplätze rund um die Welt führen. Von einem Kebab Shop auf halbem Weg zwischen Glasgow und Edinburgh geht es an »Das Ufer Catalans«, zu einem Fechtkampf kommt es bei einem Flug mit Emirates nach Lissabon, mit einem einsamen Wanderer gelangen wir ins »Land der Träume« und mit dem Campingwagen nach »Utopia«. Zum Finale lädt der »Ziegel« dann auf einen »Präsentierplatz für ranghohe Tiere«, stellt »Abzählreime für Fortgeschrittene«, ein »Sorgett«, »Das Lied der Frösche« und eine »Feldstudie« vor. Wie der Wolf auf den »Ziegel« kommt und was er da macht, erfährt man natürlich auch. Gezeichnet hat ihn Line Hoven, die den 16. »Ziegel« mit tollen Illustrationen ausgestattet hat.

Buchhandlung Am Sand, Hölertwiete 5, 19.30 Uhr


Lesung mit Amir Eshel

»Zeichnungen«

Ausgangspunkt für den Birkenau-Zyklus des Malers Gerhard Richter waren Fotografien, die Häftlinge im Krematorium des NS-Vernichtungslagers angefertigt hatten. Nach jahrelanger Vorarbeit sind vier abstrakte Gemälde entstanden, die 2014 vollendet wurden. 2016 trafen sich Richter und der Literaturwissenschaftler und Dichter Amir Eshel zu einem Gespräch im Atelier des Künstlers. Im Zentrum stand die Frage, ob und wie man den Holocaust mit den Mitteln der Kunst darstellen könne. Eshel schrieb daraufhin Gedichte zu Motiven des Malers aus dessen Werk »40 Tage«. Erschienen sind die Zeichnungen und die Gedichte bei Suhrkamp. Thomas Sparr vom Suhrkamp Verlag hat den Band von Anfang an begleitet und war maßgeblich mit an seiner Publikation beteiligt. Zusammen mit Amir Eshel stellt er das Buch vor. Gastgeberin ist Friederike Heimann.

Jüdischer Salon am Grindel und Deichtorhallen im Café Leonar, Grindelhof 59, 20.00 Uhr, € 10,–/7,50, Kartenreservierungen über info@salonamgrindel.de oder unter Tel.: 0176 21 99 82 72.


Gespräch

»Italien und die Deutschen. Eine Beziehungsgeschichte«

SPIEGEL-Gespräch mit Prof. Dr. Volker Reinhardt und Dr. Eva-Maria Schnurr. Moderation: Prof. Dr. Andreas Hoffmann.

Bucerius Kunst Forum, Rathausmarkt 2, 20.00 Uhr, € 10,–/8,–


Vortrag

»Kamerablicke. Jüdische Bildgeschichten«

Im Rahmen der Vortragsreihe spricht Dr. Svenja Bethke, University Leicester / Jerusalem, zum Thema »Wie ziehe ich mich am besten an in Eretz Israel? Ein visuelle Zugang zu Kleidung, Mode und Nationsbildung 1880 bis 1948«. Moderation: Dr. M.A. Sonja Dickow.

Institut für die Geschichte der deutschen Juden (IGdJ), Beim Schlum 83, Seminarraum, 18.30 Uhr, Eintritt frei.


Lesebühne

»Liebe für alle«

Liebe für alle - Das Ensemble, Foto: Maren Kaschner
Lesebühne mit Katrin Seddig, Ella Carina Werner, Anselm Neft und Piero Masztalerz. Stargast ist der Belriner Entertainer, Musiker und Moderator Ivo Smolak aka Ivo Lotion. Smolak ist Mitglied der legendären Berliner Lesebühne »LSD – Liebe Statt Drogen« und präsentiert dort jeden Dienstag einen neuen Song.

Grüner Jäger, Neuer Pferdemarkt 36, 19.30 Uhr, € 7,–


Lesebühne

»Bei Hilde: Brot und Geschichten«

Lesebühne Bei Hilde: Brot und Geschichten
Brot und Geschichten, das gibt es heute »Bei Hilde«, Foto: Miguel Ferraz

Lesebühne mit Julia Jessen, Sarah Knausenberger, Carla M. Paulsen und Alexander Posch, die zu »Hildes 90stem« gratulieren und sagen: » Herzlichen Glückwunsch & chill dein Leben «. Zur Lesung werden » köstlich stärkende Butterstullen poetisch geschmiert und kunstvoll serviert«.

Brakula, Bramfelder Chaussee 265, 20.00 Uhr, € 5,–


Poetry Slam

»Hamburg ist Slamburg«

Prosa & Poetry, Kunst & Karriere, Trophäen und Groupies für siegreiche Poeten, all das gibt es beim Slamburg-Slam. Lesezeit: 5 Minuten. Das Publikum kürt die besten Texte. Wie immer mit Oden, Tiraden, Special Guests und Musik von DJ Blume. Moderation: Hartmut Pospiech und Tina Uebel.

Nochtspeicher. Bernhard-Nocht-Str. 69a, 20.00 Uhr, € 6,–. (Wer vorlesen möchte, meldet sich unter www.slamburg.de an.)


Literatur in Hamburg