Mittwoch, 18.05.2022


Lesung mit Lea Draeger

Das Unfassbare aussprechen

Lea Draeger
Lea Draeger, Foto: Paula Winkler
Es ist alles andere als eine Gute-Laune-Geschichte, die Lea Draeger in ihrem Debütroman erzählt, sondern harter Stoff. Da geht es um patriarchale Gewaltstrukturen und Traumata, die von einem perfiden Glaubenssystem getragen werden und über mehrere Generationen fortwirken. Für die dreizehnjährige Ich-Erzählerin in »Wenn ich euch verraten könnte« (hanserblau) gibt es nur einen Weg, um aus dieser Familiengeschichte herauszukommen – sie muss lernen, das Unfassbare auszusprechen.

➝ Literaturzentrum im Literaturhaus, Schwanenwik 38, 19.30 Uhr,
€ 7,–/5,–. Anmeldung: Tel. 040-2279203, E-Mail: lit@lit-hamburg.de


Lesung mit Jan Weiler

»Der Markisenmann«

Jan Weiler
Jan Weiler, Foto: Thomas Leidig
Der Bestsellerautor Jan Weiler präsentiert seinen neuen Roman – ein Buch über das Erwachsenwerden und das Altern.

Was wissen wir schon über unsere Eltern? Meistens viel weniger, als wir denken. Und manchmal gar nichts. Die fünfzehnjährige Kim hat ihren Vater noch nie gesehen, als sie von ihrer Mutter über die Sommerferien zu ihm abgeschoben wird. Der fremde Mann erweist sich auf Anhieb nicht nur als ziemlich seltsam, sondern auch als der erfolgloseste Vertreter der Welt. Aber als sie ihm hilft, seine fürchterlichen Markisen im knallharten Haustürgeschäft zu verkaufen, verändert sich das Leben von Vater und Tochter für immer.

➝ Der Veranstaltungsort wurde aus den Hamburger Kammerspielen verlegt ins »Schmidtchen«, Spielbudenplatz 21–22, 19.30 Uhr, € 20,– (für die Kammerspiele gekaufte Tickets bleiben gültig)


Lesung mit Sophie Passmann

»Komplett Gänsehaut«




Nach ihrem vieldiskutierten Bestseller »Alte weiße Männer« ist Sophie Passmann dem Habitus einer Bürgerlichkeit auf der Spur, und teilt dabei gegen alle aus, am verheerendsten aber gegen sich selbst und ihresgleichen. Zornig und böse, sanft und lustig zugleich zieht sie uns mit rein ins tiefe Tal der bürgerlichen Langeweile im westdeutschen Mittelstand. Sie geht vehement vor gegen die hedonistische Haltung einer wohlgemerkt nicht homogenen Generation, die ihr selbst nur allzu bekannt ist. Der Verlag verspricht »kein Memoir, keinen Roman, keine Biografie«, sondern: »literarischen Selbsthass« und fragt, ob das vielleicht ein wenig anmaßend sei. Ist es natürlich, aber genau das will Sophie Paßmann ja auch sein.

➝ Deutsches Schauspielhaus, Kirchenallee 36, 20.00 Uhr, € 25,–


Lesung

»Wortpicknick im Park«

Alexander Posch
Alexander Posch, Foto: Miguel Ferrez
Sascha Preiß und Alexander Posch lesen aus den Werken ukrainischer Schriftstellerinnen und Schriftsteller wie z.B. Jurij Andruchowytsch, Tanja Maljartschuk, Serhij Zhadan u.a. Dazu noch etwas von der unvergessenen Anna Politkowskaja, von Swetlana Alexijewitsch und Wladimir Sorokin. Posch steuert eine eigene Geschichte über Gogol bei, Preiß bringt Geschichten aus dem kroatischen Nachkrieg sowie aktuelle Aufzeichnungen mit.

➝ Planten un Blomen, Musikpavillon, Eingang Tiergartenstr., 20.00 Uhr, Eintritt frei


Literatur und Musik

»Außer man tut es«

Johannes Kirchberg und Frank Roder präsentieren Gedichte, Lieder, Satiren und Epigramme von Erich Kästner.

➝ Das Schiff, Holzbrücke 2/Nikolaifleet, 19.30 Uhr, ab € 27,–


Vortrag und Gespräch

»Borcherts Pfeife«

Konstantin Ulmer stellt die Dauerausstellung »Dissonanzen« über Wolfgang Borchert in der Hamburger Staats- und Universitätsbibliothek vor und zeigt Digitalisate aus dem Nachlass. Wolfgang Borchert (1921-1947), ist eine Ikone der Nachkriegsliteratur. Im Mai 2022 würde er seinen 101. Geburtstag feiern. Die Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg pflegt Borcherts Nachlass.

Zentralbibliothek, Hühneposten 1, 16.00 Uhr, Eintritt frei


Poetry Slam

»Jägerschlacht«

Offener Poetry Slam. Lesezeit: 5 Minuten. Lesen kann, wer sich kurz vor der Veranstaltung in die Leseliste eintragen lässt. Moderation: Hannes Maaß.

Kampf der Künste, Grüner Jäger, Neuer Pferdemarkt 36, 20.00 Uhr, € 5,–, Anmeldung: tickets@gruener-jaeger-stpauli.de


30.04.2022 | Literatur in Hamburg
Yasmina Rezas neuer Roman »Serge«

Vom Kuddelmuddel einer Familie

Yasmina Reza
Yasmina Reza, Foto: Pascal Victor
Yasmina Reza ist die meistgespielte Bühnenautorin der Gegenwart, weltberühmt, ein internationaler Star der Szene, vielfach ausgezeichnet und auch mit ihren Romanen seit Jahren höchst erfolgreich. Und die 1957 in Paris als Tochter einer ungarischen Geigerin und eines iranischen Ingenieurs geborene Schriftstellerin ist eine Expertin für abgründige Komik, ihr gesamtes Werk kann als »Komödie über die Condition Humaine« (»Le Monde«) gelesen werden. In ihrem neuen Roman »Serge« (Hanser Verlag) begibt sie sich mitten hinein in die »Kuddelmuddelkiste« einer Familie in Paris.


30.04.2022 | Literatur in Hamburg
Hellmuth Opitz neuer Gedichtband »Flauschnacht Rauschnacht«

Schnabelarien früh um Fünf

Hellmuth Opitz
Hellmuth Opitz, Foto: Helga Schöning
Das Spiel mit tradierten Formen, Reimen und Rhythmen beherrscht der Lyriker Hellmuth Opitz so meisterhaft wie das saloppe Parlando im erzählerischen Duktus. Und das darf man auch erwarten, wenn einer als »Verbalvirtuose« (Gero Mertens) und »kluger Vertreter des poetischen Realismus« (Michael Braun) gefeiert wird. In diesem Frühjahr lädt er mit seinem neuen Gedichtband zur »Flauschnacht Rauschnacht« (Pendragon). Ein Ereignis für alle, die gerne Gedichte lesen.


29.04.2022 | Literatur in Hamburg
Abbas Khiders neuer Roman »Der Erinnerungsfälscher«

Erinnerungen wie Minenfelder

Abbas Khider
Abbas Khider, Foto: Peter-Andreas Hassiepen
Herkunft und Identität sind die zentralen Themen der Literatur von Abbas Khider. In seinem neuen Roman »Der Erinnerungsfälscher« erzählt er von einer Reise, die seinen Protagonisten unvermittelt aus dem Alltag in Deutschland und nach Bagdad katapultiert. Unterwegs ist er mit der Brüchigkeit seiner Erinnerungen konfrontiert. Und wirft ganz beiläufig Fragen des Schreibens und der Literatur auf. Was ist Fiktion, was Wahrheit? Gibt es eine richtige Erinnerung und vielleicht auch eine falsche?


29.04.2022 | Literatur in Hamburg
Madame Nielsens neuer Roman »Lamento«

Das leuchtende Jetzt

Madame Nielsen
Madame Nielsen, Foto: Frederike van der Straeten
Eigentlich heißt sie »Lou Camille Nielsen«, aber ihren vollen Namen benutzt sie nur selten. Geboren wurde Madame Nielsen 2013 in Paris, doch es war nur ein weiterer Schritt von mehreren Identitäts- und Namensänderungen. Ihr neuer Roman »Lamento« (Kiepenheuer & Witsch) erzählt von der Zeit, die diesen Häutungen und Verwandlungen vorausging und die Geschichte einer Liebe, bei der die Flammen von Beginn an ziemlich hoch lodern.


01.04.2022 | Literatur in Hamburg
Lucy Frickes Roman »Die Diplomatin«

Angst ist nur eine Ermessensfrage

Lucy Fricke
Lucy Fricke, Foto: Gerald von Foris
Es ist ein Beruf, der seit jeher die Fantasie beflügelt. Wer ihn ausübt, lebt fast in einer Parallelwelt, genießt höchste Reputation und sogar Straffreiheit im Gastland. Zum Klischee der diplomatischen Kulisse gehören rauschende Feste und Empfänge ebenso wie das stille Agieren im Hintergrund großer politischer Krisen und weltbewegender Affären. All das blüht auch der Heldin in dem neuen Roman von Lucy Fricke und ist doch ganz anders, als es sich »Die Diplomatin« (Claassen) in ihren schlimmsten Träumen vorstellte. Bewirken kann sie nämlich nichts. Bis sie dem routinierten Zynismus freundlicher Lügen eines Tages ganz undiplomatisch mit der Wahrheit begegnet und handelt.


01.04.2022 | Literatur in Hamburg
Fatma Aydemirs »Dschinns«

Wahrheiten, die immer da sind

Fatma Aydemir
Fatma Aydemir, Foto: Sibylle Fendt
Fatma Aydemir hat mit ihrem Familienroman »Dschinns« das Buch der Saison vorgelegt. Die in Berlin lebende Schriftstellerin wurde schon für ihr vielgelobtes Debüt »Ellbogen« mit dem Klaus-Michael-Kühne-Preis und dem Franz-Hessel-Preis ausgezeichnet, für »Dschinns« erhielt sie den Robert-Gernhardt-Preis. Der Roman ist ein großer Wurf, auch weil er versucht, so viel Gegenwart wie möglich in 350 Seiten Text zu packen. Das ist radikal, es ist maßlos und nicht immer gelungen. Dennoch ist »Dschinns« eine Lektüre, die sich tief einbrennt und lange nachwirkt.


29.03.2022 | Literatur in Hamburg
Helge Timmerbergs »Lecko mio«

Verstreute Identitäten

Helge Timmerberg
Helge Timmerberg, Foto: Federico Balboa
Gewidmet ist dieses Buch einem Wiener Zahnarzt und seiner Gattin, deren Praxis auf Zahnimplantate spezialisiert ist. Das hat bei einem wie Helge Timmerberg natürlich Gründe. In seinem neuen Buch »Lecko mio« (Piper) ist er einmal mehr den »verstreuten Identitäten« seines Ichs auf der Spur, das in den letzten beiden Jahren jedoch nicht allzu weit in die Ferne schweifen konnte. Dennoch hat sich dem weitgereisten Autor ein ganz neuer Erfahrungshorizont offenbart. In »Lecko mio – Siebzig werden« (Piper) erzählt er davon.


20.03.2022 | Literatur in Hamburg
Mareike Fallwickls neuer Roman »Die Wut, die bleibt«

Collateral Damage

 Mareike Fallwickl
Mareike Fallwickl, Foto: Gyöngyi Tasi
Schon ihre Romane »Dunkelgrün fast schwarz« und »Das Licht ist hier viel heller« sind rasante Psychodramen über toxische Männlichkeit, Sexismus, Macht und Machtmissbrauch im Binnenraum mehr oder weniger alltäglicher Beziehungen. Pointierte Szenarien aus diesem gesellschaftlichen Giftschrank orchestrieren auch den neuen Roman »Die Wut, die bleibt« (Rowohlt) der österreichischen Autorin Mareike Fallwickl. Ihr Ausgangspunkt ist hochaktuell und liegt in der unmittelbaren Gegenwart, in der vor allem Familien mit kleinen Kindern durch die Corona-Pandemie einer andauernden Belastungsprobe ausgesetzt sind. In diesem Roman mit tragischen Folgen, die nicht ungesühnt bleiben.


10.03.2022 | Literatur in Hamburg
Jens Eisels neuer Roman »Cooper«

Ein Fall für die Ewigkeit

Jens Eisel
Jens Eisel, Foto: Melina Mörsdorfs
Es gibt eine ganze Reihe von Theorien über diesen Fall und unzählige Spekulationen in alle Richtungen. Doch auch, nachdem das FBI die Ermittlungen 2007 und 2009 noch einmal aufnahm, gab es keine neuen Erkenntnisse. Die Akte »Norjak« wurde 2016 nach 45 Jahren endgültig geschlossen. Es ist der bis heute einzige ungelöste Fall einer Flugzeugentführung in den USA. Und er ist so spektakulär, dass er immer wieder in Filmen, Büchern und sogar in Songs verarbeitet wurde. In einem großartigen semidokumentarischen Roman erzählt der Hamburger Schriftsteller Jens Eisel nun die Geschichte eines Gentlemans, der mit 200.000 Dollar Lösegeld tollkühn aus einem Flugzeug springt: »Cooper« (Piper).


09.03.2022 | Literatur in Hamburg
Kristine Bilkaus neuer Roman »Nebenan«

Und still schweigt das alte Haus

Kristine Bilkau
Kristine Bilkau, Foto: Thorsten Kirves
In ihrem neuen Roman zoomt Kristine Bilkau ganz nah heran an die feine Nahtstelle, an der unsere Wünsche, Träume und Hoffnungen sich in der Realität verfangen. Getragen von einem wunderbar leichten Stil, erzählt sie eine Geschichte, die gleich »Nebenan« (Luchterhand) spielt, dort, wo wir so offensichtlich wegsehen, wie sonst nirgends: in der Nachbarschaft. Schon im vergangenen Herbst wurde Kristine Bilkau für den Roman mit einem Hamburger Literaturpreis ausgezeichnet. »Nebenan« ist eines der literarischen Highlights der Saison.


01.03.2022 | Literatur in Hamburg
Joshua Cohens neuer Roman »Witz«

»Das berühmte Oktadekamega«

Joshua Cohen
Joshua Cohen, Foto: Adam Gong
Er ist ein Tech-Gelehrter und kennt sich glänzend in der Bibel, in der Philosophie, der Geschichte und Literatur aus. Doch Joshua Cohen, der 2015 von der Zeitschrift »Granta« zu einem der zehn besten jungen amerikanischen Autoren der Gegenwart gewählt wurde, schreibt nicht nur Romane und Erzählungen, sondern auch für Magazine und Zeitschriften, er ist der Ghostwriter von Edward Snowden und übersetzt aus dem Deutschen und Hebräischen ins Englische. Als sein Opus Magnum gilt der 2010 im Original erschienene, 900 Seiten starke Roman »Witz«. Ulrich Blumenbach hat das »Abenteuer« auf sich genommen, den Roman zu übersetzen. In diesem Frühjahr ist er nun bei Schöffling & Co. erschienen.


04.02.2022 | Literatur in Hamburg
Katharina Hagenas Buch vom Singen

Schläft ein Lied in allen Dingen

Katharina Hagena
Katharina Hagena, Foto: Jürgen Abel
Mit dem Roman »Der Geschmack von Apfelkernen«, der in 26 Sprachen übersetzt und fürs Kino verfilmt wurde, hat Katharina Hagena 2008 ein großartiges Debüt vorgelegt. Es folgten »Vom Schlafen und Verschwinden« (2012) und »Das Geräusch des Lichts« (2016), eine grandiose kanadische Rhapsodie, die von fünf Suchenden erzählt. Im Februar erscheint nun »Herzkraft« (Arche), »Ein Buch über das Singen«. Es ist eine vielschichtige Eloge auf die vermutlich älteste und ursprünglichste musikalische Ausdrucksform des Menschen. Katharina Hagena stellt ihr Buch im Literaturhaus vor.


02.02.2022 | Literatur in Hamburg
Anselm Nefts neuer Roman »Späte Kinder«

Denken, träumen, hoffen, fürchten

Anselm Neft
Anselm Neft © Jürgen Abel
Die Versuchsanordnung ist so radikal wie alltäglich: Eine Frau erfährt, dass sie nur noch wenige Monate leben wird. Was ist jetzt zu tun? Was lässt sich noch besser, was anders machen? Und was ist, trotz aller Verzweiflung, bei noch klarem Verstand vorzubereiten? Das sind die Ausgangsfragen von Anselm Nefts neuem Roman »Späte Kinder« (Rowohlt). Er führt in eine dramatische Ausnahmesituation und zudem mitten hinein in die tiefen Abgründe einer Familiengeschichte. Dennoch ist dies ein versöhnlicher Roman mit einem bewegenden Happy End.


01.02.2021 | Literatur in Hamburg
Navid Kermanis Buch über Religion

Was wird sein, wenn nichts mehr ist?

Navid Kermani
Navid Kermani © Heike Bogenberger
Es ist eine Frage, die uns alle betrifft, und es gibt vermutlich niemanden, der sich nicht irgendwann einmal eine Meinung dazu gebildet hätte. Gleichzeitig ist es eine Frage, auf die es keine Antwort gibt, jedenfalls keine, die für sich in Anspruch nehmen könnte, letzte Gültigkeit zu besitzen. Das ist der Ausgangspunkt für den hoch poetischen Parcours, zu dem Navid Kermani mit seinem neuen Buch einlädt: »Jeder soll von da, wo er ist, einen Schritt näher kommen« (Hanser). Es erzählt so schwärmerisch wie kenntnisreich von Gott und vom Tod, von der Liebe und der Endlichkeit, aber auch davon, was die Religionen einst hervorgebracht hat. Navid Kermani stellt das Buch erstmals zu den Lessingtagen in Hamburg vor.


06.02.2022 | Literatur in Hamburg
Antje Rávik Strubels Roman »Blaue Frau«

Gespenster ans Licht holen

Anselm Neft
Antje Rávik Strubel © Philipp von der Heydt
Schon in ihrem 2001 erschienen Roman »Unter Schnee« erzählt Antje Rávik Strubel von Adina, die in einem Dorf im tschechischen Riesengebirge als einziges Kind aufwächst. In ihren ersten Erinnerungen sieht sie sich alleine im Schnee spielend, schon früh sehnt sie sich in die Ferne. Dort ist sie in »Blaue Frau« nun angekommen, als zentrale Figur eines opulenten Ost-West- und Europaromans, der in wechselnden Perspektiven die Geschichte eines Missbrauches erzählt. Antje Rávik Strubel wurde für den mit großer »existenzieller Wucht und poetischer Präzision« (Jurybegründung) erzählten Roman mit Deutschen Buchpreis 2021 ausgezeichnet.


23.12.2021 | Literatur in Hamburg
Franz Kafka »Die Zeichnungen«

Das große Unbekannte im Werk von Franz Kafka

© The Literary Estate of Max Brod, National Library of Israel, Jerusalem, Foto: Ardon Bar Hama
Zeichnung von Franz Kafka, © The Literary Estate of Max Brod, National Library of Israel, Jerusalem, Foto: Ardon Bar Hama
Jahrzehntelang blieb jener Teil des Nachlasses von Franz Kafka im Dunkel eines Banksafes in Zürich, den sein Freund und Nachlassverwalter Max Brod schon zu seinen Lebzeiten weitervererbt hatte. Im Sommer 2019 endete ein skurriler Erbstreit dann zugunsten der israelischen Nationalbibliothek. Die Erwartungen der Fachwelt an das, was man in dem Safe finden würde, waren nicht allzu groß. Nur für das weitgehend unbekannte Skizzenheft mit Kafkas Zeichnungen, das sich in dem Konvolut befand, hatte schon Max Brod große Neugier geweckt. Jetzt sind diese Zeichnungen erstmals bei C.H Beck erschienen – der Verlag spricht von einer »Weltsensation«.


01.12.2021 | Literatur in Hamburg
Asal Dardans »Betrachtungen einer Barbarin«

Direkt, nah und mit großer Lust am Dissens

Asal Dardan
Asal Dardan, Foto: Sarah Berger
Eines der Sachbücher des Jahres 2021 ist »Betrachtungen einer Barbarin« von Asal Dardan, nominiert für den Deutschen Sachbuchpreis, brillant geschrieben und oft besprochen. Es ist ein Buch, das sich leicht in den aktuellen identitätspolitischen Debatten um Zugehörigkeit und das Anderssein verorten, im Verbund mit anderen Büchern zum Thema labeln und als aktuellen Debattenbeitrag diskutieren lässt. Zum Ereignis und zum Leseerlebnis werden die zehn Essays des Bandes, weil Asal Dardan ganz persönliche und immer wieder auch intime Beobachtungen aus ihrem Leben mit politisch-gesellschaftlichen Analysen verbindet.


28.11.2021 | Literatur in Hamburg
Olli Jalonens »Die Himmelskugel«

An der Nahstelle einer neuen Zeit

Olli Jalonen
Olli Jalonen, Foto: Pekka Nieminen
Es ist ein Heldenepos, ein toller Abenteuer- und Wissenschaftsroman und eines der Lesehighlights aus dem Bücherherbst: Der finnische Schriftsteller Olli Jalonen erzählt in seinem Roman »Die Himmelskugel« (mare Verlag) aus der Perspektive eines Jungen aus einfachen Verhältnissen von einem epochalen Umbruch in der Geschichte Europas und Nordamerikas. Das Zeitalter der Aufklärung und ihre Hinwendung zu rationalem Denken, zur Urteilsinstanz der Vernunft und zu den Naturwissenschaften hat gerade begonnen. Gleichzeitig wird kurz nach dem Dreißigjährigen Krieg inbrünstig wie eh und je im Namen des Glaubens gekämpft, tyrannisiert und gemordet.