Montag, 13.03.2023
Anwalt, Förderer, Literaturkenner
Joachim Kersten verstorben
Kultursenator Carsten Brosda und Joachim Kersten im Hamburger Rathaus
Foto: Börje Johnsen, BKM
Foto: Börje Johnsen, BKM
11. Hamburger Graphic Novel Tage
Sprechende Bilder
Gleich zum Auftakt des Festivals geht es um ein Thema, das bei Comics nicht weniger wichtig ist als bei anderen literarischen Formen: das Übersetzen (13.03.). Zu Gast sind Tom Gauld aus London und Jörg Mühle aus Frankfurt am Main, die als Zeichner nicht nur verbindet, dass sie beide international erfolgreich sind, sondern Jörg Mühle hat gerade auch das Bilderbuch » Der kleine Holzroboter und die Baumstumpfprinzessin« (Carlsen) von Tom Gauld übersetzt.
Zu einem Werkstattgespräch (14.03.) treffen sich am zweiten Festival-Abend die Hamburger Comicautorinnen Wiebke
Bolduan, Noëlle Kröger und Ika Sperling. Sie sind alle drei Absolventinnen der Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW), die seit langem als wichtigste Comic-Ausbildungsstätte im Land gilt, und stehen kurz vor der Publikation ihrer Debütbände, die zudem alle bei Reprodukt erscheinen werden, dem renommiertesten deutschen Autorencomicverlag. Sascha Hommer, Dozent an der HAW und zentraler Akteur nicht nur der Hamburger Comicszene, hat den Abend konzipiert und moderiert zusammen mit Andreas Platthaus.
»Ohne Kompromisse« (15.03.) geht es am dritten Abend mit zwei Zeichnerinnen weiter, die in jüngster Zeit viel Furore gemacht haben: ZUZU aus Rom und Paulina Stulin aus Darmstadt. Ihre Debüts – »Cheese« (Edition Moderne) und »Bei mir zuhause« (Jaja) – sind umfangreiche Graphic Novels, die erzählerisch neue Wege einschlagen, um ganz persönliche Geschichten zu erzählen. Und die im vergangenen Herbst erschienenen Nachfolgeprojekte zeigen, dass sich die beiden Autorinnen nicht auf einem Erfolgsschema ausruhen: ZUZU hat für »Glückliche Tage« (Edition Moderne) nicht nur einen ganz anderen Erzählton gefunden, sondern auch einen neuen Stil gewählt. Paulina Stulin hat für »Freibad« (Jaja), die jüngste Kinokomödie von Doris Dörrie, als Comic adaptiert.
Zum Abschluss des Festivals (16.03.) geht es schließlich um einen Klassiker des Genres: »Spirou«. Kein anderer Comic hat sich als so wandlungsfähig erwiesen, wie die seit 1938 laufende Serie, und kein Zeichner hat daran so großen Anteil wie Émile Bravo aus Paris. Er gastiert zusammen mit seinem Berliner Kollegen Flix im Literaturhaus, der als erster Deutschen ein Abenteuer für »Spirou« zeichnen durfte: »Spirou in Berlin« (Carlsen) spielt zur Zeit des Mauerfalls. Der Erfolg war so groß, dass Flix 2022 »Das Humboldt-Tier« folgen ließ, angesiedelt in der Weimarer Republik.
Im traditionellen Festival-Workshop (16.3.) gibt Paulina Stulin schließlich noch »Antworten auf komische Fragen«, das heißt, es wird um jene Art von Fragen gehen, bei denen einem auf Anhieb erstmal nichts einfällt, aber über die es Spaß macht, nachzudenken – und das natürlich mit dem Zeichenstift in der Hand.
Literaturhaus, Schwanenwik 38, jew. 19.00 Uhr, je € 12,–/8,–, Festivalticket: € 35,–/20,–. Streaming: € 12,–
Lesung
»Prägung. Nachdenken über Männlichkeit«
Christian Dittloff liest aus seinem Buch über Männlichkeit. Moderation: Anne Sauer.Buchhandlung Lüders, Heußweg 33, 19.00 Uhr, € 12,–
Lesung
»Wer wir sind«
Die Bestsellerautorin Stefanie Stahl und der Psychologe Lukas Klaschinski führen ihr Publikum in der neuen Bühnenshow »Wer wir sind« an »die Grenzen und Tiefen der menschlichen Psyche«.Laeiszhalle, Johannes-Brahms-Platz, 20.00 Uhr, ab € 28,95
Lesung
»Wie man ein Schmetterling wird«
Die heute in Berlin lebende Schauspielerin Shole Pakravan liest zusammen mit ihre Co-Autorin Steffi Nierzoll aus dem Buch über die bewegende Lebensgeschichte ihrer Tochter Reyhaneh Jabbarie, deren Fall um die Welt ging. Als 19-Jährige wurde sie im Iran fast vergewaltigt. Doch sie setzte sich zur Wehr und stach den Angreifer nieder. Nach einem Schauprozess wurde Reyhaneh Jabbari wegen vorsätzlichen Mordes zum Tode verurteilt.Literaturzentrum, W3 und Heinrich-Böll-Stiftung Hamburg in der W3_Werkstatt für internationale Kultur und Politik, Nernstweg 32-34, 19.00 Uhr, € 7,–/5,–
Offene Werkstatt
Buchbinden
Besucher:innen des Museums erfahren hier, wie sie ihr altes Lieblingsbuch retten können oder bekommen Unterstützung bei der Planung eigener, kleiner Buchbindeprojekte.Museum der Arbeit, Wiesendamm 3, 17.00 Uhr, Museumseintritt plus Materialkosten, https://shmh.de
Offene Werkstatt
Buchdruck
Die Offene Werkstatt hat eine lange Tradition und ist besonders beliebt bei allen, die das Museum bei der Arbeit erleben wollen. Ehemalige Setzer und Drucker sowie angelernte Kolleg:innen geben einen Einblick in ihren früheren Arbeitsalltag und helfen bei der Herstellung eigener kleiner Drucksachen.Museum der Arbeit, Wiesendamm 3, 18.00 Uhr, Museumseintritt plus Materialkosten, https://shmh.de
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