Dienstag, 24.01.2023
Lesung mit Oliver Polak
»Und täglich grüßt die Liebesgier«
Oliver Polak , Foto: Gerald von Foris
Um es vorwegzunehmen: Meistererzählungen sind es nicht, die sich in diesem Buch über Stationen wie Paris, Berlin, New York, aber auch Brasilien und das Emsland bis zur finalen »Zugabe« mit Erdnussflips auf einem Balkon in Berlin zu einem Liebesroman fügen. Und doch ist es ziemlich klasse, wie sich der Icherzähler in »L‘Amour numérique« auf eine sehr moderne Odyssee begibt. Flankiert wird sie von einem »iPhone«, dem »Komplizen« des Helden bei der »Enteignung von Liebe«, denn er stellt sich in Dating-Apps aus und verabredet sich über sein Smartphone mit Frauen. Immer mit dabei ist sein Hund Toto und eine große Portion Sehnsucht nach nicht weniger als der ganz, ganz großen Liebe. Search, Swipe and Date – das ist der Modus, die den arrangierten Begegnungen vorangeht, die leider mal im Fauxpax enden, dann wieder entwaffnend menschlich und sehr folgenlos sind. Der Held ist schließlich vor allem sich selbst und seinem Liebesverlangen begegnet. Am Ende bleibt ihm die simple Erkenntnis, dass Liebe »kein Grundrecht« ist – und natürlich auch sein Hund Toto, der sehr gut weiß, dass sein Herrchen nicht nur ein durstiges, sondern auch ein großes Herz hat.
Nachtasyl, Thalia Theater, Alstertor 1, 20.00 Uhr, € 26,–
Lesung
»Meine Mutter sagt«
Nach dem großen Erfolg ihres im letzten Frühjahr erschienenen, zweiten Romans »Meter pro Sekunde« hat Hinrich Schmidt-Henkel nun auch das in Dänemark gefeierte Debüt »Meine Mutter sagt« von Stine Pilgaard ins Deutsche übersetzt. Erzählt wird von einer jungen Heldin, die schwer ins Schlingern gerät, nachdem sie von ihrer Freundin verlassen wurde. Sie zieht zurück zu ihrem Vater, einem Pfarrer und Pink-Floyd-Fan, versucht auf so komische wie verzweifelte Weise, ihre Ex zurückzugewinnen und muss sich von Freunden und Familie dabei mit Ratschlägen belehren lassen. Vor allem ihre Mutter bedrängt sie mit zweifelhaften Lebensweisheiten. Doch allmählich lernt sie, zu trauern, ihre inneren Widersprüche zu akzeptieren, laut, betrunken und auf ihre eigene Art weise zu sein. Moderation und deutsche Lesung: Hinrich Schmidt-Henkel.Literaturhaus, Schwanenwik 38, 19.30 Uhr, € 14,–/10,–
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