Mittwoch, 08.05.2019


Lesung mit Lothar Müller

Träume von Dingen

 Lothar Müller
Lothar Müller, Foto: Regina Schmeken
Eines der schönsten Bücher unter den Frühjahrsneuerscheinungen unternimmt eine exemplarische Forschungsreise mit einem der bedeutendsten Denker des 20. Jahrhunderts: Sigmund Freud. Die Ideen, Theorien und Denkmodelle des Begründers der Psychoanalyse waren und sind so wirkungsmächtig, dass wir bis heute alle etwas darüber wissen und gehört haben. Ob es die These vom Ödipuskomplex ist, Begriffe wie das »Über-Ich«, das »Unbewusste« oder Freuds im Jahr 1900 erschienene »Traumdeutung«, die zu einem der meistgelesenen Bücher der Moderne wurde. Aus einer ungewöhnlichen Perspektive hat der Kritiker und Literaturwissenschaftler Lothar Müller das Denken des Vaters der Psychoanalyse neu aufgefächert. Er erzählt über »Freuds Dinge. Der Diwan, die Apollokerzen & die Seele im technischen Zeitalter« (Die Andere Bibliothek).

Seine Ausgangsidee erklärt Lothar Müller mit der Abwandlung eines Satzes von Friedrich Nietzsche: »Unser Zeug arbeitet mit an unseren Gedanken.« Bei Freud besteht dieses »Zeug« aus Büchern und Schreibgeräten, seiner Couch und seinem Teppich, der »Artemis-Figur seiner Antiquitätensammlung«, dem »Messer des Pathologen«, dem »Stethoskop des Arztes«, der »Retorte des Chemikers« und dem »Herbarium des Biologen«. Mit all diesen Dingen öffnet sich ein ganzer Horizont: die Bedeutung, die sich mit ihnen verbindet und der Ort, an dem wir sie finden. Aber wie und warum lässt sich ausgerechnet anhand von Dingen »die Entstehung der Lehre Freuds« neu erzählen?

Ende des 19. Jahrhunderts waren Apparate in der Medizin schon weit verbreitet, auch die Neurologie wurde durch das Industriezeitalter unter Strom gesetzt. Im ersten Kapitel von »Freuds Dinge« geht es um das »Mikrotom« und die »Influenzmaschine«, damals gebräuchliche Apparate der objektivierenden Wissenschaft, von denen sich Freud jedoch nach und nach abwandte. Statt der Apparate steht ab 1890 eine Couch in seiner Praxis, auf der ein Smyrnateppich liegt, »ein Produkt der Verknüpfungskunst, die Freud als Bild für die Gedankenfabrik des Traums verwendet«. Und in dieser Gedankenfabrik regiert die »Tücke des Objekts«, denn das »Unbewusste« von Sigmund Freuds Patienten war bevölkert mit Dingen ihres bürgerlichen Alltags.

In Freuds Schriften bilden all diese Dinge ein Kompendium des 19. Jahrhunderts, das Lothar Müller in einer Art archäologischer Forschungsreise ausgräbt: Alltagsgegenstände wie Kerzen, Möbel und Bücher bilden gemeinsam mit den Metaphern und Analogien der antiken Mythologie die Ressourcen, aus denen Freud für seine Erzählung des »psychischen Apparats« schöpfte. Lothar Müller hat mit seinem reich bebilderten Essay eine ebenso unterhaltende wie lehrreiche Tiefenschürfung vorgenommen, die das Zusammenspiel von Dingwelt und Seelenleben im bürgerlichen Zeitalter offenlegt.

Literaturhaus, Schwanenwik 38, 19.30 Uhr, € 12,–/8,–


Vortrag und Lesung

»Große Erzählungen der Weltliteratur«

Der Schauspieler Thomas Sarbacher liest aus der Erzählung »Der Bär« von William Faulkner. Hanjo Kesting kommentiert.

Bucerius Kunst Forum, Rathausmarkt 2, 20.00 Uhr, € 10,–/8,–


Lesung

»Tagsüber Zirkus, abends Theater«

Claudia Haessy liest aus ihrem Buch, in dem sie von den ersten Jahren als Mutter erzählt, in denen sie vor allem feststellt, dass das Glück i im Unperfekten liegt.

Thalia Buchhandlung in der Europa Passage, Ballindamm 40, 20.15 Uhr, € 12,–


Lesung

»Das Judaskreuz«

William Boehart liest aus seinem historischen Kriminalroman.

Hamburger Öffentliche Bücherhallen in der Zentralbibliothek, Hühnerposten 1, 18.00 Uhr, Eintritt frei.


Lesung

»We happen to like New York«

In einer szenischen Lesung präsentieren Helmut Marrat und Wolfgang Mielke ihr »Porträt einer aufregenden Weltstadt«

KulturKreis Walddörfer e.V. in der Bibliothek der Ohlendorff’schen Villa in Volksdorf, Im Alten Dorfe 28, 19.30 Uhr, € 15,–/13,–, Vorverkauf in der Buchhandlung I. v. Behr


Vortrag

»Wie kann Europa gelingen - in Zeiten von Populismus und Nationalismus«

Vortrag von Prof. Dr. Eckart Stratenschulte im Rahmen der Europawoche in Hamburg (04. Mai bis 12. Mai).

Gemeindehaus der ev. Kirchengemeinde Blankenese, Mühlenberger Weg 64a, 20.00 Uhr


Lesebühne

Textlabor Bergedorf

Offene Lesebühne, bei der Texte vorgetragen, gesungen und natürlich auch geslamt werden dürfen. Wer vorlesen möchte, meldet sich ab 18.45 Uhr an.

BeLaMi, Holtenklinkerstr. 26, 19.30 Uhr. Eintritt frei. Weitere Infos gibt es auf der Website des Textlabors unter www.textlabor-bergedorf.de.


Poetry Slam

»Best of Poetry Slam«

Vier Slamer aus der A-Liga der deutschen Szene präsentieren sich in 10 Minuten dem Publikum. Moderation: Michel Abdollahi.

Kampf der Künste im Ernst-Deutsch-Theater, Friedrich-Schütter-Platz 1, 20.00 Uhr, 13,– bis 21,– Euro, erm. 6.50 bis 10.50 Euro inkl. HVV.


Lesebühne

»Eidelstedter Poeten«

Offene Lesebühne für alle die eigene, deutschsprachige Texte vor Publikum vortragen möchten.

Eidelstedter Bürgerhaus, Alte Elbgaustraße 12, 19.00 Uhr, Eintritt frei.

Literatur in Hamburg