Donnerstag 25.04.2019
Lesung mit Feridun Zaimoglu
Ein Gesang, der Lügen tilgen soll
Feridun Zaimoglu, Foto: Melanie Grande
Gleich zur Eröffnung gibt Feridun Zaimoglu die Fallhöhe für sein Buch vor, indem er es als »Großen Gesang« der Frauen ankündigt, der die »Sagen« der Männer über ihre Heldentaten übertönen soll. Es sind 10 Frauen, die diesen »Gesang« daraufhin anstimmen, und mit der 1490 vor Christus geborenen Zippora führt Zaimoglu zum Auftakt eine biblische Gestalt ins Feld, die sich dafür wunderbar eignet. Mit Zippora hatte Mose die beiden Söhne Gerschom und Eliéser, sie rettete ihrem Mann das Leben, indem sie den unbeschnittenen Gerschom »mit dem Feuerstein«, wie es bei Zaimoglu heißt, beschneidet und Mose daraufhin mit der Vorhaut berührt. Weiter geht es mit Antigone, der »Streiterin gegen den Gewaltherrscher Kreon« und der Walküre Brunhild, bevor mit Prista Frühbottin eine heilkundige Frau auftritt, die ein Opfer der Hexenverfolgungen wurde. Als eine Magd, »die sich vom Dichter nicht bannen lässt«, erzählt Lore Lay aus ihrem Leben. Es folgen eine Revolutionärin, eine Trümmerfrau, eine Gastarbeiterin und eine feministische Schriftstellerin, die durch einen Mordversuch berühmt wurde. Radikal sind sie alle, wobei Valerie Solanas zum Finale noch einmal zu großer Form aufläuft, wenn sie feststellt: »Der Mann ist das Luder der Natur«. 1968 hat sie Andy Warhol mit mehreren Schüssen schwer verletzt. »Wir bluten jeden Monat. Sie bluten, wenn sie sterben«, kommentiert sie das Attentat bei Zaimoglu. Sie lässt ihr Adressbuch zurück, damit man sie auch findet und klar wird, wer hier die Waffe erhoben hat: »Eine Frau«.
Buchhandlung Felix Jud, Neuer Wall 13, 19.00 Uhr, € 10,– , Anmeldungen: Tel.: 040-343485, kontakt@felix-jud.de