Helmut Lethen, Foto: Amrei Marie, Wikipedia
Es ist eines jener literaturwissenschaftlichen Bücher, die »in ihrer Disziplin Epoche gemacht haben« (FAZ). Der Germanist Helmut Lethen zeigt in seiner Studie »Verhaltenslehren der Kälte« (Edition Suhrkamp) aus dem Jahr 1994 am Beispiel von Autoren wie Bertolt Brecht, Ernst Jünger oder Helmuth Plessner, wie in der Weimarer Republik – nachdem Traditionen und Moral ihre orientierende Funktion eingebüßt hatten – Verhaltenslehren propagiert wurden, die auf einen Habitus der Härte und Kälte setzten. In diesem Frühjahr ist das Buch in einer Neuausgabe erschienen, in dessen Nachwort Lethen nun die Resonanzen in den letzten Jahrzehnten erkundet und untersucht, ob sein Schlüsselsatz »Die Kälte rührt vom Eindringen der Physik in die moralische Idee« (Ossip Mandelstam) noch von analytischem Wert ist. Helmut Lethen stellt das Buch in der Reihe »Philosophisches Café« zusammen mit Wolfram Eilenberger vor.