Montag, 09.12.2024


Verleihung der Hamburger Literaturpreise

Ausgezeichnet!

Verleihung der Hamburger Literaturpreise im Literaturhaus Hamburg, Foto: Thomas Panzau
Vergeben werden 12 Preise in 8 Kategorien mit einer Gesamtsumme von 84.000 Euro. Die begehrten Auszeichnungen der Hamburger Literaturpreise werden für Romane, Erzählungen, Gedichte, Theaterstücke und Übersetzungen vergeben. Dazu kommen Preise für das »Buch des Jahres« und den »Sachbuchpreis der Zeit Stiftung Bucerius«. Traditionell in der Weihnachtszeit überreicht Kultursenator Carsten Brosda die Hamburger Literaturpreise im Literaturhaus.

Als »Buch des Jahres« ausgezeichnet wird » Ich kann dich noch sehen (an diesen Tagen)« (Matthes & Seitz) von Simoné Goldschmidt-Lechner. Der Sachbuchpreis der Zeit Stiftung Bucerius geht an die Historikerin Ruth Hoffmann für ihr Werk »Das deutsche Alibi. Mythos ›Stauffenberg Attentat‹ – wie der 20. Juli 1944 verklärt und politisch instrumentalisiert wird«, erschienen bei Goldmann. In sechs weiteren Preiskategorien ermittelte die Jury in diesem Jahr unter 276 Bewerbungen ihre Favoriten.

Hamburger Literaturpreise erhalten in der Kategorie:

Roman: Magdalena Saiger für »Traudel« und Markus Schneider für »Du & ich & Martinez/Scheffel«
Erzählung: Anna Bytom für »Einsamkeit« und Lara M. Gahlow für »Vorwiegend festkochend«
Lyrik, Drama, Experimentelles: Carsten Brandau für »2 (theater)« (Drama)
Kinder- und Jugendbuch: Silas Matthes für »Kein Netz«
Comic: Eva Müller für »Anna«

Die Preise für literarische Übersetzungen gehen an:

Cornelius Hartz: »Oben in den Wäldern« / »North Woods« von Daniel Mason aus dem amerikanischen Englisch (C. H. Beck)
Jonis Hartmann: »Haiku« von Richard Wright aus dem amerikanischen Englisch (Matthes & Seitz)
Markus Lemke: »Aus dem Nichts kommt die Flut« von Uri Jitzchak Katz aus dem Hebräischen (Hoffmann und Campe)

Die Jury bestand aus der Buchbloggerin Tuana Atay, der Lektorin Jasmin Camenzind, dem Buchhändler Frank Menden, dem Autor Anselm Neft (Preisträger 2023) und der Übersetzerin Henrike Schmidt (Preisträgerin 2023).

Eine Öffentliche Lesung der Preisträgerinnen und Preisträger findet am 27. Februar 2025 im Nachtasyl des Thalia Theaters statt.

Behörde für Kultur und Medien im Literaturhaus, Schwanenwik 38, 19.00 Uhr, Teilnahme auf Einladung


Lesung

»Lyrik aus der ›Oevelgönner Ausgabe‹«

Peter Rühmkorf
Peter Rühmkorf, Foto: Das blaue Sofa / Club Bertelsmann
Jan Philipp Reemtsma, Bernd Rauschenbach und Stephan Opitz lesen einen Querschnitt aus dem lyrischen Werk von Peter Rühmkorf. Anlass der Lesung ist das Erscheinen des Bandes »Gedichte 1 (1946-1962)« in der Oevelgönner Ausgabe« mit den Werken von Peter Rühmkorf im Wallstein Verlag. Der Hamburger Dichter und Germanist Peter Rühmkorf (1929-2008), der in Oevelgönne lebte, gilt heute als einer der großen Dichter der deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts, seine Poesie verbindet den hohen Ton meisterhaft mit dem alltäglichen Sprechen und das Politische mit dem (Sprach-)Spielerischen. Das Artistische und kunstvoll Verspielte galt ihm als weltverändernde Schule des Denkens, die er mit hohem Unterhaltungswert in Büchern wie »Kunststücke. Fünfzig Gedichte nebst einer Anleitung zum Widerspruch« oder »agar agar – zaurzaurim. Zur Naturgeschichte des Reims und der menschlichen Anklangsnerven« auch praktisch umsetzte. Moderation: Jan Bürger.

Freie Akademie der Künste, Klosterwall 23, 19.00 Uhr, € 10,–/7,–


Buchvorstellung & Konzert

»Nahaufnahme Christopher Rüping«

Buchvorstellung & Konzert mit Vasco Boenisch, Christopher Rüping, Maja Beckmann, Nils Kahnwald, Matze Pröllochs und anderen Weggefährt:innen.

Thalia Theater, Alstertor 1, 20.00 Uhr, € 15,–


Museum der Arbeit

Offene Werkstatt: Buchbinden

Besucher des Museums erfahren in einer offenen Werkstatt, wie sie ihr altes Lieblingsbuch retten können, oder bekommen Unterstützung bei der Planung eigener, kleiner Buchbindeprojekte.

Museum der Arbeit, Wiesendamm 3, 17.00 Uhr, Museumseintritt plus Materialkosten


Museum der Arbeit

Offene Werkstatt: Buchdruck

Die Offene Werkstatt hat eine lange Tradition und ist besonders beliebt bei allen, die das Museum bei der Arbeit erleben wollen. Ehemalige Setzer und Drucker sowie angelernte Kolleginnen und Kollegen geben einen Einblick in ihren früheren Arbeitsalltag und helfen bei der Herstellung eigener kleiner Drucksachen.

Museum der Arbeit, Wiesendamm 3, 18.00 Uhr, Museumseintritt plus Materialkosten


Aktuelle Buchempfehlungen


01.12.2024 | Literatur in Hamburg
Andreas Reckwitz´ »Verlust - Ein Grundproblem der Moderne«

Auf der Schattenseite des Fortschritts

Andreas Reckwitz, Foto: Jürgen Bauer
Er gilt als einer der bedeutenden Impulsgeber gesellschaftsanalytischer Debatten der Gegenwart: Andreas Reckwitz hat 2017 mit seinem Buch »Die Gesellschaft der Singularitäten« eine Generaltheorie der spätmodernen Gesellschaften vorgelegt, es ist eines der meistdiskutieren Bücher der letzten Jahre – und ein preisgekrönter Bestseller. In diesem Herbst ist nun ein neues Buch von dem Professor für Soziologie an der Humboldt-Universität zu Berlin erschienen, das »Ein Grundproblem der Moderne« beleuchtet: »Verlust« (Suhrkamp Verlag).


01.12.2024 | Literatur in Hamburg
Heinz Strunks »Zauberberg 2«

Die endlos strapazierte Hoffnung

Heinz Strunk
Heinz Strunk, Foto: Dennis Dirksen
Seine beiden zuletzt erschienenen Romane »Es ist immer so schön mit dir« und »Ein Sommer in Niendorf« waren für den Deutschen Buchpreis nominiert und Bestseller, und an seinem Erzählband »Der gelbe Elefant« hat sich eine ganze Entourage der deutschen Literaturkritik abgearbeitet. Die bekommt mit dem neuen Roman von Heinz Strunk jetzt so richtig was zu tun, denn der Hamburger Schriftsteller, Musiker und Schauspieler hat mit »Zauberberg 2« eine Hommage an einen Klassiker und Jahrhundertroman der deutschen Literatur vorgelegt.


01.12.2024 | Literatur in Hamburg
Der neue Roman von Olga Grjasnowa

»Juni, Juli, August«

Olga Grjasnowa, Foto: Benner
Schon mit ihrem Romandebüt »Der Russe ist einer, der Birken liebt«, in dem sie die Geschichte einer Generation erzählt, die keine Grenzen kennt, aber auch keine Heimat hat, wurde Olga Grjasnowa mehrfach ausgezeichnet und erreichte ein großes Lesepublikum. Menschen mit gebrochenen Lebensläufen stehen auch im Zentrum ihrer folgenden, stets temporeichen und höchst unterhaltenden Romane. In »Juni, Juli, August« erzählt sie von einer modernen jüdischen Familie und von der Suche einer jungen Mutter nach Halt und Orientierung in ihrer Herkunftsgeschichte.


01.11.2024 | Literatur in Hamburg
Richard Powers neuer Roman »Das große Spiel«

Ein ozeanisches Vergnügen

Richard Powers, Foto: Mike Belleme
Kaum ein anderer Schriftsteller der Gegenwart hat das Wissen unserer Zeit so bewegend in Geschichten eingefangen wie Richard Powers. Über ein Dutzend Wissenschaftsromane sind von dem vielfach preisgekrönten Schriftsteller in den letzten Jahrzehnten erschienen. Ein eher anekdotisches Zwischenstück bildet in dieser Publikationsgeschichte »Das Buch Ich # 9«: Powers ist der neunte Mensch, dessen Genom vollständig entschlüsselt wurde. Mit seinem virtuos komponierten neuen Roman »Das große Spiel« (Penguin, Deutsch von Eva Bonné), lädt er auf ein kleines, vernarbtes Paradies in Französisch-Polynesien und zu einem furiosen Ausflug in die Welt der Riesenmantas.


01.11.2024 | Literatur in Hamburg
Gaea Schoetters neuer Roman »Trophäe«

Ein folgenschwerer Deal

Gaea Schoeters, Foto: Sébastien Van Malleghem
Das Thema des neuen Romans der flämischen Autorin, Journalistin und Librettistin Gaea Schoeters ist alles andere als eingängig. Sogar die Autorin selbst sagt, dass sie es noch vor wenigen Jahren ausgeschlossen hätte, jemals über Großwildjagd zu schreiben. Doch genau darum geht es in »Trophäe« (Zsolnay), einem Pageturner mit höchster Sogkraft, der eine große Parabel über koloniale Finsternisse in der Gegenwart erzählt und von dem Phantombild eines wilden und echten Afrikas, dem schon Hemingway nachjagte.


01.11.2024 | Literatur in Hamburg
David Wagners neuer Roman »Verkin«

Ein Erzählparadies zwischen Orient und Okzident

David Wagner, Foto: Linda Rosa Saal
Er ist ein brillanter Erzähler, wenn er durch Berlin spazierend seine Stadt entdeckt, aber auch wenn er mit leiser Ironie in »Der vergessliche Riese« ein sanftes Vaterporträt zeichnet oder in »Leben« das Protokoll einer schweren Krankheit vorlegt. Autobiografisch ist auch der neue Roman »Verkin« von David Wagner, doch vor allem ist es eine Erzählung über eine außergewöhnliche Frau aus einer reichen Unternehmerfamilie in Istanbul, die tief hineinführt ins bewegte 20. Jahrhundert.


01.11.2024 | Literatur in Hamburg
Behzad Karim Kanis neuer Roman »Als wir Schwäne waren«

Die Wahrheit über Schwäne

Behzad Karim Khani, Foto: Valerie Benner
Schon mit seinem Debüt »Hund, Wolf, Schakal« (2022), einer furiosen Gangstergeschichte, wurde Behzad Karim Khani euphorisch als Autor mit einem ganz eigenen Stil gefeiert: verknappt, direkt und hochpoetisch. In schnellen Schnitten erzählt der in Berlin lebende Schriftsteller, der 1977 in Teheran geboren wurde und 1986 nach Deutschland kam, in seinem neuen Roman »Als wir Schwäne waren« (Hanser Berlin) vom Erwachsenwerden in einem fremden Land und vom Fremdsein als Heimat.


01.10.2024 | Literatur in Hamburg
Mia Rabens Romandebüt »Unter Dojczen«

Das Paket Jola

Mia Raben, Foto: Kathrin Spirk
Es ist ein brisantes Thema, über das gelegentlich in Reportagen berichtet und sonst ausgiebig geschwiegen wird. In ihrem neuen Roman »Unter Dojczen« (Kjona) erzählt die Hamburger Autorin Mia Raben von den »Live-ins«, die in Polen »Betrojerinkis« genannt werden. Hunderttausende von ihnen arbeiten in Deutschland als Pflegekräfte für ältere Menschen, die meisten kommen aus Osteuropa. Mia Raben, die selbst aus einer polnisch-deutschen Familie kommt, gibt ihnen mit ihrem Roman eine Stimme und erzählt gleichzeitig die berührende Geschichte einer Selbstbehauptung.


01.10.2024 | Literatur in Hamburg
Jose Dalisays Roman »Killing Time in a Warm Place«

Das kalte Lächeln der Disziplin

Jose Dalisay, Foto: Anvil Publishing
Wie trägt sich eine tief zerrüttete und von einem korrupten Diktator beherrschte Gesellschaft in die Biografie einer Gruppe junger Leute ein? Davon erzählt der philippinische Schriftsteller Jose Dalisay in »Killing Time in a Warm Place« (Transit). Es ist nach dem vielgelobten Krimi »Last Call Manila« (2023) der zweite Roman des vielfach ausgezeichneten Schriftstellers und Literaturprofessors, der in einer deutschen Übersetzung von Niko Fröba erscheint – dreißig Jahre nach seiner Publikation im Original. Dennoch ist der Roman höchst aktuell.


01.10.2024 | Literatur in Hamburg
Wolfram Eilebergers »Geister der Gegenwart«

Das Ideenpanorama der westlichen Nachkriegszeit

Wolfram Eilenberger, Foto: Annette Hauschild
Die Geschichte der Philosophie ist, auch wenn man nur einen Ausschnitt der letzten 100 Jahre betrachtet, reich an großen Namen und Werken, die vielstimmig untereinander und mit allem korrespondieren, was in der Welt ist. Einer, der ganz wunderbar von diesen Denkmodellen erzählt, ist Wolfram Eilenberger. Nach den mehrfach ausgezeichneten Bestsellern »Zeit der Zauberer« und »Feuer der Freiheit« ist in diesem Herbst ein »philosophischer Roman« von ihm erschienen, der vier große »Geister der Gegenwart« (Klett-Cotta) und mit ihnen das Ideenpanorama der westlichen Nachkriegszeit vorstellt.


01.10.2024 | Literatur in Hamburg
Der neue Erzählband von Saša Stanišic

Realität, Täuschung und Illusion

Saša Stanišic, Foto: Katja Sämann
Was wäre, wenn wir zuerst einmal ausprobieren könnten, ob uns das auch passt, was die Zukunft bringt? In diesen Proberaum des Lebens lädt Saša Stanišic mit seinem meisterhaft komponierten neuen Buch »Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne« (Luchterhand).


01.10.2024 | Literatur in Hamburg
»Herzflorett« von Marica Bodrožic

Die Magie des Innehaltens

Marica Bodrožic, Foto: Peter von Felbert
Die Überwindung von scheinbar fest verankerten Wirklichkeitskonstruktionen ist ein zentrales Motiv in der Literatur von Marica Bodrožic. In ihrem neuen Roman »Herzflorett« (Luchterhand) erzählt sie vom beschwerlichen Weg in die Freiheit und von der großen Magie des Innehaltens. Die 1973 in Svib/Dalmatien geborene Schriftstellerin ist 1983 nach Deutschland gekommen, Deutsch wurde zu ihrer zweiten Mutter- und Literatursprache, in der sie inzwischen über ein Dutzend Bücher geschrieben hat: Romane, Erzählungen, Gedichtbände und Essays, die vielfach ausgezeichnet wurden. Sie gilt als eine der interessantesten Schriftstellerinnen der Gegenwart, ihre Texte sind im Kern immer hochpoetisch, auch wenn es sich wie bei »Herzflorett« um einen Roman handelt.


01.09.2024 | Literatur in Hamburg
Nora Bossongs neuer Roman »Reichskanzlerplatz«

Was ihr seid, das waren wir

Nora Bossong
Nora Bossong, Foto: Heike Steinweg, Suhrkamp Verlag
In einer Legende, die in kleinen Variationen seit dem 11. Jahrhundert in Mitteleuropa erzählt wird, begegnen drei hochmütige Edelleute drei schaurigen Skeletten, die sie an die Endlichkeit all ihrer irdischen Umtriebe erinnern und zu Demut und Bescheidenheit auffordern. »Was ihr seid, das waren wir. Was wir sind, das werdet ihr«, rufen sie ihnen zu. Nora Bossong hat dieses »Memento mori« ihrem neuen Roman »Reichskanzlerplatz« (Suhrkamp) vorangestellt, und es ist mehr als nur das einleitende Zitat zu einem Roman, der ein berückendes Geschichtsbild aus einer Zeit entwirft, die nicht lange zurückliegt, man kann es auch als eine böse Prophezeiung und eine Warnung an die Gegenwart lesen, die diesen Roman begleitet.


01.09.2024 | Literatur in Hamburg
Andrew O´Hagan neuer Roman »Caledonian Road«

Geschichte eines Niedergangs

Andrew O´Hagan, Foto: Tricia Malley Ross
Es ist ein Buch, das schwer auf dem Tisch liegt, doch nicht nur der Umfang von fast 800 Seiten erinnert an die großen realistischen Gesellschaftsromane des 19. Jahrhunderts, sondern auch der Stil und die Erzählweise von »Caledonian Road«. Die Geschichte, die der international als brillantes Meisterwerk und Lesevergnügen gefeierte neue Roman des britischen Schriftstellers Andrew O´Hagan erzählt, ist jedoch sehr gegenwärtig. Sie spielt in der Welt nach Covid und dem Brexit und erzählt vom Niedergang eines Helden unserer Zeit.


01.09.2024 | Literatur in Hamburg
Rachel Cusks neuer Roman »Parade«

Das Denken auf den Kopf stellen

Rachel Cusk, Foto: Suhrkamp Verlag
Im englischsprachigen Raum wird die britische Schriftstellerin Rachel Cusk schon seit vielen Jahren für ihre brillante Literatur gefeiert. Vor allem mit ihrer international hochgelobten »Outline«-Trilogie wurde die in Paris lebende Autorin dann auch in Deutschland bekannt. Ihr Werk umfasst Romane, Essays und mehrere literarische Memoirs. Ihr neuer Roman »Parade« ist ein äußerst kühnes Kunststück, dessen Lektüre höchste Ansprüche stellt, weil es keine stringente Handlung anbietet, dafür aber einem Themenkomplex folgt.


01.09.2024 | Literatur in Hamburg
Arno Geigers neuer Roman »Reise nach Laredo«

Eine endlose Geschichte

Arno Geiger, Foto: Heribert Corn
Er ist einer der erfolgreichsten Autoren der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur, hochgelobt und vielfach ausgezeichnet. Zu Bestsellern wurden u.a. sein mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichneter Familien- und Geschichtsroman »Es geht uns gut«, das erzählende Sachbuch »Der alte König in seinem Exil« und der Briefroman »Unter der Drachenwand«. In seinem neuen Roman »Reise nach Laredo« erzählt der in Wien und Vorarlberg lebende Arno Geiger nun aus einer fernen Zeit und ruft das klassische Topos vom Edelmann und seinem Gehilfen auf, die gemeinsam ein großes Abenteuer bestehen.


01.06.2024 | Literatur in Hamburg
Miranda Julys Roman »Auf allen Vieren«

Mitten ins Herz

Miranda July
Miranda July, Foto: Elizabeth Weinberg
Schon für ihr literarisches Debüt, den Kurzgeschichtenband »Zehn Wahrheiten« (2008) wurde sie mit dem O’Connor-Preis ausgezeichnet, dem höchstdotierten Kurzgeschichtenpreis der Welt. Vor zehn Jahren folgte mit ihrem Romandebüt »Der erste fiese Typ« ein international gefeierter Bestseller. Heute ist die 1974 in Barre (Vermont) geborene Künstlerin, Filmemacherin und Schriftstellerin Miranda July eine der spannendsten und vielseitigsten Akteurinnen der internationalen Kunstszene. Ihr neuer Roman »Auf allen Vieren« (Kiepenheuer & Witsch) ist zeitgleich in den USA und Deutschland erschienen und eines der großen Ereignisse des Bücherjahres.


01.06.2024 | Literatur in Hamburg
Die Anthologie »Kafka gelesen«

Mit Odradek in die Zukunft

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Franz Kafka, 1923, Foto: gemeinfrei
Es gibt keinen Autor der Moderne, um den sich so viele Legenden und Anekdoten ranken. Gleichzeitig ist der Einzelgänger Franz Kafka, dessen Werk zu seinen Lebzeiten kaum wahrgenommen und gelesen wurde, der als Beamter in Prag arbeitete und am 3. Juni 1924 mit nur 40 Jahren starb, der weltweit bekannteste Schriftsteller der Moderne. Entsprechend groß ist der Wirbel um seinen 100. Todestag. Da gibt es die neue Fernsehserie »Kafka« von David Schalko und Daniel Kehlmann, eine Neuauflage der Werke und unzählige weitere Publikationen. Eine davon heißt »Kafka gelesen« (S. Fischer) es ist eine Anthologie mit Beiträgen von u.a. Marcel Beyer, Marie-Luise Knott und Joseph Vogl, die Sebastian Guggolz herausgegeben hat.


01.06.2024 | Literatur in Hamburg
Melanie Möllers Buch »Der entmündigte Leser«

Streitschrift für die Freiheit der Literatur

Melanie Moeller
Melanie Möller, Foto: privat
Es ist ein Streit, der sich seit einigen Jahren mehr und mehr zuspitzt. Zuletzt hat es wieder einmal den Kinderbuchklassiker Otfried Preußler getroffen, nach dem ein Gymnasium in Bayern nicht mehr benannt sein wollte, weil er in seiner Jugend mit Begeisterung in der Hitlerjugend war. Es ist nur eine besonders prominent besetzte Episode in dem weiten Feld, das die »neue Moral in der Literatur« (SWR) beackert. Melanie Möller hält von all dem nicht viel, mit ihrem Buch »Der entmündigte Leser« (Galiani) hat sie ein Plädoyer »Für die Freiheit der Literatur« vorgelegt. Die Philologin sagt, dass Literatur böse sein darf und wild und auch weh tun können muss.


15.05.2024 | Literatur in Hamburg
Caroline Wahls Roman »Windstärke 17«

Das ausrastende Herz

Caroline Wahl
Caroline Wahl, Foto: Frederike Wetzels
Ihr Debüt »22 Bahnen« erzählt eine berührende Geschichte über zwei Schwestern, die sich durch die Alkoholabhängigkeit ihrer Mutter in einem höchst fragilen Alltag behaupten müssen. Caroline Wahl ist es gelungen, die Härten, denen die Kleinfamilie ausgesetzt ist, authentisch darzustellen, und sie hat gleichzeitig ein Lebensbuch vorgelegt, das viel Mut macht und glänzend unterhält. Kein Wunder, dass der Roman zum Bestseller und von fast 1.000 Buchhandlungen zum »Lieblingsbuch der Unabhängigen« gekürt wurde. Mitte Mai erscheint mit »Windstärke 7« Caroline Wahls neuer Roman – es ist eine Art Fortsetzung des gefeierten Debüts.


01.05.2024 | Literatur in Hamburg
Dana von Suffrins Roman »Nochmal von vorne«

Die Struktur verstehen

Dana von Suffrin
Dana von Suffrin, Foto: Tara Wolff
Mit viel schwarzem Humor erzählt Dana von Suffrin in ihrem mit zahlreichen Preisen ausgezeichneten Debüt »Otto« von einem jüdischen Patriarchen, seiner Familie und seinen Abenteuern. Einen deutsch-jüdischen »Familienkosmos« leuchtet die Schriftstellerin und Historikerin auch in ihrem neuen Roman »Nochmal von vorne« (Kiepenheuer & Witsch) aus. In den kurzen Episoden über die schrecklich nette Familie Jeruscher findet sich all das, was gute Literatur ausmacht: Dramatik und Komik, Ironie und tiefere Bedeutung. Und immer wieder auch eine ganz gehörige Portion Spott.


01.05.2024 | Literatur in Hamburg
Laura Lichtblaus Roman »Sund«

Eine »frohe Unruhe«, die immer da ist

Laura Lichtblau, Foto: Max Zerrahn
Es sei eine »frohe Unruhe«, die über dieser Landschaft läge, heißt es in dem neuen Roman »Sund« der in Berlin lebenden Schriftstellerin und Übersetzerin Laura Lichtblau, eine Unruhe, in der das Meer und der Himmel sich für ein vages Versprechen verbünden, das sich nicht zeigen will und das doch immer da ist.


01.04.2024 | Literatur in Hamburg
Dana Grigorceas neuer Roman »Das Gewicht eines Vogels beim Fliegen«

Man hört ihn fliegen

Dana Grigorcea
Dana Grigorcea, Foto: Mardiana Sani
Es geht um eine weitreichende Frage, die glücklicherweise von einem konkreten Gegenstand aufgeworfen wird, einer golden schimmernden Bronze, hoch aufschießend, mit einem lang gestreckten, geschwungenen Korpus. »Vogel im Raum« nennt der Bildhauer Constantin Brâncusi die 1926 entstandene Skulptur. In einem Gerichtsverfahren »Brâncusi vs. USA« wird 1927 verhandelt, ob es sich hier um einen Kunst- oder einen Gebrauchsgegenstand handelt. In ihrem neuen Roman »Das Gewicht eines Vogels beim Fliegen« erzählt Dana Grigorcea von dem Prozess, der Rechts- und Kunstgeschichte schrieb und verknüpft Episoden aus dem Leben des Bildhauers im New York der 20er Jahre mit der Geschichte einer Schriftstellerin in der Gegenwart.


01.04.2024 | Literatur in Hamburg
Deniz Ohdes neuer Roman »Ich stelle mich schlafend«

Von einem alten Geist berührt

Deniz Ohde
Deniz Ohde, Foto: Börge Meyn, Suhrkamp Verlag
Über soziale Herkunft, strukturelle Diskriminierung und die Konsequenzen für die Bildungsbiografie eines begabten Arbeiterkindes erzählt Deniz Ohde in »Streulicht«. Es war eines der erfolgreichsten Romandebüts der letzten Jahre, wurde mehrfach ausgezeichnet und zum Bestseller. In diesem Frühjahr hat die in Leipzig lebende Schriftstellerin nun ihren zweiten Roman vorgelegt: »Ich stelle mich schlafend« (Suhrkamp) ist die Rekonstruktion einer dunklen Liebe – und einer verheerenden Gewalttat.


30.03.2024 | Literatur in Hamburg
Gerbrand Bakkers Roman »Der Sohn des Friseurs«

Der Friseur, sein Vater, sein Liebhaber und ihr Salon

Gerbrand Bakker
Gerbrand Bakker, Foto: Gerbrand Bakker/A Quattro Mani/Suhrkamp Verlag
Schon mit seinem Romandebüt »Oben ist es still« (2006) wurde der niederländische Schriftsteller Gerbrand Bakker international bekannt und mehrfach ausgezeichnet. Immer wieder lobt die Kritik seinen leisen, unaufgeregten Erzählstil, der auch seinen neuen Roman »Der Sohn des Friseurs« (Suhrkamp) auszeichnet. Gleichzeitig ist die höchst wendungsreiche Vater-Sohn-Geschichte aber auch von der ersten Seite an spannend, und das liegt nicht nur daran, dass sie von einer der schlimmsten Katastrophen der zivilen Luftfahrt erzählt.


01.04.2024 | Literatur in Hamburg
Ronya Othmanns Buch »Vierundsiebzig«

Ferman 74

Ronya Othmann
Deniz Ohde, Foto: Börge Meyn, Suhrkamp Verlag
Schon ihrem Roman »Die Sommer«, für den sie 2020 mit dem Mara-Cassens-Preis des Hamburger Literaturhauses für den besten deutschsprachigen Debütroman ausgezeichnet wurde, hat sie voller Zärtlichkeit und Wut über das Leben zwischen zwei Welten erzählt. In diesem Frühjahr knüpft Ronya Othmann mit ihrem zweiten Roman »Vierundsiebzig« (Rowohlt) daran an. Bereits 2019 hat sie für das Auftaktkapitel den Publikumspreis beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt gewonnen. Der Roman erzählt vom Genozid an den Jesiden 2014 und ist ein Zeitzeugnis von internationaler Relevanz im Stil einer Reportage.


01.03.2024 | Literatur in Hamburg
Barbara Kingsolvers Roman »David Copperhead«

Der Dämon der Appalchen

Barbara Kingsolver
Barbara Kingsover, Foto: Evan Kafka
Von den Demütigungen und Ängsten eines verwaisten Jungen im London des 19. Jahrhunderts erzählt Charles Dickens in »David Copperfield«. Es ist einer der bedeutendsten Kindheits- und Jugendromane der Weltliteratur und als Stoff heute wieder brandaktuell, wie der neue Roman »Demon Copperhead« (DTV) der US-amerikanischen Schriftstellerin Barbara Kingsolver zeigt. Sie hat den autobiografischen Bildungsroman, der zur Zeit der ersten industriellen Revolution spielt, in die Gegenwart geholt und in ihre Heimat, die Appalachen verlegt. In diesem Frühjahr ist die grandiose, u.a. mit dem Pulitzer Preis ausgezeichnete, Neuerzählung in einer deutschen Übersetzung von Dirk van Gunsteren erschienen.


01.03.2024 | Literatur in Hamburg
Nicole Seiferts Buch »Einige Herren sagten etwas dazu«

Vorgelesen, gerupft worden und fallen gelassen

Nicole Seifert
Nicole Seifert, Foto: Katja Scholtz
Eine vergleichbar machtvolle literarische Institution gab es danach nie wieder: Die Gruppe 47 hat den deutschen Literaturbetrieb für Jahrzehnte geprägt, auch lange nach dem Ende ihrer berühmten Tagungen war sie durch einige ihrer Protagonisten noch richtungsweisend für die Entwicklung der deutschsprachigen Literatur. Die Hamburger Autorin und Literaturwissenschaftlerin Nicole Seifert, die seit Jahren über Schriftstellerinnen, ihre Literatur und ihre Wahrnehmung in der Gesellschaft forscht, schreibt und publiziert, erzählt in ihrem neuen Buch »Einige Herren sagten etwas dazu« (Kiepenheuer und Witsch) nun von den »Autorinnen der Gruppe 47«.


13.03.2024 | Literatur in Hamburg
John Nivens Memoir über seinen Bruder

»O Brother«

John Niven
John Niven, Foto: Erik Weiss
Seine rabenschwarze Satire »Kill your Friends« wurde zum internationalen Bestseller und Kultroman, und auch mit seinen folgenden Romanen hat der im schottischen Ayrshire geborene Schriftsteller John Niven mit einem Mix aus bissigem Humor, Direktheit und Herz überzeugt. Das zeichnet auch sein neues Buch aus, obwohl sein Memoir »O Brother« (btb) von einem »Tschernobyl der Seele« erzählt.


29.01.2024 | Literatur in Hamburg
Iris Wolffs neuer Roman »Lichtungen«

Countdown einer Liebe

Iris Wolff
Iris Wolff, Foto: Maximilian Goedecke
Bisher ist Iris Wolff mit ihren Romanen stets auf die ein oder andere Weise in die Regionen ihrer Kindheit zurückgekehrt, zuletzt mit dem hochgelobten und mehrfach ausgezeichneten Roman »Die Unschärfe der Welt«, einer Familiensaga mit Schauplätzen im Banat und in Siebenbürgen. Ihr neuer Roman »Lichtungen« (Klett-Cotta) spielt nun in einem kleinen Dorf im rumänischen Vielvölkerstaat in den letzten Jahren der Ceausescu-Diktatur. Er erzählt die tief berührende Geschichte einer Freundschaft und Liebe als Reise in die Vergangenheit. Sie beginnt in der Gegenwart und mit einem Happy End.


29.01.2024 | Literatur in Hamburg
Uwe Timms Lebensbuch »Alle meine Geister«

Die Kunst des Auslassens

Uwe Timm, Foto: Lena Ternovaja
Ganz erstaunlich an dem neuen Buch von Uwe Timm ist seine große Leichtigkeit. Obwohl schon der Titel »Alle meine Geister« (Kiepenheuer und Witsch) ankündigt, dass da vieles erinnernd beschworen wird, gelingt es diesem Grandseigneur der deutschen Gegenwartsliteratur virtuos, seine Themen in einem fein gesponnenen Netz aus atmosphärisch verdichteten Erinnerungssplittern für ein großes Lebensbuch einzufangen. Es spielt in den fünfziger Jahren in Hamburg, und es geht um Pelze, um Literatur und den Jazz.


29.01.2024 | Literatur in Hamburg
Anja Marschals historischer Roman »Als der Sturm kam«

»Als der Sturm kam«

Anja Marschall, Foto: Frauke Ibs
Wer es einmal miterlebt, vergisst es nicht mehr, obwohl es so oft glimpflich ausgeht. Meist dümpeln dann am Fischmarkt und in der HafenCity ein paar Autos im Wasser und müssen von der Feuerwehr gerettet werden, Straßenlaternen und Straßenschilder stehen im Wasser, Bahnstrecken sind gesperrt. Das passiert in den Wintermonaten in Hamburg häufiger. Auch am 16. Februar 1962 wurde ein Szenario wie dieses erwartet, doch es kam anders. Fast ein Fünftel des Stadtgebietes wurde überschwemmt. Es war die schlimmste Sturmflut seit fast 140 Jahren. Die Hamburger Autorin Anja Marschall erzählt in dem exzellent recherchierten Spannungsroman »Als der Sturm kam« (Piper) von den Ereignissen und vom Überlebenskampf der Menschen.


01.01.2024 | Literatur in Hamburg
Martin Doerrys deutsch-jüdische Familiengeschichte

»Lillis Tochter«

Martin Doerry
Martin Doerry, Foto: privat
Es ist ein zutiefst ergreifendes Zeitzeugnis, das der Journalist und Historiker Martin Doerry vor über 20 Jahren mit seinem Buch »Mein verwundetes Herz. Das Leben der Lilli Jahn 1900–1944« vorlegte. Das Buch wurde in 19 Sprachen übersetzt und als »ein großes, ergreifendes Dokument über eine private Katastrophe inmitten der politischen« (FAZ) gefeiert. Es basiert auf Briefen von Martin Doerrys Großmutter Lilli, die in Auschwitz ermordet wurde, und von ihren fünf Kindern. In seinem neu erschienenen Buch »Lillis Tochter« (DVA) erzählt er nun die Geschichte seiner Mutter Ilse – eine deutsch-jüdische Familiengeschichte »im Schatten der Vergangenheit«.


01.12.2023 | Literatur in Hamburg
Alice Hasters neues Buch »Identitätskrise«

Plädoyer für eine neues Wir

Alice Hasters
Alice Hasters, Foto: Paula Winkler
Mit ihrem Buch »Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten« (2020) ist ihr ein vieldiskutierter Longseller gelungen, heute ist Alice Hasters eine der wichtigsten Stimmen des Landes im Kampf gegen Rassismus. Bekannt wurde die Journalistin aber auch durch ihren monatlichen Podcast »Feuer & Brot«, in dem sie zusammen mit Maxi Häcke tausende von Zuhörer:innen mit Themen »zwischen Politik & Popkultur« erreicht. Entsprechend groß ist die Aufmerksamkeit für ihr neues Buch »Identitätskrise« (hanserblau).


01.12.2023 | Literatur in Hamburg
Erika Freeman und Dirk Stermann

»Zweifeln immer, verzweifeln nimmer«

Dirk Stermann und Erika Freeman
Dirk Stermann und Erika Freeman, Foto: Ingo Pertramer
Jeden Mittwoch um halb elf hat sich der in Wien lebende Kabarettist, Fernsehmoderator und Schriftsteller Dirk Stermann im Luxushotel Imperial an der Wiener Ringstraße für einige Monate mit Erika Freeman getroffen. Aus den Gesprächen mit der berühmten 96-jährigen Psychoanalytikerin und Therapeutin ist in einer sehr gelungenen Melange aus Lebensbericht, Anekdotensammlung und Porträt ein grandioses Buch über ein »Jahrhundertleben« entstanden: »Mir geht‘s gut, wenn nicht heute, dann morgen« (Rowohlt).


01.12.2023 | Literatur in Hamburg
Florian Illies Buch über Caspar David Friedrich

Sehnuschtsmond im Nebelland

Winterlandschaft
Caspar David Friedrich: Winterlandschaft, 1811, Foto: Staatliches Museum Schwerin
Es gibt Bilder, die sich in wenigen Augenblicken in die Netzhaut brennen und dann zu einer Erinnerung werden, die man nicht mehr vergisst. Eines dieser Bilder wird seit Jahrzehnten unermüdlich und in immer neuen Varianten für die Titelseiten von Magazinen reproduziert, wenn deutsche Bewusstseinslagen zu verhandeln sind. Dann steht er da auf seinem Felsen und blickt in eine erhabene Landschaft: Caspar David Friedrichs »Wanderer über dem Nebelmeer«. Zum 250. Geburtstag des Romantikers werden seine Werke in mehreren großen Ausstellungen gezeigt. In Hamburg zeigt die Kunsthalle bis zum 1. April eine der umfangreichsten Werkschauen des Künstlers seit vielen Jahren. Und Florian Illies lädt mit seinem neuen Buch zu einer »Reise durch die Zeiten«, im Blick hat er dabei den »Zauber der Stille« (S. Fischer), der so vielen Bildern von Caspar David Friedrich zu eigen ist.


01.12.2023 | Literatur in Hamburg
Jasmin Schreibers Roman »Endling«

Die letzte ihrer Art

Jasmin Schreiber
Jasmin Schreiber, Foto: privat
Als Schriftstellerin, Biologin, Bloggerin und Krabbeltier-Enthusiastin stellt sich auf ihrer Website Jasmin Schreiber vor, die »mit einer unübersichtlichen Anzahl an Tieren und Pflanzen in Hamburg« lebt: Asseln, Spinnen, verschiedenen Schneckenarten, Gottesanbeterinnen, Käfern, Würmern, und zwei Hunde gehören auch zur Familie. In ihrem neuen Roman »Endling« (Eichborn) bilden Tiere vom Taubenschwänzchen über die Achateule bis zur Hani-Bänderschnecke einen schönen Leitfaden durch eine spannende Geschichte. Sie spielt in einer dystopischen Welt des Jahres 2041.


29.10.2023 | Literatur in Hamburg
Jarka Kubsovas Roman »Marschlande«

Eine Alte Geschichte in neuem Licht

Jarka Kubsova
Jarka Kubsova, Foto: Christoph Niemann
Eine Hamburger Sage überliefert seit Jahrhunderten die Geschichte der schönen, alleinstehenden Bäuerin Abelke Bleken, die im März 1583 als Hexe verurteilt und verbrannt wurde. In ihrem neuen Roman »Marschlande« (S. Fischer) rekonstruiert die Hamburger Autorin Jarka Kubsova die Ereignisse, die damals zu einer Anklage wegen »Schadenszauberei« und »Teufelsbuhlschaft« führten und verschränkt sie mit der Suche einer Frau und Mutter nach einem selbstbestimmten Leben in der Gegenwart.


29.09.2023 | Literatur in Hamburg
Mirko Bonnés neuer Roman

Wenn die Tage plötzlich wieder zählen

Mirko Bonné
Mirko Bonné, Foto: Beowulf Sheehan
Der neue Roman »Alle ungezählten Sterne« (Schöffling) von Mirko Bonné ist ein Höhepunkt und ganz besonderes Glanzlicht der deutschen Gegenwartsliteratur in diesem Jahr. In einem grandiosen Mix aus Politthriller, Gesellschafts- und Zeitroman führt der Hamburger Übersetzer, Dichter und Schriftsteller an eine zentrale gesellschaftliche Bruchkante unserer Zeit. An ihr prallen bürgerliche Saturiertheit und Erschöpfung auf die radikale Unbedingtheit und Entrüstung einer Jugend, die keine Zukunft mehr für sich sieht. Hamburg ist ein idealer Ort, um den Großkonflikt auszuleuchten – und Mirko Bonné erweist sich dabei als kongenialer Erzähler.


29.09.2023 | Literatur in Hamburg
Jeannette Walls Roman »Vom Himmel die Sterne«

Die Rum-running Queen von Claiborne County

Jeannette Walls
Jeannette Walls, Foto: John Taylor
Mit ihrem autobiografischen Roman »Schloss aus Glas« über ihre ungewöhnliche Kindheit, der in 31 Sprachen übersetzt wurde, erreichte die US-amerikanische Schriftstellerin Jeannette Walls ein Millionenpublikum und stand in Deutschland monatelang auf den Bestsellerlisten. Einen autobiografischen Hintergrund hatten auch ihre beiden folgenden Romane. Bei »Vom Himmel die Sterne« (Hoffmann und Campe) ist das nun anders, der actiongeladene Pageturner erzählt von einer mächtigen Familiendynastie in Virginia zur Zeit der Prohibition.


29.09.2023 | Literatur in Hamburg
Louise Kennedys Roman »Übertretung«

Gegen jede Vernunft

Louise Kennedy, Foto: privat
Seit dem Karfreitagsabkommen 1998 gilt der Nordirlandkonflikt als befriedet und schwelt doch bis heute weiter. Wie fragil die Situation ist, hat der Brexit gezeigt, in dessen Folge zum ersten Mal wieder Brandbomben in dem ehemaligen Bürgerkriegsland flogen. Zwischen 1969 und 1998 forderte der Konflikt weit über 3000 Todesopfer und zahllose Verletzte. Die Gewalt und die daraus resultierenden Traumata wirken bis heute fort und werden auch in der reichen Literatur Nordirlands immer wieder thematisiert. In ihrem international gefeierten Besteller »Übertretung«, der in diesem Herbst in der Übersetzung von Claudia Glenewinkel und Hans-Christian Oeser bei Steidl erschienen ist, erzählt die irische Schriftstellerin Louise Kennedy von den »Troubles« – und von einer Liebe gegen jede Vernunft.


27.09.2023 | Literatur in Hamburg
Helge Timmerbergs »Joint Adventure«

Auf Drogentrip mit Helge

Helge Timmerberg
Helge Timmerberg, Foto: Frank Taurit
Er tut es seit Jahrzehnten und hat nicht vor, es irgendwann aufzugeben, solange er genussmittelfähig ist: Helge Timmerberg outet sich in »Joint Adventure« (Piper) als Kiffer. Pünktlich zum Endspurt des neuen Cannabis-Gesetzes, das zum Jahreswechsel in Kraft treten soll, hat er sich auf eine so informative wie unterhaltsame »Reise in die Welt des Cannabis« begeben. Er ist nach Malle, Malta und Marrakesch, nach Thailand, Holland und Hollywood gereist, um in Erfahrung zu bringen, was mit der Legalisierung so auf uns zukommt.


18.09.2023 | Literatur in Hamburg
Rachel Yoders Roman »Nightbitch«

Ein ganz anderer Mensch

Rachel Yoder
Rachel Yoder, Foto: Nathan Biehl
Das knallrote Buchcover zeigt drei rohe Steaks in zarten Frauenhänden, darunter steht in weißen Großbuchstaben »Nightbitch«. Auf den Büchertischen der Buchhandlungen wird das krasse Motiv auffallen, soviel ist sicher. Doch die US-amerikanische Schriftstellerin Rachel Yoder, deren gefeierter Debütroman in diesem Herbst in der deutschen Übersetzung von Eva Bonné erschienen ist, geht es um mehr als bloße Provokation. Ihr Roman ist eine furiose Kampfansage und gleichzeitig die poetische Ausführung einer populären feministischen Denkfigur. Er erzählt von einer Mutter, die für ihr Baby alles aufgibt. Und von ihrer Selbstermächtigung durch die kuriose Verwandlung in einen Hund.