Heute, 03.12.2025


Lesung und Gespräch mit Grit Straßenberger und Willi Winkler

Hannah-Arendt-Abend

Hannah Arendt bei 1. Kulturkritikerkongress 1958, Foto: Niggl Radloff
Die 1906 in Linden, einem Stadtteil von Hannover, geborene Hannah Arendt ist 50 Jahre nach ihrem Tod am 4. Dezember 1975 in New York so präsent in den öffentlichen Debatten der Gegenwart wie sonst kaum ein Intellektueller oder eine Intellektuelle des 20. Jahrhunderts. Studiert hat sie bei Martin Heidegger und bei Karl Jaspers promoviert, sie war u.a. mit Walter Benjamin, Kurt Blumenfeld, Uwe Johnson und Hans Jonas befreundet, die Liste ihrer Freunde und Bekannten liest sich wie das »Who is Who« der westlichen Geistesgeschichte des 20. Jahrhunderts. In ihren Schriften wie in ihrem Leben spiegeln sich die tiefgreifenden Erschütterungen dieser Zeit: Aufstieg und Fall totalitärer Regimes, Flucht- und Fremdheitserfahrungen, aber auch hoffnungsvolle Neuanfänge prägten ihr Denken.

Im Literaturhaus stellt Willi Winkler seine soeben neu erschienene Biografie »Hannah Arendt. Ein Leben« vor, Grit Straßenberger liest aus ihrem neuen Buch »Die Denkerin. Hannah Arendt und ihr Jahrhundert«. Moderation: Catherine Newmark.

Literaturhaus, Schwanenwik 38, 19.30 Uhr, € 16,–/12,–, Streaming: € 6,–


Ausstellung und Symposium

»Writing in Future«

Abbildung: Annette Wehrmann »Lufschlangentexte«
Ein öffentliches Symposium, Workshops und eine Ausstellung an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg widmen sich bis zum 5. Dezember den Praktiken des Schreibens und der Literatur im Kontext von Bildender Kunst.

Schreiben als Teil künstlerischer Praxis steht an Kunsthochschulen, im Kunstbetrieb und in der Kunstkritik aktuell hoch im Kurs. Sowohl in der Konzeption als auch in der Umsetzung von künstlerischen Arbeiten spielt Schreiben eine wichtige Rolle und wird auf der Bühne, im Film, bei Performances oder als Teil von Installationen und Bildwerken kenntlich.

Welchen Ort kann das Schreiben an Kunsthochschulen haben? Wann ist es flankierendes Reflexionsmedium, wann eigenständiger künstlerischer Ausdruck? Darüber diskutieren am Eröffnungsabend die Künstler:innen und Autor:innen Enis Maci, Cemile Sahin, Sasha Marianna Salzmann, Senthuran Varatharajah, die auf je eigenen Wegen zu einer literarischen Praxis gefunden haben und unterschiedliche Erfahrungen mit Schulen des Schreibens einbringen. Moderation: Mathias Zeiske.

Zu Gast für weitere Gespräche und kurze Vorträge zu Themen wie »Artificial Narrative«, »Kunstkritik« und »Schreiben formen« sind u.a. Sophia Eisenhut, Katrin Mayer, Max Prediger, Daniela Seel, Lukas Bärfuss, Jenifer Becker, Hito Steyerl, Noemi Yoko Molitor, Charlie Stein, Steffen Zillig, Enis Macis und Kinga Tóth.

Am Donnerstag, dem 4. Dezember wird die Ausstellung »In Zukunft schreiben« mit Werken von u.a. Gerhard Rühm, Cemile Sahin, Kinga Tóth und Annette Wehrmann eröffnet.

Hochschule für bildende Künste Hamburg, Lerchenfeld 2, 19.30 Uhr (Panel 1), weitere Panel und Workshops am Donnerstag und Freitag ab 14.00 Uhr


Poetry Slam

»Eidelstedter Poet:innen«

Offene Lesebühne für alle die eigene, deutschsprachige Texte vor Publikum vortragen möchten.

Eidelstedter Bürgerhaus, Alte Elbgaustraße 12, 19.00 Uhr, Eintritt frei,–


Poetry Slam

Albatros Slam

Poetry Slam im Albatros Café.

Albatros Café, Wagnerstr. 5, 18.30 Uhr

Aktuelle Buchempfehlungen



30.11.2025 | Literatur in Hamburg
Joy Williams Erzählband »Stories 2«

Die Stille im Auge des Orkans

Joy Williams
Joy Williams, Foto: Jonno Rattman
In den USA wird die 1944 in Chelmsford, einer Kleinstadt in Massachusetts, geborene Joy Williams schon lange als große Schriftstellerin gefeiert. Zu ihren Bewunderern gehört die erste Garde der US-amerikanischen Literatur: Jonathan Franzen, Bret Easton Ellies, Don DeLillo, sie alle sind Fans von Williams. In diesem Herbst ist mit »Stories 2« (DTV) ihr neuer Erzählband in der Übersetzung von Julia Wolf in Deutschland erschienen. Es ist eine Sammlung mit Meistererzählungen, die zum Feinsten gehören, was die Literatur unserer Zeit zu bieten hat.


30.11.2025 | Literatur in Hamburg
Nelio Biedermanns Debütroman »Lázár«

Ein vor Jahren geträumter Traum

Nelio Biedermann
Nelio Biedermann, Foto: Ruben Hollinger
Als »Donnerschlag« gefeiert und in mehr als zwanzig Länder verkauft wurde dieser Roman schon, bevor er in diesem Herbst erschienen war: Nelio Biedermann hat mit »Lázár« (Rowohlt Berlin) einen der erfolgreichsten deutschsprachigen Romane der letzten Jahre vorgelegt. Der 22-jährige Schweizer, der in Zürich Germanistik und Filmwissenschaft studiert, ist der Nachfahre einer ungarischen Adelsfamilie. In seinem Roman erzählt er die fiktionalisierte Geschichte seiner Familie in einer Zeit radikaler Umbrüche und Zerwürfnisse in Europa und mit zahlreichen Verweisen auf Klassiker der Weltliteratur.


31.10.2025 | Literatur in Hamburg
Linn Ullmanns »Mädchen 1983«

Sehen, sich erinnern, verstehen

Linn Ullmann
Linn Ullmann, Foto: Kristin_Svanæs-Soot
Linn Ullmann blickt mit ihrem neuen Roman »Mädchen, 1983« auf eine Episode ihres Lebens zurück. Es ist ein hochpoetischer und streng durchkomponierter Roman über eine Ermittlung, mit der man sagen kann: »Das ist es, was die Lebenden tun – sehen, sich erinnern, verstehen, eine Linie ziehen, eine Geschichte erzählen.«


31.10.2025 | Literatur in Hamburg
Leon Englers Debütroman »Botanik des Wahnsinns«

Was ist schon ein normaler Mensch?

Leon Engler
Leon Engler, Foto: Niklas Berg
Es ist eine Familie, in der alle Erinnerungsstücke verloren gegangen sind. Und gleichzeitig ist es eine Familie, die niemand gern im Lebensgepäck hat, denn sie ist über Generationen hinweg von psychischen Erkrankungen geprägt. Wie lässt sich davon erzählen? Leon Engler ist dieses Kunststück mit seinem Debütroman »Botanik des Wahnsinns« (DuMont) glänzend gelungen. In einem vielschichtigen Mix aus Familienanamnese, Fallgeschichte(n) und Geschichte der Psychiatrie findet er eine Sprache für das, was eine Gemeinschaft jenseits normativer Prägungen zusammenhält.


31.10.2025 | Literatur in Hamburg
Helga Schuberts Erzählungen »Luft zum Leben«

Geschichten vom Übergang

Helga Schubert
Helga Schubert, Foto: Eddy Zimmermann, Rabauke Filmproduktion
Für eine Erzählung aus ihrem Sammelband »Vom Aufstehen« (DTV) wurde Helga Schubert vor einigen Jahren mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet, 40 Jahre nachdem die heute 85-jährige Schriftstellerin schon einmal zum Wettbewerb eingeladen war und ihn dann verpasste, weil sie nicht aus der DDR ausreisen durfte. Für die Lakonie und Treffsicherheit ihrer literarischen Miniaturen aus meist nur wenigen Seiten wurde sie auch damals schon gefeiert. In diesem November ist nun ein neuer Erzählband von ihr erschienen: »Luft zum Leben. Geschichten vom Übergang«.


29.09.2025 | Literatur in Hamburg
Anja Kampmanns »Die Wut ist ein heller Stern«

Kein Ort mehr, um zu bleiben

Anja Kampmann
Anja Kampmann, Foto: Maximilian Gödecke
Der Altonaer Fischmarkt und die Landungsbrücken, die Reeperbahn, St. Pauli und vor allem ein einst berühmtes Variété sind die Schauplätze des neuen Romans von Anja Kampmann. In »Die Wut ist ein heller Stern« (Hanser) erzählt die vielfach ausgezeichnete Schriftstellerin, die 2016 mit dem Gedichtband »Proben von Stein und Licht« debütierte, wie der Nationalsozialismus zwischen 1933 und 1937 die Stadtgesellschaft und vor allem seine berühmte Amüsiermeile veränderte. Der Roman ist vollgepackt mit Geschichte(n), atmosphärisch hoch verdichtet und voller Poesie. Ein literarisches Ereignis.


29.09.2025 | Literatur in Hamburg
Heinz Strunks Heinz Strunks »Kein Geld Kein Glück Kein Sprit«

Negations-Trias mit Fun-Faktor

Heinz Strunk, Foto: Dennis Dirksen
Mit seinem vielgelobten Roman »Zauberberg 2« hat Heinz Strunk zuletzt einen weltberühmten Jahrhundertroman und Klassiker der deutschen Literatur für die Gegenwart adaptiert. In diesem Herbst brilliert der Schriftsteller, Musiker und Entertainer mit »Kein Geld Kein Glück Kein Sprit« (Rowohlt) in seiner Paradedisziplin und erweitert seine Kurzprosa um einen Sammelband mit 36 Erzählungen. Es sind literarische Miniaturen, die sich einbrennen, pointiert und direkt, und sie sind, trotz ihres unerbittlichen Blicks auf das Allzumenschliche, immer wieder auch zum Schreien komisch.


29.09.2025 | Literatur in Hamburg
Leif Randts »Let´s Talk About Feelings«

Und der Himmel voller Geigen

Leif Randt
Leif Randt, Foto: Belle Santos
Mit seinem neuen Roman fordert der vielfach ausgezeichnete Schriftsteller Leif Randt: »Let´s Talk About Feelings« (Kiepenheuer & Witsch). Er führt dazu in eine sanft heruntergedimmte gesellschaftliche Parallelwelt, in der seine Figuren auf der Suche nach Erfüllung und Authentizität sind. Ein zentrales Motiv ist die Welt der Mode, die nur allzu oft von mehr Schein als Sein bestimmt wird. Über Gefühle wird in dem auf glatt polierte Oberflächen fokussierten, sehr unterhaltenden und dennoch nüchternen Roman eher beiläufig, leise und unaufgeregt gesprochen. Leif Randt erweist sich damit einmal mehr als Zeremonienmeister eines popkulturellen Eskapismus.


15.09.2025 | Literatur in Hamburg
Gaël Fayes Roman »Jacaranda«

Eine Erinnerungsraum für die ganze Geschichte

 Gaël Faye
Gaël Faye, Foto: JF Paga
Schon in seinem Debüt »Kleines Land« thematisiert der französisch-ruandische Schriftsteller und Sänger Gaël Faye, der 1982 in Burundi geboren wurde, den Bürgerkrieg und die Flucht seiner Familie nach Frankreich. In seinem in einer Übersetzung von Andrea Alvermann und Brigitte Große erschienenen zweiten Roman »Jacaranda« greift er den Konflikt zwischen den Bevölkerungsgruppen der Hutu und Tutsi wieder auf und thematisiert den Völkermord in Ruanda 1994. Der Roman ist ein Ereignis, weil es Faye gelingt, eine unmittelbare und unprätentiöse Sprache für ein Geschehen zu finden, für das es keine angemessenen Worte gibt. In Frankreich wurde der hochgelobte Roman u.a. mit dem Prix Renaudot ausgezeichnet.


12.08.2025 | Literatur in Hamburg
Michael Maars neues Buch »Das violette Hündchen«

Am Wegrand des Großen und Ganzen

Michael Maar
Michael Maar, Foto: privat
Für sein Buch »Die Schlange im Wolfspelz« hat er sich auf die Suche nach dem »Geheimnis großer Literatur« gemacht und Geschichten über Geschichten gefunden, die sich zu einem einzigartigen und sehr unterhaltenden Lehrbuch über Literatur zusammenfügen. Mit seinem neuen Buch »Das violette Hündchen« (Rowohlt) knüpft er an den vielgelobten Besteller an, nur dass er bei seinem Parforceritt durch die Weltliteratur diesmal eine Spurensuche am Wegrand des Großen und Ganzen unternimmt und »Große Literatur im Detail« vorstellt. Es ist eine literarische Entdeckungsreise und Verführung zum Lesen.


10.08.2025 | Literatur in Hamburg
Mirko Bonnés neuer Gedichtband »Wege durch die Spiegel«

Was vom Wind abhängt

Mirko Bonné
Mirko Bonné, Foto: Beowulf Sheehan
In seiner großen poetischen Fülle und Brillanz ein Ereignis: Gelehrt, witzig, verspielt und getragen vom großen Formenreichtum moderner Lyrik, das ist Mirko Bonnés neuer Gedichtband »Wege durch die Spiegel« (Schöffling & Co.). Und es ist ein schönes Buch, das sich mit drei Wespen auf dem Cover vor einem großen, knallgelben B und einem Gedicht über die »Guêpes« auch sehen lassen kann. Erst im Frühjahr wurde Mirko Bonné in Hamburg mit dem Hubert-Fichte-Preis ausgezeichnet, das große Lesepublikum in Deutschland kennt ihn vor allem durch seine Romane, er gilt aber auch als einer der bedeutendsten deutschen Dichter der Gegenwart.


17.06.2025 | Literatur in Hamburg
Tamar Noorts neuer Roman »Der Schlaf der Anderen«

Wie Träume wahr werden

Tamar Noort
Tamar Noort, Foto: Tara Wolff
Für einen Auszug aus ihrem Romandebüt »Die Ewigkeit ist ein guter Ort« wurde Tamar Noort mit dem Hamburger Literaturpreis ausgezeichnet und hat viele begeisterte Leser:innen im Hier und Jetzt erreicht. Eine wundervoll leichte und wendungsreiche Sommerlektüre legt die niederländisch-deutsche Autorin und Filmemacherin, die im Wendland lebt, mit ihrem zweiten Roman »Der Schlaf der Anderen« (Kindler) vor. Erzählt wird von einer tiefen Lebenskrise und der höchst unterhaltenden Suche nach einem neuen Takt für einen Alltag, dessen bestimmende Parameter ganz auf Selbstausbeutung und Fremdbestimmung beruhen.


01.06.2025 | Literatur in Hamburg
Friederike Gräffs neuer Erzählband

Frau Kleinhans hebt ab

Friederike Gräff, Foto: Julia Baier
Was ist quietschgelb und hat einen Pinguin mit einem Stuhl vorne drauf? Richtig, es ist das neue Buch der Hamburger Autorin und Journalistin Friederike Gräff. Der Titel des Erzählbandes und sein erster Satz ist »Frau Zilius legte ihr erstes Ei an einem Donnerstag«, und man kann sagen, dass es damit nicht nur richtig gut los-, sondern auch so weitergeht. Es ist eines der besonders lesenswerten Bücher der Saison, aber es spricht auch nichts dagegen, es sich nur zu kaufen, weil es ein Hingucker ist.


30.05.2025 | Literatur in Hamburg
Johannes Franzens Studie »Wut und Wertung«

Die Sache mit der Wut

Johannes Franzen
Johannes Franzen, Foto: Marion Koell
Worüber streiten wir uns eigentlich, wenn wir uns über Songs, ein Gedicht, einen Roman, ein Theaterstück oder eine Serie in die Haare kriegen? Woher kommt die Wut, mit der über Kultur gestritten wird? Und warum ist die Fähigkeit über ein Lieblingsbuch zu streiten, eine wichtige Kulturtechnik? Davon erzählt der Literaturwissenschaftler Johannes Franzen in seinem Buch »Wut und Wertung« (S. Fischer). Es ist eine kluge Analyse, die vor allem anderen zeigt, wie wichtig und produktiv Konflikte sein können.


30.04.2025 | Literatur in Hamburg
Jonas Lüschers »Verzauberte Vorbestimmung«

Von Menschen und Maschinen

Jonas Lüscher, Foto: Peter Hassiepen
Es ist ein eher schmales Werk, das Jonas Lüscher bisher vorgelegt hat, und doch gehört er zu den am meisten beachteten Autoren der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Zum gefeierten und mehrfach ausgezeichneten Bestseller wurde schon das Debüt des schweizerisch-deutschen Schriftstellers, die 2013 erschienene Novelle »Frühling der Barbaren«. Es folgten 2017 der Roman »Kraft«, mit dem er den Schweizer Buchpreis gewann, und in diesem Frühjahr »Verzauberte Vorbestimmung« (Hanser). Mit dem einzigartigen und höchst virtuos erzählten Roman durchquert er die Jahrhunderte und Schauplätze für eine Annäherung an das komplexe Verhältnis von Mensch und Maschine.


28.04.2025 | Literatur in Hamburg
Rachel Kushners neuer Roman »See der Schöpfung«

Pfade des Widerstands

Rachel Kushner, Foto: Gaby Laurent
Rachel Kushner ist eine der international bekanntesten Autorinnen der US-amerikanischen Literatur, ihr Roman »Flammenwerfer« wurde weltweit gefeiert und von Jonathan Franzen über Joshua Ferris bis zu Colum McCann als bestes Beispiel dafür gelobt, was einen guten Roman ausmacht. In diesem Frühjahr ist, nach ihrer Essaysammlung »Harte Leute« (2022), nun der 2024 für den National Book Award und den Booker Prize nominierte Roman »See der Schöpfung« von ihr erschienen. Es ist ein ziemlich cooler und kluger Spionageroman, der in einer entlegenen Gegend in Südfrankreich spielt.


30.04.2025 | Literatur in Hamburg
Rebekka Franks neuer Roman »Stromlinien«

Vom Gewicht des Schweigens

Rebekka Frank, Foto: Lexa Rost
Rebekka Frank ist eine dieser Autorinnen, die es mehrfach gibt. Unter dem Pseudonym Rebekka Eder hat sie den historischen Roman »Der Duft von Zimt« veröffentlicht, einen Longseller über die Erfindung des Franzbrötchens und weitere historische Romane. Auch unter ihrem Geburtsnamen Rebekka Knoll sind schon einige Bücher erschienen, und unter ihrem tatsächlichen Namen Rebekka Frank hat sie gerade bei S. Fischer ihren zweiten Roman vorgelegt. In einem gelungenen Genremix aus Coming-of-Age, Krimi und Familienroman verbindet sie in »Stromlinien« eine rasante und höchst unterhaltende Geschichte mit einer Hommage an die Elbe, die Lühe und das Marschland.


30.03.2025 | Literatur in Hamburg
Kristine Bilkaus neuer Roman »Halbinsel«

Nimm dich da raus

Kristine Bilkau, Foto: Thorsten Kirves
An der feinen Nahstelle, an der sich unsere Wünsche, Träume und Hoffnungen in der Realität verfangen, entfaltet Kristine Bilkau die Szenarien ihrer vielfach ausgezeichneten Romane. Mit »Nebenan« stand sie zuletzt 2022 auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis. In ihrem neuen Roman »Halbinsel« (Luchterhand), der im März mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet wurde, verhandelt sie in einem wunderbar leichten Stil die gesellschaftlich-politische Großwetterlage unserer Zeit im Binnenraum der Beziehung einer Mutter und einer Tochter.


26.03.2025 | Literatur in Hamburg
Die 19. Ausgabe des Hamburger Literaturjahrbuchs ZIEGEL

Das Pappreptil beißt lautlos zu

Illustration von Moritz Wienert aus dem ZIEGEL #19 © Moritz Wienert
Das Hamburger Literaturjahrbuch ist ein Unikum in der deutschsprachigen Publikationslandschaft. Mit dem jetzt neu vorliegenden ZIEGEL sind in über 30 Jahren 19 Ausgaben der beliebten Anthologie erschienen, die eine Chronik der Hamburger Literatur von der Wiedervereinigung bis in die Gegenwart bilden. Ein vielschichtiges Best-of mit Erzählungen, Gedichten, Auszügen aus Romanen, Theaterstücken und Comics von Hamburger Autor:innen aus den letzten zwei Jahren versammelt die neue Ausgabe. Es ist zwar ein schweres Buch«, schwärmte das NDR Hamburg Journal, »aber es liest sich federleicht«.


25.03.2025 | Literatur in Hamburg
Annika Büsings neuer Roman »Wir kommen zurecht«

Wie es mit Geistern so ist

Annika Büsing, Foto: Lauree Thomas
Mit Katastrophen kennt Annika Büsing sich aus. Ihr gefeiertes Debüt »Nordstadt«, für das sie mit dem Mara-Cassens-Preis des Hamburger Literaturhauses und dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet wurde, und ihr hochgelobter zweiter Roman »Koller« sind Sozialdramen, die in höchst prekären Verhältnissen spielen. Gleichzeitig erzählen sie mit großer Leichtigkeit und viel Humor auch Liebesgeschichten. In ihrem neuen Roman »Wir kommen zurecht« ist das Setting nun etwas anders, es geht um eine Familie in der bürgerlichen Mitte der Gesellschaft, die an der psychischen Erkrankung der Mutter fast zerbricht.


20.03.2025 | Literatur in Hamburg
Steffen Kopetzkys neuer Roman

Unter dem Bann des Atoms

Steffen Kopetzky, Foto: Jana Mai
Die Verknüpfung von präzise recherchierten historischen Stoffen mit stets durch einen Anflug von Ironie gebrochenen fiktiven Geschichten sind das Markenzeichen der Romane von Steffen Kopetzky. Dabei gelingt es dem in Pfaffenhofen lebenden, vielfach ausgezeichneten Schriftsteller immer wieder an Themen anzuknüpfen, die in der Gegenwart plötzlich große Relevanz haben. So ist es auch bei seinem in diesem Frühjahr neu erschienenen Roman »Atom« (Rowohlt), der meisterhaft vom Wettlauf um die Atombombe erzählt.


13.03.2025 | Literatur in Hamburg
Katharina Hagenas Roman »Flusslinien«

Die Wolken immer im Blick

Katharina Hagena, Foto: Heike Steinweg
In der Literatur der Hamburger Schriftstellerin Katharina Hagena spielen Naturräume eine ganz besondere Rolle. So ist es auch in ihrem brillanten neuen Roman »Flusslinien« (Kiepenheuer & Witsch), in dem das Falkensteiner Ufer an der Elbe und der Römische Garten in Blankenese die Bühne für ein großes Welttheater über die Liebe und den Tod, Freundschaft und Verrat bilden. Im Zentrum stehen eine sehr alte Dame, ihr Fahrer und ihre Enkelin, aber auch die erste Obergärtnerin Deutschlands. Gastauftritte haben der endemische Schierlingswasserfenchel, eine Nacktschnecke, ein Maulwurfsweibchen, Wildgänse – und ein Orchester für Luftinstrumente.


04.03.2025 | Literatur in Hamburg
Ella Carina Werners »Feministische Tiergedichte«

Existenzielle Fragen aus dem Tierreich

Ella Carina Werner, Foto: Julia Schwendtner
Es ist ein tierisches Vergnügen, zu dem die Titanic-Herausgeberin Ella Carina Werner und die Illustratorin Juliane Pieper mit ihrem neuen Buch einladen. Feministische Themen sind wichtig und ernst, aber sie können auch sehr, sehr lustig sein! Denn wo sonst gibt es so viel Konfliktpotential, Widersprüche und Missverständnisse als in Liebebeziehungen? Und welche Textform kann das prägnanter auf den Punkt bringen als das kurze Reimgedicht, insbesondere das traditionsreiche »Tiergedicht«? Bisher wurde das Genre vor allem von Männern bespielt, Ella Carina Werner erweitert den Blick nun ein für allemal um eine feministische Perpektive.


28.02.2025 | Literatur in Hamburg
Der neue Roman von Wolf Haas

Eine vertrackte Angelegenheit

Wolf Haas, Foto: Heike Huslage-Koch
Mit dem wunderbar schrägen Coming-of-Age-Roman »Junger Mann« und einer großen »Verteidigung der Missionarsstellung«, die von einem aussichtslosen Kampf gegen die Liebe erzählt, hat er längst bewiesen, dass er auch anders kann. Doch bekannt wurde Wolf Haas mit seinen Krimis um den Ermittler Simon Brenner. Sie gehören zum Besten, was das Genre in der deutschsprachigen Literatur in den letzten Jahrzehnten hervorgebracht hat. Daran knüpft er mit seinem neuen Roman »Wackelkontakt« (Hanser) insofern an, als dass es sich vom funkenschlagenden Kurzschluss zum Auftakt bis zum finalen Klingeln des Elektrikers am Ende um einen waschechten Mafia-Krimi handelt. Nur, was heißt das schon bei einem Autor wie Wolf Haas?


28.02.2025 | Literatur in Hamburg
Dmitrij Kapitelmans »Russische Spezialitäten«

Den Bruderkuss üben

Dmitrij Kapitelman, Foto: Paula Winkler
Es ist ein Feuerwerk der Ironie und sprachlichen Feinheiten, das Dmitrij Kapitelman auch in seinem dritten Roman mit einem untrüglichen Gespür für punktgenau gesetzte Pointen entfacht, und es beginnt schon mit dem Titel »Russische Spezialitäten« (Hanser Berlin). Dazu gehören bei Kapitelman nicht nur Wodka, Kwas, Kaviar und Matrjoschkas, sondern auch der politisierte Wetterbericht, die »Tomatentrauer« und ein KGBschnik als Präsident. All das könnte einfach nur lustig sein, doch es geht um ein bitterernstes Thema, das Familien, Freundschaften und ganze Gesellschaften spaltet.


28.01.2025 | Literatur in Hamburg
Julia Schochs Roman »Wild nach einem wilden Traum«

Herzensangelegenheiten

Julia Schoch, Foto: Jürgen Bauer
Für die ersten beiden Romane ihrer »Biographie einer Frau« wurde Julia Schoch mehrfach ausgezeichnet und in der Kritik als »Virtuosin des Erinnerungserzählens« (FAZ) gefeiert. Jetzt ist mit »Wild nach einem wilden Traum« (DTV) der dritte Band der Trilogie erschienen. Es ist erneut ein glänzend erzählter Pageturner, tiefgründig und gleichzeitig leicht. Allen drei Romanen gemeinsam ist, dass sie mit einem Paukenschlag beginnen, mit einem Ereignis, das die Erzählerin dazu zwingt, ihr Leben zu revidieren, ihre Sicht auf die Dinge, ihre Arbeit und die Menschen, die ihr nahestehen.


28.01.2025 | Literatur in Hamburg
Ursula Krechels Roman »Sehr geehrte Frau Ministerin«

Mutter ist die beste

Ursula Krechel, Foto: Heike Steinweg
Ihre vor zwei Jahren erschienenen Essays »Gehen. Träumen. Sehen. Unter Bäumen.« (Jung und Jung) laden zu Exkursionen in Räume des Denkens und Schauens ein, in denen die Bezüge über Casanova, Friedrich den Großen und Daniil Charms bis zu Rolf Dieter Brinkmann reichen. Es ist nur eine Station im weitläufigen Werk der in Berlin lebenden, vielfach ausgezeichneten Schriftstellerin Ursula Krechel. In ihrem neuen Roman »Sehr geehrte Frau Ministerin« (Klett-Cotta) erzählt sie von den manchmal auch abgründigen Beziehungen zwischen Söhnen und ihren Müttern, von existenziell gefährdeten Frauen und von politischer Gewalt.


01.12.2024 | Literatur in Hamburg
Andreas Reckwitz´ »Verlust - Ein Grundproblem der Moderne«

Auf der Schattenseite des Fortschritts

Andreas Reckwitz, Foto: Jürgen Bauer
Er gilt als einer der bedeutenden Impulsgeber gesellschaftsanalytischer Debatten der Gegenwart: Andreas Reckwitz hat 2017 mit seinem Buch »Die Gesellschaft der Singularitäten« eine Generaltheorie der spätmodernen Gesellschaften vorgelegt, es ist eines der meistdiskutieren Bücher der letzten Jahre – und ein preisgekrönter Bestseller. In diesem Herbst ist nun ein neues Buch von dem Professor für Soziologie an der Humboldt-Universität zu Berlin erschienen, das »Ein Grundproblem der Moderne« beleuchtet: »Verlust« (Suhrkamp Verlag).


01.12.2024 | Literatur in Hamburg
Heinz Strunks »Zauberberg 2«

Die endlos strapazierte Hoffnung

Heinz Strunk
Heinz Strunk, Foto: Dennis Dirksen
Seine beiden zuletzt erschienenen Romane »Es ist immer so schön mit dir« und »Ein Sommer in Niendorf« waren für den Deutschen Buchpreis nominiert und Bestseller, und an seinem Erzählband »Der gelbe Elefant« hat sich eine ganze Entourage der deutschen Literaturkritik abgearbeitet. Die bekommt mit dem neuen Roman von Heinz Strunk jetzt so richtig was zu tun, denn der Hamburger Schriftsteller, Musiker und Schauspieler hat mit »Zauberberg 2« eine Hommage an einen Klassiker und Jahrhundertroman der deutschen Literatur vorgelegt.


01.12.2024 | Literatur in Hamburg
Der neue Roman von Olga Grjasnowa

»Juni, Juli, August«

Olga Grjasnowa, Foto: Benner
Schon mit ihrem Romandebüt »Der Russe ist einer, der Birken liebt«, in dem sie die Geschichte einer Generation erzählt, die keine Grenzen kennt, aber auch keine Heimat hat, wurde Olga Grjasnowa mehrfach ausgezeichnet und erreichte ein großes Lesepublikum. Menschen mit gebrochenen Lebensläufen stehen auch im Zentrum ihrer folgenden, stets temporeichen und höchst unterhaltenden Romane. In »Juni, Juli, August« erzählt sie von einer modernen jüdischen Familie und von der Suche einer jungen Mutter nach Halt und Orientierung in ihrer Herkunftsgeschichte.


01.11.2024 | Literatur in Hamburg
Richard Powers neuer Roman »Das große Spiel«

Ein ozeanisches Vergnügen

Richard Powers, Foto: Mike Belleme
Kaum ein anderer Schriftsteller der Gegenwart hat das Wissen unserer Zeit so bewegend in Geschichten eingefangen wie Richard Powers. Über ein Dutzend Wissenschaftsromane sind von dem vielfach preisgekrönten Schriftsteller in den letzten Jahrzehnten erschienen. Ein eher anekdotisches Zwischenstück bildet in dieser Publikationsgeschichte »Das Buch Ich # 9«: Powers ist der neunte Mensch, dessen Genom vollständig entschlüsselt wurde. Mit seinem virtuos komponierten neuen Roman »Das große Spiel« (Penguin, Deutsch von Eva Bonné), lädt er auf ein kleines, vernarbtes Paradies in Französisch-Polynesien und zu einem furiosen Ausflug in die Welt der Riesenmantas.


01.11.2024 | Literatur in Hamburg
Gaea Schoetters neuer Roman »Trophäe«

Ein folgenschwerer Deal

Gaea Schoeters, Foto: Sébastien Van Malleghem
Das Thema des neuen Romans der flämischen Autorin, Journalistin und Librettistin Gaea Schoeters ist alles andere als eingängig. Sogar die Autorin selbst sagt, dass sie es noch vor wenigen Jahren ausgeschlossen hätte, jemals über Großwildjagd zu schreiben. Doch genau darum geht es in »Trophäe« (Zsolnay), einem Pageturner mit höchster Sogkraft, der eine große Parabel über koloniale Finsternisse in der Gegenwart erzählt und von dem Phantombild eines wilden und echten Afrikas, dem schon Hemingway nachjagte.