Mittwoch, 22.01.2020
Lesung mit Jonathan Safran Foer
Es ist ja nur Wetter
Jonathan Safran Foer, Foto: Jeff Mermelstein
Bis er zum Thema kommt, braucht Jonathan Safran Foer mehrere Anläufe und erlaubt sich am Ende auch wieder mehrere Auslaufrunden, zu denen ein »Gespräch mit der Seele«, »Mehr Leben« und ein Anhang von 60 Seiten gehören, der zeigt, welch enormer Rechercheaufwand in das Buch eingeflossen ist. Zu Beginn legt er mehrere historische Fäden aus, erzählt von seiner Familiengeschichte, von »emotionalen Grenzen« und der Schwierigkeit etwas zu glauben, das, wie der Klimawandel, nicht durch unmittelbare Wahrnehmung verbürgt werden kann. Es ist ja nur Wetter, was wir erleben, nur Umwelt. Erst auf Seite 72 gibt Foer schließlich ein »Handzeichen« und man erfährt, worum es ihm geht: Er plädiert dafür, dass wir alle anders essen. Wer es eilig hat, kann eine Abkürzung nehmen: Von Seite 92 bis 117 sind die wichtigen Punkte in kurzen Aufzählungen zusammengefasst. Da erfährt man, dass »Menschen 0,01 Prozent des Lebens auf der Erde stellen«, aber »neunundfünfzig Prozent des verfügbaren Landes zum Anbau von Tierfutter« nutzen. Nutztierhaltung ist zu über 90 Prozent für die Rodungen im Amazonas verantwortlich und ein »Hauptverursacher« des Klimawandels. Die Schlussfolgerung daraus kann nur eine Ernährungsumstellung sein. Jonathan Safran Foers Vorschlag dazu ist keineswegs radikal, er will niemanden überreden, in Zukunft ausschließlich vegan zu leben, sondern gibt lediglich eine Leitmaxime vor: »keine tierischen Produkte vor dem Abend«. Dafür wünscht er sich eine große Bewegung. Doch wie schwer derartige Vorsätze einzuhalten sind, hat er auch selbst schon erfahren. Obwohl er durch sein Buch »Tiere essen« zu einem strengen Gegner von Massentierhaltung wurde, hat er »in schwierigen Zeiten« Fleisch gegessen, »meistens Burger« am Flughafen. Was der Autor da an seiner eigenen Person exemplifiziert, ist ein Beispiel für die Grenzen individuellen Handelns. Etwas ratlos fragt man sich nach der Lektüre von »Wir sind das Klima« deshalb, wo eigentlich die Politik bleibt, die das, was Foer aufwirft, in gültige und rasch umsetzbare Regeln für ein gemeinsames Handeln übersetzt.
cohen + dobernigg Buchhandel, »Die Zeit« und avocadostore.de in der Laeiszhalle, Johannes-Brahms-Platz, 20.00 Uhr, € 18,–/15,–
Lesung
»Warum Demokratien Helden brauchen«
Dieter Thomä stellt sein »Plädoyer für einen zeitgemäßen Heroismus« vor und zur Diskussion. Moderation: Wolfram Eilenberger.Philosophisches Café im Literaturhaus, Schwanenwik 38, 19.00 Uhr, € 14,–/10,–
Lesung
»Bitte nehmen sie meine Hand da weg«
Paul Bokowski liest aus seinem Buch.Grüner Jäger, Neuer Pferdemarkt 36, 20.30 Uhr
Mittwochssoirée
»Recollecting Heinrich Heine. Denkmal-Alternativen«
Heine-Statue von Louis Hasselriis, Foto: Rowohlt Verlag
Welche Alternativen gibt es, wenn die Rückführung des für Kaiserin Elisabeth von Österreich (1837-1898) angefertigten Heine-Denkmals aus Marmor nach Hamburg nicht möglich ist? Nach Stationen auf Korfu (1891), Berlin (1908), Hamburg (1909), Altona (1927) und Marseille (1939) steht das Denkmal heute in einem Park in Toulon steht. Moderne 3D-Drucktechnik erlaubt viele Varianten.
Heine Haus Hamburg, Elbchaussee 31, 19.00 Uhr, € 10,– Anmeldungen: info@heine-haus-hamburg.de«