Kurt Drawert, Foto: Ute Doering
»›Literatur beginnt, wo die Antworten enden‹, sagt Kurt Drawert. Die Tiefenbohrungen, mit denen er sich der Welt seiner Herkunft, der DDR, nähert, beginnen auf dem Gelände des eigenen Erlebens: Als Sohn eines Polizeibeamten weiß er, wie sich es sich anfühlt, wenn sich das Politische ins Private hineinfrisst, und so lässt er uns miterleben, welchen Schaden eine gewalttätige Sprache anrichtet, die nur Bestätigung oder Ausschluss kennt. Doch auch wenn Kurt Drawert sich dem Westen nähert, in dem er seit 1993 lebt, tut er dies mit einer von der Diktatur geschärften Wahrnehmung: Er analysiert etwa das Effizienzdenken, und er erkennt auch hier den Angriff auf die Integrität des Menschlichen. Kurt Drawert ist ein politischer Autor im besten Sinn. Er lässt uns erleben, was er reflektiert, in einer hellhörig-präzisen Sprache, die in jedem Satz um Wahrhaftigkeit ringt.« So begründet die Jury – bestehend aus Sieglinde Geisel, Sebastian Guggolz und Wolfgang Hegewald – ihre Entscheidung. Kurt Drawert, Autor von Lyrik, Prosa, Dramatik und Essays, leitet in Darmstadt das Zentrum für junge Literatur.