Mittwoch, 22.11.2023
Nordische Literaturtage
»Wer hat Bambi getötet?«
Monika Fagerholm, Foto: Thron Ullberg
Wie erzählen wir unser Leben? Das ist die Ausgangsfrage von Ia Genbergs Roman »Die Details« (Rowohlt), der mit dem wichtigsten schwedischen Literaturpreis, dem Augustpris, ausgezeichnet wurde und in 28 Ländern erscheint, auf Deutsch in einer Übersetzung von Stefan Pluschkat. Es würde nicht viel in ihrem Buch passieren, erklärte die Autorin in einem Interview für »ttt – titel, thesen, temperamente«, es habe kein großes Thema und wenn es einem nicht gefiele, sei man wenigstens schnell durch. Das Understatement, mit dem Ia Genberg von ihrem funkelnden Roman erzählt, kann man auch als feinen Hinweis darauf verstehen, wie wichtig die sehr präzise Sprache und der melancholische Tonfall des Romans sind. Gleichzeitig ist auch die Ich-Erzählerin des Romans nur sichtbar durch vier Menschen, die ihr Leben geprägt haben und von denen sie in vier Kapiteln erzählt. Die Chronologie der Ereignisse erscheint ihr dabei unbedeutend, wichtig sind »die Details, die Verdichtung, das Wie, das Was«.
Zu den bedeutendsten skandinavischen Autorinnen der Gegenwart gehört die finnlandschwedische Schriftstellerin Monika Fagerholm. Für ihren Roman »Wer hat Bambi getötet?« (Residenz) wurde sie mit dem Literaturpreis des Nordischen Rates 2020 ausgezeichnet, ihre deutsche Übersetzerin Antje Rávik Strubel, mit der sie den Roman im Literaturhaus vorstellen wird, war im Frühjahr in der Kategorie Übersetzung für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert. Der Roman erzählt von einer Gruppenvergewaltigung, nach der sich über die einst so heitere Idylle am See eines Villenviertels bei Helsinki düsteres Schweigen legt, Familien zerbrechen und Karrieren enden. Wie nähert man sich einem so schrecklich ernsten Thema an, welche Sprache gibt es dafür? Monika Fagerholm fängt die Leser:innen ihres Romans mit nur wenigen Sätzen und einem unverwechselbaren Sound ein, zu dem sicher auch die großartige Übersetzung von Antje Rávik Strubel beiträgt.
Literaturhaus, Schwanenwik 38, 18.30 Uhr und 20.15 Uhr, 21.00 Uhr, Tagesticket € 16,–/12,–, Streaming € 7,–, Festivalpass € 50,–/38,–/Streaming 16,–
Buchpräsentation mit Tuvia Tenenbom
»Gott spricht Jiddisch«
Tuvia Tenenbom präsentiert sein Buch »Gott spricht Jiddisch - Mein Jahr unter Untraorthodoxen«. Moderation: Daniel Killy.Talmud-Tora-Schule, Joseph-Carlebach-Bildungshaus, Grindelhof 30, 19.00 Uhr
Vortrag
»Kunst mit Hintersinn: Robert Schumann trifft auf Heinrich Heine«
Vortrag von Manfred StahnkeHeine-Haus, Elbchaussee 31, 15.00 Uhr, € 10,–/3,–
Ausstellungseröffnung und Buchpräsentation
»Elbe und Alster«
Ausstellungseröffnung und Buchvorstellung mit Johannes Nawrath und Jan Bürger.Buchhandlung Felix Jud, Neuer Wall 13, 18.00 Uhr
Lesung
»Friesendämmerung«
Sandra Dünschede liest aus ihrem Kriminalroman.Bücherhalle Barmbek, Popenhusenstr. 12, 19.00 Uhr, Eintritt frei
Lesung
»Einschüchtern zwecklos«
Jürgen Grässlin liest aus seinem Buch.Hamburg-Haus Eimsbüttel, Doormannsweg 1, 19.00 Uhr
Lesung
»Best of Poetry Slam«
Die Besten der Besten aus der deutschen Szene präsentieren sich in 10 Minuten dem Publikum. Abgerundet wird der Poetry-Abend durch einen musikalischen Gast. Moderation: David Friedrich.Kampf der Künste im Ernst-Deutsch-Theater, Friedrich-Schütter-Platz 1, 20.00 Uhr, € 16,50 bis 24,50
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