Mittwoch, 18.10.2023


Lesung mit Jeannette Walls

Die Rum-running Queen von Claiborne County

Jeannette Walls
Jeannette Walls, Foto: John Taylor
Mit ihrem autobiografischen Roman »Schloss aus Glas« über ihre ungewöhnliche Kindheit, der in 31 Sprachen übersetzt wurde, erreichte die US-amerikanische Schriftstellerin Jeannette Walls ein Millionenpublikum und stand in Deutschland monatelang auf den Bestsellerlisten. Einen autobiografischen Hintergrund hatten auch ihre beiden folgenden Romane. Bei »Vom Himmel die Sterne« (Hoffmann und Campe) ist das nun anders, der actiongeladene Pageturner erzählt von einer mächtigen Familiendynastie in Virginia zur Zeit der Prohibition.

Die Frage, warum man einen Roman lesen sollte, der im ländlichen Virginia zur Zeit der Prohibition spielt, ist schon nicht ganz unberechtigt, aber in diesem Fall schnell ausgeräumt. Wer an ein Revival klassischer Gangsterfilme denkt, liegt zwar nicht ganz falsch, denn das einträglichste Geschäft der Familie Kincaid, um die es hier geht, ist der Whiskey. Waffen und schnelle Autos spielen natürlich auch eine wichtige Rolle, folgenreiche Affären und plötzlicher Verrat noch mehr, aber im Zentrum steht mit Sallie Kincaid eine wundervolle Heldin, die furchtlos und kämpferisch ihren Weg geht. Zu Beginn des Romans landet Sallie jedoch zuerst einmal in der Verbannung.
Nach einem Unfall mit dem Bollerwagen, bei dem sich ihr jüngerer Halbbruder Eddie verletzt, wird sie als junges Mädchen von ihrem charismatischen Vater, dem mächtigen Duke, der die ganze Gegend beherrscht, zu ihrer Tante in die Berge geschickt. Es vergehen neun Jahre, bis Sallie ins »Große Haus« zurückkehren darf, entschlossen, sich einen Platz in der Familie zu erobern. Doch in welche Familie wurde sie da hineingeboren, welche Rolle spielten die Frauen in der Familie? Hat der Duke tatsächlich ihre Mutter umgebracht? Und womit verdient die Familie eigentlich ihr Geld?
In immer neuen Wendungen entfaltet der Roman die Geschichte eines Countys, in dem Whiskey die Währung für nahezu alles ist – und über den Handel damit bestimmen die Kincaids. Sallie steigt als Fahrerin und Geldeintreiberin in das Familiengeschäft ein und steigt zur »Rum-running Queen« von Claiborne County auf, die mit Witz, Charme und Kühnheit mehr für ihre Familie erreicht als alle Männer je zuvor.

Jeannette Walls stellt ihren Roman zusammen mit Eva Maria Nikolaus vor. Moderation: Jan Ehlert.

Harbour Front Literaturfestival in der Fabrik, Barnerstr. 36, 20.00 Uhr, € 20,–


Buchpremiere mit Gisela Stelly Augstein

»Der Fang des Tages«

Gisela Stelly Augstein
Gisela Stelly Augstein, Foto: André Rival
Es ist ein beinahe klassisches Szenario, von dem die Hamburger Schriftstellerin Gisela Stelly Augstein in ihrem neuen Roman erzählt, das landauf und landab auch Familien ins Straucheln bringt, die sich eigentlich innig verbunden sind. Nachdem die Unternehmerwitwe Elfriede Escher verstorben ist, eilen ihre Kinder Alex, Dora und Benjamin an das Totenbett in der Familienvilla in Berlin. Sie sind längst erwachsen und in eigenen Geschäften unterwegs, nur Mila, die Jüngste, lebt noch bei ihrer Mutter und kämpft mit Gewissensbissen, weil sie in der Todesnacht neben der sterbenden Mutter eingeschlafen ist. Ihre Geschwister haben da ganz andere Probleme. Mit der Testamentseröffnung eskaliert nicht nur der Streit um die Villa und dubiose Gelder, die auf Schweizer Konten geparkt wurden, sondern es fliegt auch noch ein krachender Betrug auf. Von einem ähnlichen Erbfall erzählt der zweite Teil des Romans, in dem die Angehörigen und die engsten Mitarbeiter eines Medienunternehmers zu skrupellos Getriebenen um den »Fang des Tages« werden.

Gisela Stelly Augstein stellt ihren Roman zusammen mit Catrin Striebeck im Literaturhaus vor. Moderation: Annemarie Stoltenberg.

Westend Verlag im Literaturhaus, Schwanenwik 38, 19.00 Uhr, € 15,–/12,–, Tickets gibt es in der Buchhandlung Samtleben unter Tel.: 040-2205145 oder per E-Mail an: info@buchhandlung-samtleben.de


»Poetry in the Digital Age«

Wem gehört die Lyrik?

Der Lyriker Steffen Popp und die Psychologin und Literaturwissenschaftlerin Clara Cosima Wolff diskutieren über die gesellschaftlichen Funktionen von Lyrik in der Gegenwart. Moderation: Henrik Wehmeier.

Universität Hamburg; ERC-Forschungsprojekt »Poetry in the Digital Age« in der Katholischen Akademie, Herrengraben 4, 19.30 Uhr, Eintritt frei


Lesung

»Die Nachteile von Menschen«

Gereon Klug liest aus seinem neuen Buch, in dem er »132 Beschädigungen aus dem reflektierten Leben« vorstellt.

Nachtasyl im Thalia Theater, Alstertor 1, 20.00 Uhr, € 13,20


Lesung

Begegnung mit Charlotte Bresler

Die französische Comickünstlerin Charlotte Bresler ist in diesem Jahr Residenzkünstlerin der Stiftung »Fondation 55« des Institut français und wird zu einem Arbeitsaufenthalt im Oktober in Hamburg zu Gast sein. In einer deutsch-französischen Veranstaltung stellt sie sich und ihre Arbeit vor. Moderation: Sébastien Rival. Dolmetscherin: Svenja Huckle.

Institut français Hamburg, Heimhuder Str. 55, 19.00 Uhr, Anmeldung: info.hamburg@institutfrancais.de


Lesung mit Alex Schulman

#»Endstation Malma«

Der schwedische Schriftsteller Alex Schulman liest aus seinem neuen Roman.

Bücherstube Fuhlsbüttel, Hummelsbütteler Landstraße 8, 19.30 Uhr, € 15,– inkl. Getränke


Lesung

»Das Vorleben der Delfine«

Einer der wichtigsten zeitgenössischen Autoren Spaniens ist Kirmen Uribe. Für seinen Debütroman »Bilbao-New York-Bilbao« wurde er mit dem Premio Nacional de Literatura ausgezeichnet, sein Werk werden in über zwanzig Sprachen übersetzt. Im Instituto Cervantes stellt er seinen neuen Roman »Das Vorleben der Delfine« zusammen mit seinem Übersetzer Stefan Kutzenberger vor.

Die Ungarin Rosika Schwimmer war Anfang des 20. Jahrhunderts weltweit eine der wichtigsten Stimmen im Kampf um gleiche Rechte für Frauen und für den Weltfrieden. In den damals noch so jungen, idealistischen USA glaubte sie, den besten Nährboden für ihre Ideen zu finden. Also wanderte sie dorthin aus. Es gelang ihr fast, sogar den Präsidenten für ihre Ziele zu begeistern, bis der Faschismus in Europo in immer mehr Ländern die Oberhand gewann ... Spätestens mit dem Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg ist klar: Rosika steht mit ihren Idealen allein da, wird als Kollaborateurin verfemt und angeklagt. Nach ihrem Tod versucht ihre Sekretärin und langjährige Wegbegleiterin Edyth Wynner ihr ein biografisches Denkmal zu setzen - und scheitert schon an den Unmengen Material, das sie dafür zusammen getragen hat. Das Material füllt in Kisten einen ganzen Raum der New York Public Library und scheint nur darauf zu warten, dass Uri, ein junger Baske, der gerade ein Schreibstipendium der Library bekommen hat, es und seine Heldin endlich dem Vergessen entreisst. Aber Uri ist keine Dame der vorletzten Jahrhundertwende, er ist ein junger Baske, der mit Frau und Kindern im heutigen New York mit noch ganz anderen Dingen zu kämpfen hat als zu vielen verstaubten Kisten ...

Instituto Cervantes Hamburg, Fischertwiete. 1, 19.00 Uhr, Eintritt frei, um Anmeldung wird gebeten


Lesung

»Junge Jüdinnen und Juden über ihr Deutschland«

Andreas von Treuenfeld stellt ihr Buch »Jüdisch jetzt!« vor.

Bucerius Law School, Jungiusstr. 6, 19.00 Uhr


Poetry Slam

»Best of Poetry Slam«

Beim »Best of Poetry Slam« treten die besten Poet:innen des Landes gegeneinander an, diesmal präsentiert von David Friedrich. Am Ende entscheidet wie immer das Publikum – und kürt einen Sieger oder eine Siegerin.

Laeiszhalle, Gorch-Fock-Wall 29, 20.00 Uhr, ab € 17,90


Poetry Slam

»Jägerschlacht«

Offener Poetry Slam. Lesezeit: 5 Minuten. Lesen kann, wer sich kurz vor der Veranstaltung in die Leseliste eintragen lässt. Moderation: Anna Bartling.

Grüner Jäger, Neuer Pferdemarkt 36, 20.00 Uhr, € 6,–


Lesung

»Ein Kleinod bürgerlicher Kulturgeschichte«

Vortrag von Dr. Gunnar B. Zimmermann, Leiter des das Universitätsarchivs der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, über die Bibliothek des Vereins für Hamburgische Geschichte im 20. Jahrhundert, die in der letzten Bombennacht der Operation Gomorrha vom 2. auf den 3. August 1943 zerstört wurde. Der Vortrag zeichnet u.a. die Entwicklung und Vielfalt der Vereinsbibliothek nach, untersucht, was die damaligen Bestände über die bürgerliche Erinnerungskultur Hamburgs aussagen und geht der Frage nach, welchen Einfluss politische und sozioökonomische Veränderungen auf die Sammlung hatten. Nicht zu schweigen ist von der fahrlässig-naiven Haltung der Verantwortlichen bei der Sicherung der Bibliothek, die ihrer Zerstörung Vorschub leistete. Dr. Gunnar B. Zimmermann leitet das Universitätsarchiv der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und hat die Entwicklung des VHG im 20. Jahrhundert im Rahmen seiner Dissertation erforscht. Der Eintritt ist frei.

Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky, Vortragsraum, Von-Melle-Park 3, 18.00 Uhr, Eintritt frei


Literatur in Hamburg