Dienstag, 23.11.2021
Nordische Literaturtage 2021
»Der Panzer des Hummers«
Zum Auftakt des Festivalabends stellen die Übersetzerin Ursel Allenstein und die Lektorin Friederike Schilbach (Aufbau Verlag) die Kopenhagen-Trilogie und in einer exklusiven Preview den Roman »Gesichter« der berühmten dänischen Schriftstellerin Tove Ditlevsen vor. Ihren Roman »Der Panzer des Hummers« präsentiert die dänische Autorin Caroline Albertine Minor. Im Anschluss präsentieren die dänische Schriftstellerin Naja Marie Aidt und die schwedische Autorin Carolina Setterwall ihre Romane »Carls Buch« und »Betreff: Falls ich sterbe«. Deutscher Text: Katja Danowski und Jodie Ahlborn. Moderation: Ulrich Sonnenberg, Ursel Allenstein und Suanne Dahmann.
➝ Literaturhaus, Schwanenwik 38, 2-in-1-Ticket: € 12,–/8,–, Festival-Streamingticket: € 10,–, Tagesticket: € 22,–/14,–, www.literaturhaus-hamburg.de
Buchpremiere mit Dagrun Hintze
»Achten laufen«
Dagrund Hintze, Foto: Gerrit Jöns-Anders
Der gängige Metaphernkanon der Gegenwartslyrik wildert gern in der Botanik (»Skizze vom Gras«), füttert Gedichte mit Begriffen aus der Astronomie (»Sonnengesang«) und natürlich regelmäßig auch mit Fachbegriffen aus der Meteorologie (»Taupunkt«). Bei Dagrun Hintze kommen Metaphern allenfalls einmal als ironische Brechung zum Einsatz, ihre Gedichte sind schonungslos prosaische Kammerspiele, die ihren Zündstoff meist im Alltag finden. Zur »Krisenpoesie« wird da ein Gedicht über die Fotografie eines befreundeten Malers, der den blauen Himmel mit einer Farbskala illustriert, während die Dichterin kapituliert: »Mir fehlen leider die Worte / um der Krise auch nur irgendwas abzutrotzen«. Doch sonst geht es vom Auftakt mit »Heimweh« und dem finalen »Erbstück« dann krisenfest und beredt zur Sache, etwa wenn Dagrun Hintze von der Waschbären-Plage in der Elbtalaue erzählt, vom Angriff auf die »Insel-Schafe« auf Sylt oder einer »Mission« mit Tom Cruise, die im wahrsten Sinn des Wortes ins Auge geht. Am Ende hat man mit Huidobro alias Hintze sogar eine »Neue Zählung« der vier Elemente gelernt und von einem probaten Mittel bei einem Bandscheibenvorfall erfahren: »Achten laufen«.
➝ Nachtasyl des Thalia Theaters, Alstertor, 20.00 Uhr, € 10,-, 2G.
Lesung
»Drei Frauen, vier Leben«
Dora Heldt liest aus ihrem neuen Roman.➝ Büchereck Niendorf Nord in der Verheißungskirche Niendorf, Sachsenweg 2, 19.30 Uhr, € 12,–
Online-Talk mit Ken Follett
»Never – Die letzte Entscheidung«
Bereits im Buchtitel deutet sich an, dass Ken Follett mit »Never – Die letzte Entscheidung« keinen weiteren historischen Roman vorlegt, sondern seinen neuen Spannungsroman in der Gegenwart spielen lässt. Der berühmte walisische Autor erzählt die Geschichte einer globalen Krise, die sich immer mehr zuspitzt und den Mächtigen der Welt zu entgleiten droht. Bis zur letzten Seite bleibt der Ausgang der Katastrophe offen.
Über die Entstehung des Buches sagt Ken Follett: »Als ich für »Sturz der Titanenn« recherchierte, den Roman, der den Auftakt meiner Jahrhundert-Trilogie bildet, musste ich schockiert erkennen, dass der Erste Weltkrieg ein Krieg war, den niemand wollte. Aber die Kaiser und Premierminister haben eine Entscheidung nach der anderen getroffen – folgerichtige, moderate Entscheidungen –, die ihre Länder Schritt für Schritt näher an den furchtbarsten Konflikt geführt haben, den die Welt bis dahin gesehen hatte. Schließlich bin ich zu dem Schluss gelangt, dass der Krieg ein tragischer Unfall war. Mir kam der schreckliche Gedanke: Könnte das noch einmal passieren?«
»Never – Die letzte Entscheidung« ist am 9. November 2021 in den USA erscheinen und zeitgleich – oder kurz drauf – in vielen anderen Ländern. In einem Online-Event stellt Ken Follett das Buch an diesem Dienstag in Deutschland vor.
➝ Thalia Buchhandlung, Ticket: € 12,–, https://thalia.reservix.de
Der neue Roman von Dietmar Dath
»Gentzen oder: Betrunken aufräumen«
Dietmnar Dath, Foto: Hanke Wilsmann
Bernd Brunners »Buch der Nacht«
Nachtlektüre
Bernd Brunner, Foto: privat
Svenja Flaßpöhlers »Sensibel«
Empfindlichkeit, Zumutbares und andere Grenzfälle
Svenja Flaßpöhler, Foto: Johanna Ruebel
Dietmar Daths »Gentzen oder: Betrunken aufräumen«
Ein Möglichkeitsraum für Zukunftsfragen
Dietmnar Dath, Foto: Hanke Wilsmann
Tanja Schwarz´ Erzählband »In neuem Licht«
Harte Tage in Wilhelmsburg
Tanja Schwarz, Foto: Rebecca Hoppé
Michael Köhlmeiers neuer Roman »Matou«
Die sieben Leben des Monsieur Matou
Michael Köhlmeier, Foto: Peter Andreas Hassiepen
»Hard Land« von Benedict Wells
Die 49 Geheimnisse von Grady
Benedict Wells, Foto: Roger Eberhard
Vier Bücher über den Klimawandel
Der Krise auf der Spur
Luisa Neubauer, eine der Hauptaktivist:innen von Fridays for Future, hat sich mit Bernd Ulrich, Vize-Chefredakteur der ZEIT, zum Gespräch über den Klimawandel getroffen. Foto: Axel Martens
Peter Stamms neuer Roman »Das Archiv der Gefühle«
Ein Leben in Erinnerungen
Peter Stamm, Foto: Salon du livre, Genève, 2012, Ludovic Péron
Andreas Mosters neuer Roman »Kleine Paläste«
Ein unaussprechlicher Skandal
Andreas Moster, Foto: Teja Sauer
Mathias Enards neuer Roman »Das Jahresbankett der Totengräber«
Der unaufhaltsame Lauf der Dinge
Mit dem inneren Monolog eines Kriegsveteranen aus dem Jugoslawienkrieg, der sich in einem einzigen Satz über sagenhafte 500 Seiten erstreckt, wurde der französische Schriftsteller Mathias Enard 2008 international bekannt. Auf »Zone«, so heißt der Roman, folgte »Kompass«, eine leidenschaftliche Beschwörung der jahrhundertelangen Passion des Westens für die orientalische Kultur. Für den Roman erhielt er in Frankreich den Prix Goncourt, und in der deutschen Literaturkritik wurde über einen Klassiker gejubelt. In diesem Sommer ist nun »Das Jahresbankett der Totengräber« (Hanser) in der deutschen Übersetzung von Holger Fock und Sabine Müller erschienen, ein Dorfroman »für die wilden Denker«, wie es in der Widmung heißt. Es ist erneut ein höchst kunstvoll erzähltes Meisterwerk.Judith Hermanns Roman »Daheim«
Vom Glück der Veränderung
Wo und in welcher Welt sind wir da eigentlich? In der Gegenwart, in der Zukunft? So deutlich ist und wird das nicht. Es gibt eine nicht näher beschriebene Bedrohung, die scheinbar alles und ausnahmslos jeden bestimmt. Es regnet nicht. Oft ist es heiß. Dennoch spielt dieser Roman in einer Idylle, in der sich die Sehnsucht auf geheimnisvolle Weise erfüllt und das, obwohl die Liebe so fragil und verloren bleibt. Ein Zwischenreich, kein Zuhause und keine Fremde, das ist der Ort, an dem Judith Hermann das Figurenensemble ihres neuen Romans zusammenruft. Und sie alle sind an diesem Ort irgendwie »Daheim« (S. Fischer).Helga Schuberts Erzählband »Vom Aufstehen«
Eine andere Zuflucht
1980 war Helga Schubert schon einmal eingeladen, doch damals durfte sie nicht aus der DDR ausreisen und verpasste den Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt. 40 Jahre später hat die 1940 in Berlin geborene Schriftstellerin dann noch einmal eine Chance erhalten – und wurde prompt mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis 2020 ausgezeichnet. In diesem Frühjahr ist der Gewinnertext nun in einem Sammelband mit 29 Erzählungen erschienen: »Vom Aufstehen. Ein Leben in Geschichten« (DTV).Das Hamburger Jahrbuch für Literatur ZIEGEL #17
Vom Glück unendlicher Weiten
Während die Welt im vergangenen Jahr abrupt ins Stocken geraten und noch immer weit davon entfernt ist, wieder in einen Normalmodus zurück zu finden, ist das Hamburger Jahrbuch für Literatur ZIEGEL ganz unerschrocken aufgebrochen: Mit dem Credo »Wir sind Astronauten« hat sich die in diesem April neu erschienene 17. Ausgabe der im deutschsprachigen Raum einmaligen Anthologie aufgemacht, um Zukunftsräume zu erkunden. Und das Weltall war dafür gerade noch groß genug. Es geht schließlich vor allem um die Träume, die uns umtreiben, um unsere Vorstellungen von der Welt und dabei dann natürlich um außergewöhnliche Tiere, um die Gespenster unserer Zeit, um stille Beobachtungen von Menschen, die manchmal wie Aliens erscheinen, aber auch um die kleinen Dinge, also das, was stets noch in die Westentasche passt.Steffen Kopetzkys neuer Roman »Monschau«
Katastrophenbild mit Hoffnungsschimmer
Die Verknüpfung von präzise recherchierten historischen Themen mit stets durch einen Anflug von Ironie gebrochenen fiktiven Geschichten ist das Markenzeichen der Romane von Steffen Kopetzky. In seinem vielgelobten Abenteuerroman »Risiko« (2015) folgte er einer legendären Geheimexpedition des Deutschen Reichs an den Hindukusch, im Zentrum seines zuletzt erschienenen Romans »Propaganda« (2020) steht eine der größten Katastrophen im Zweiten Weltkrieg, die Schlacht im Hürtgenwald. Ganz in der Nähe des Kriegsschauplatzes spielt nun nicht ganz zwei Jahrzehnte später sein neuer Roman »Monschau« (Rowohlt). Er erzählt von einem Ereignis, das ebenfalls weltweites Aufsehen erregte.Thea Dorns Briefroman
Sechs Fenster zum Trost
Bekannt wurde Thea Dorn vor allem als Moderatorin von Literatursendungen im Fernsehen, sie ist Gastgeberin der ZDF-Sendung »Das Literarische Quartett«, hat aber auch schon mit großem Erfolg Krimis, Sachbücher und Fernsehfilme geschrieben und ist zudem eine gewitzte Philosophin. In ihrem neuen Briefroman »Trost« (Penguin) stellt sie sich jenen Fragen, die uns derzeit alle mehr oder weniger umtreiben: Was hilft jetzt noch? Was lässt uns hoffen? Und wo finden wir Zuversicht und Zuwendung?Simon Urbans Roman »Wie alles begann und wer dabei umkam«
Alles, was recht ist
Seinen ersten Prozess strengt der Held dieses Romans schon im zarten Alter von 13 Jahren an. Als Ankläger, Anwalt und Richter in Personalunion inszeniert er ein Verfahren gegen seine tyrannische Großmutter. Sie wird wegen mehrfachen Mordversuchs und bei Feststellung der besonderen Schwere der Schuld zum Tode verurteilt. Bei diesem Auftakt von Simon Urbans »Wie alles begann und wer dabei umkam« (Kiepenheuer & Witsch) schmunzelt man noch über die Gewitztheit und die Phantasie des Ich-Erzählers. Doch ganz so leicht kommen die Leser*innen dieses virtuosen Schelmenromans nicht davon, denn es geht um alles, was Recht ist – und damit auch um die ganz praktische Frage nach der angemessenen Rache.Simone Buchholz´ neuer Krimi »River Clyde«
Mit Chastity in Glasgow
Mit »Revolverherz« ging es los, das war 2009, es gab eine Sturmwarnung, während die Staatsanwältin Chastity Riley zum Auftakt den Tatort an der Elbe inspizierte. In diesem Frühjahr hat Simone Buchholz nun den neunten Fall für ihre Ermittlerin vorgelegt, die in dem Ruf steht »Deutschlands härteste, schnoddrigste Krimiheldin« (»Die Welt«) zu sein. Sie hat in einem Familienclan ermittelt und in der Welt der Verlagshäuser und Kaderschmieden, zuletzt ist es in »Hotel Cartagena« dann im Drogenmilieu so dick gekommen, dass Chastity einfach raus musste. In Glasgow begegnen wir ihr wieder, am »River Clyde« (Suhrkamp), während in St. Pauli eine »monströse Scheiße« passiert.Norbert Gstreins neuer Roman »Der zweite Jakob«
»Sag ihnen, wer du bist«
Er ist einer der großen Erzähler der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur und vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Alfred-Döblin-Preis und dem Uwe-Johnson-Preis. Nach seinen zuletzt erschienenen Romanen »Die kommenden Jahre«, der Geschichte eines Klimaforschers, und »Als ich jung war«, für den er den Österreichischen Buchpreis 2019 erhielt, erzählt Norbert Gstrein in »Der zweite Jakob« (Hanser Verlag) nun die Geschichte eines Schauspielers. Der ist prominent, erfolgreich, ein verdienter Bürger, und gerät kurz vor seinem 60. Geburtstag dennoch mit allem ins Schlingern, was da bisher war und noch kommen soll.T.C. Boyles neuer Roman »Sprich mit mir«
Ein Sechstklässler auf Steroiden
Haben Affen einen Gott, denken sie über den Tod nach und erhoffen sie sich Erlösung? Das sind einige der Fragen, die T.C. Boyle in seinem furiosen neuen Roman »Sprich mit mir!« (Hanser) aufwirft. Nach »Die Terranauten« (2017), einer bitterbösen Persiflage des Versuchs, eine autarke »Biosphäre« zu erschaffen, und »Das Licht« (2019), das von den Experimenten mit bewusstseinserweiternden Drogen des Hippie-Gurus und Harvard-Professors Timothy Leary erzählt, ist T.C. Boyle erneut auf der Spur einer wissenschaftlichen Untersuchung. Es geht um das Bewusstsein von Tieren, genau genommen um einen Schimpansen, der wie einige seiner Artgenossen in den 1970er- und 80er-Jahren in einer menschlichen Familie ohne Kontakt zu seinen Artgenossen aufwächst. T.C. Boyle stellt seinen Roman am 16. Februar in einer Online-Lesung auf Zoom vor.Mirko Bonnés neuen Roman »Seeland Schneeland«