Dienstag, 19.09.2023


Lesung mit Nele Pollatschek

»Kleine Probleme«

 Nele Pollatschek
Nele Pollatschek, Foto: Urban Zintel
Steuererklärung, Wohnung putzen, Bett für die Tochter zusammenschrauben, Lebenswerk schreiben, mit dem Rauchen aufhören – eigentlich wollte Lars, neunundvierzigjähriger Vieldenker und angehender Schriftsteller, die Lücke zwischen den Jahren dafür nutzen, endlich alles zu erledigen, was in den letzten Dekaden so auf der Strecke geblieben ist. Das neue Jahr, so sein Plan, sollte in einem aufgeräumten Leben beginnen. Der Zeitpunkt dafür schien perfekt: Die Kinder waren im Auslandsjahr, die Frau unterwegs. Keiner da, der stören könnte. Doch dann ist plötzlich Silvester, und als Lars den ersten Punkt seiner To-do-Liste ansteuert, fühlt es sich an, als müsse er nicht nur sich selbst, sondern eine ganze Welt neu erfinden. Nele Pollatschek stellt ihren Roman über die Schwierigkeit, sein Leben nicht ständig auf später zu verschieben, im Literaturhaus vor. Moderation: David Hugendick.

Literaturhaus, Schwanenwik 38, 19.30 Uhr, € 12,–/8,–, Streaming € 6,–


Lesung mit Robert Seethaler

Ein schattiges Plätzchen

Robert Seethaler
Robert Seethaler, Foto: Urban Zintel
Das Angebot in diesem Café in der Wiener Leopoldstadt am Karmelitermarkt ist überschaubar, und eigentlich ist es noch nicht einmal ein richtiges Café. Doch die Menschen aus dem Viertel kommen hier trotzdem zusammen, und sie erzählen ihre Geschichten. Einen richtigen Plot gibt es in dem neuen Roman von Robert Seethaler nicht, und das Thema lässt auch dann noch vieles offen, wenn man es auf eine Milieustudie in der Wiener Nachkriegszeit herunterbricht. Dennoch ist »Das Café ohne Namen« (claassen) ein berührender Roman, das liegt vor allem an der Sprache, die in ihrer Kargheit einen ganz eigenen Sog entwickelt. Robert Seethaler stellt seinen Roman zum Harbour Front Literaturfestival im Deutschen Schauspielhaus vor.

Sein Roman »Ein ganzes Leben« (2014) war ein Weltbestseller, und auch »Das Feld« (2018) stand für Wochen ganz oben in den Charts. In seinem etwas weniger erfolgreichen Roman »Der letzte Satz« (2020) hat Robert Seethaler den Komponisten Gustav Mahler auf einer Seereise nach New York begleitet, »Das Café ohne Namen« (claasen) spielt nun im Wien des Jahres 1966 und steht wieder seit Monaten in den Bestsellerlisten. Der Gelegenheitsarbeiter Robert Simon ist auf der Suche nach etwas, »das seinem Leben eine entscheidende Bekräftigung« geben kann. Er findet sie in einem Marktcafé am Karmelitermarkt, das keinen Namen hat und von Simon eher als Wirtshaus betrieben wird. Es gibt nicht viel mehr als Kaffee, Limonade, Bier und Wein, Schmalzbrot, Gurken und Salzstangen. Später kommt im Winter noch Punsch dazu, eine Idee von Mila, die Simon bald als Bedienung beisteht.
Allzu viel passiert in diesem Café selten, während die Jahre an Simon, Mila, ihren Gästen und all ihren Geschichten vorbeiziehen. Die Rose Gebhartl trinkt ihren »Tee Zitron«, der Georg seinen Hausbrand im großen Glas, und dann brennt auf einmal der Markt und im Keller platzt der Heizkessel. Trotzdem ist es gut, wie es ist. »Und es wird immer noch besser«, verspricht der Fleischermeister von gegenüber seinem Freund Simon. Aber dann ist halt doch recht schnell und ganz unaufgeregt Schluss mit dem »Café ohne Namen«.
Etwas verwundert ist man nach dieser Lektüre schon und berührt von einer Gesellschaft, die sich trotz des Aufbruchs, der im Hintergrund mächtig heranrauscht, auf eine stille Botschaft verständigt: »Am besten ist, man sucht sich ein schattiges Platzerl im Leben und hält still.«


Harbour Front Literaturfestival im Deutschen Schauspielhaus Hamburg, Kirchenallee 39, 20.00 Uhr, € 9,– bis 35,–


Lesung mit Eugen Ruge

»Pompeji oder Die fünf Reden des Jowna«

Eugen Ruge
Eugen Ruge, Foto: Martin Powilleit
Mit seinem Roman »In Zeiten des abnehmenden Lichts« feierte der in Berlin lebende Schriftsteller Eugen Ruge seinen bisher größten Erfolg und wurde mit dem Döblin-Preis, dem Deutschen Buchpreis und dem Aspekte-Literaturpreis ausgezeichnet. Zum Harbour Front Literaturfestival stellt er in der St. Katharinen Kirche seinen neuen Roman »Pompeji oder Die fünf Reden des Jowna« vor. Es ist kein historischer Roman sondern eine sehr gegenwärtige Parabel über eine verhängnisvolle Verblendung, Verführbarkeit, Verrat und Wahn. Moderation: Joachim Scholl.

Als auf einem Berg oberhalb der Stadt Pompeji tote Vögel gefunden werden, hat der Zuwanderer Jowna alias Josephus alias Josse eine Eingebung: Wenn da wirklich ein Vulkan grollt, wie von manchen behauptet wird, sollte man das Weite suchen. Ohne Schulbildung, Geld und Einfluss gelingt es ihm, sich an die Spitze einer Aussteigerbewegung zu setzen.
Bald fürchtet das Stadtoberhaupt Fabius Rufus, die Vulkangerüchte könnten Pompeji schaden. Erst als sich ein paar wohlhabende Bürger für die Gründung einer neuen Siedlung zu interessieren beginnen, die in sicherer Entfernung am Fenster des Meeres liegt, schaltet sich Livia ein, die mächtigste Frau der Stadt.
Allmählich wird der Aussteiger Josse zum Aufsteiger. Seine Weggefährten mit ihrer Schwäche für Fliegenpilzsud und Philosophie werden ihm zur Last, die eigenen Ideen fangen an, ihn zu stören. Doch wie wirft man Überzeugungen über Bord, ohne seine Anhängerschaft zu verprellen? Wie macht man eine Kehrtwende, ohne sich zu drehen?

Harbour Front Literaturfestival in der St. Katharinen Kirche, Katharinenkirchhof 1, 19.30 Uhr, € 20,–


Lesung

»Dich zu verlieren oder mich«

Homeira Qaderi liest aus ihrer »Geschichte einer afghanischen Mutter«.

Harbour Front Literaturfestival im Altonaer Museum, Galionsfiguren-Saal, Museumstr. 23, 20.00 Uhr


Lesung und Konzert

»Die gleitende Logik der Seele«

Richard David Precht präsentiert mit dem »Echo Ensemble« »Musikalische Denkanstöße zu Robert Musils ›Mann ohne Eigenschaften‹«.

Harbour Front Literaturfestival in der Elbphilharmonie, Kleiner Saal, Platz der Deutschen Einheit 1, 20.00 Uhr, € 35,–


Lesung

»Tokioregen«

Yasmin Shakarami liest aus ihrem Debütroman. Moderation: Peter Reichenbach.

Harbour Front Literaturfestival und Seiteneinsteige e.V. in der Zentralbibliothek der Hamburger Bücherhallen, Hühnerposten 1, 10.00 Uhr, € 4,–, empfohlen ab 8. Klasse (ab 14 Jahren). Anmeldungen unter info@seiteneinsteiger-hamburg.de oder (040) 679 565 07


Lesung

»On air«

Peter Urban präsentiert seine Erinnerungen. Moderation: Daniel Kaiser.

Harbour Front Literaturfestival in der Fabrik, Barnerstr. 36, 20.00 Uhr, € 20,–


Debütatensalon

»Paradise Garden« und »Nincshof«


In vier Salonabenden präsentieren jeweils zwei Autor:innen ihre literarischen Debüts und bewerben sich damit um den mit 10.000 Euro dotierten Debütpreis des Harbour Front Literaturfestivals, der am 24. September im Nachtasyl verliehen wird. In der vierten Leserunde stellt Elena Fischer ihren Roman »Paradise Garden« vor, Johanna Sebauer liest aus ihrem Debüt »Nincshof«. Moderation: Dora Heldt.

Harbour Front Literaturfestival im Nachtasyl des Thalia Theaters, Alstertor 1, 20.00 Uhr, € 20,–/10,–, Kombi-Ticket: € 60,–/20,–


Lesung

»Fast alles, was Sie wissen müssen«

Der Quiz-Europameister Sebastian Klussmann präsentiert sein Buch und erzählt, woher er all sein Wissen hat. Moderation Lennart Schaefer.

Harbour Front Literaturfestival im Uebel & Gefährlich, Feldstr. 66,20.00 Uhr, € ,–


Literatur in Hamburg