Donnerstag, 12.12.2019


Lasung mit Politycki, Uebel und Winkler

Kalkutta, Kongo, Tadsch Mahal

Tina Uebel
Tina Uebel, Foto: Stefan Malzkorn, www.malzkornfoto.com
Was Matthias Politycki, Tina Uebel und Josef Winkler verbindet, ist, dass sie nicht nur vielgereist sind, sondern dass das Reisen in ihrer Literatur eine zentrale Bedeutung einnimmt. Mal fließt das Unterwegssein in der Welt als Horizont in ein Buch ein, dann ist es wieder ganz konkret ein Ort, von dem sie erzählen. In der Freien Akademie treffen sie sich zum Gespräch über das Reisen, ihre Literatur und einen Besuch in Kalkutta, im Kongo und im Tadsch Mahal.

Der Kärntner Dichter und Büchner-Preisträger Josef Winkler hat eine Vorliebe für Motive, die Tod und Leben ineinander verweben. Für seinen Roman »Domra« ist er nach Benares gereist, um den Feuerbestattern, die in Indien zur Kaste der Unberührbaren gehören, an den Ufern des Ganges bei ihrer Arbeit zuzusehen. »Eigentlich müssten die Kinder der Aufklärung Winkler als Ketzer verfolgen«, befand Helmut Schödel in »Die Zeit«, und hatte dennoch »ein großes Buch« gelesen, »mittelalterlich und hoffnungslos«. In seinem neuen Buch »Der Stadtschreiber von Kalkutta«, nimmt uns der Indienfahrer Josef Winkler nun mit auf seine Touren durch die Stadt – immer wieder hinein in das elektrisierende, bunt verwirrende Treiben auf einem großen Lebensmittelmarkt, und dann auch hier wieder zum Einäscherungsort am heiligen Fluss. Zu einer klassischen Bildungsreise durch Indien lädt Matthias Politycki mit seinem Buch »Meine Reise zum Tadsch Mahal«. Zusammen mit seinem indischen Freund Sanjay und dem ortskundigen Fahrer Liluram nähert er sich auf einem so spannenden wie lehrreichen Road-trip dem Tadsch Mahal an und ist dann eher enttäuscht, als er das weltberühmte Gebäude endlich betritt. Mit Tina Uebel geht es schließlich an den Kongo, wo sie den Fehler macht, mit »Igor zu tanzen« und daraufhin erfährt, wie »schön und schwierig und komplex und unendlich traurig« die Welt sein kann.

Freie Akademie der Künste und Literaturhaus in der Freien Akademie, Klosterwall 23, 19.00 Uhr, € 12,–/8,–


Gespräch und Lesung mit Doğan Akhanlı

»Madonnas letzter Traum«

Mit »Die Madonna im Pelzmantel« hat Sabahattan Ali, der 1948 auf der Flucht ermordet wurde, eine der größten Liebesgeschichten der türkischen Literatur geschaffen: Im Berlin der 1920er verliebt sich der unscheinbare Raif Efendi unsterblich in die jüdische Künstlerin Maria Puder. Diese Liebe endet tragisch. Doch war Maria Puder tatsächlich nur eine Romanfigur?

In seinem Roman »Madonnas letzter Traum« schickt Doğan Akhanlı seinen Protagonisten, einen in Deutschland lebenden türkischen Schriftsteller, Jahrzehnte später auf eine ergreifende Suche nach dem Schicksal der mysteriösen Frau aus Alis Roman. Zum Jüdischen Salon stellt Doğan Akhanlı, der 1991 als politischer Flüchtling nach Deutschland kam, seinen Roman vor. Es liest der Schauspieler und Dolmetscher Recai Hallaç, der den Roman ins Deutsche übertragen hat. Gastgeber des Abends ist Sebastian Schirrmeister

Jüdischer Salon am Grindel im Café Leonar, Grindelhof 59, 20.00 Uhr,
€ 10,–/7,50, Kartenreservierungen über salonamgrindel.de