Dienstag, 08.11.2016


Lesung mit Donald Ray Pollock

Das Elend ist ein großer Fabulierer

Ray Pollock
Ray Pollock, Foto: Patsy Pollock
Die Schriftstellerkarriere von Donald Ray Pollock kann man als fast schon klassisch bezeichnen: 1954 in Knockemstiff/Ohio geboren und aufgewachsen, hat er die Highschool abgebrochen, zuerst in einer Fleischfabrik und daraufhin dreißig Jahre in einer Papiermühle als LKW-Fahrer gejobbt. Den Highschool-Abschluss holte er schließlich in einer Abendschule nach und studierte dann an der Ohio State University Creative Writing. Schon mit seinem Debüt, dem Erzählband „Knockemstiff“ (2008), wurde Pollock auch in Deutschland bekannt, sein darauf folgender Krimi „Hand¬werk des Teufels“ (2011) wurde international gefeiert und mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Deutschen Krimi Preis. Mit „Die himmlische Tafel“ hat sich Pollock nun in der vordersten Riege der amerikanischen Gegenwartsliteratur eingereiht. Sein Roman spielt im Jahr 1917 und führt direkt hinein in die tiefen Finsternisse der amerikanischen Provinz, die das Land bis heute stärker prägen als es die gängigen Amerikabilder von prosperierenden Metropolen suggerieren. Im Literaturhaus stellt Donald Ray Pollock seinen Roman vor. Die deutschen Texte liest Stephan Benson. Moderation: Daniel Haas.

Es treten auf: Der tief gläubige Pearl Jewett, dessen Frau an einem Bandwurm stirbt, den er sich nach ihrem Tod für den Rest seines kläglichen Lebens in einem Lederetui zum Schlafen unters Kopfkissen legt; Jasper Cone, Sanitär- inspekteur mit dem Recht, jedes Plumpsklo in Meade zu kontrollieren; Ellsworth Fiddler und seine Frau, die ihren Sohn an den Alkohol verlieren, von einem Kerl in einem karierten Sakko um ihre gesamten Ersparnisse betrogen werden und sich doch nichts mehr wünschen als ein paar Kühe für ihre Farm; Vincent Bovard, ein Altphilologe, der als Lieutenant bei der Armee anheuert, und dort seine Homosexualität entdeckt, nachdem ihm seine Verlobte den Laufpass gegeben hat; Bloody Bill, Bankräuber und Held eines Groschenromans, der den gesamten mittleren Westen in Angst und Schrecken versetzt; Cane, Chimney und Cob, die Jewett-Brüder, denen eben dieser Bloody Bill zum Vor¬bild wird. Raubend und mordend ziehen sie durch ein tief verunsichertes Land, in dem Zeichen großer Veränderun¬gen unübersehbar sind.
Das skurrile Figurenkabinett, das sich um eine ganze Reihe nicht weniger schräger Helden ergänzen ließe, ist nur ein erster Hinweis auf den wunderbaren Fabulierer Donald Ray Pollock und den Geschichtenkosmos, den er in seinen Büchern öffnet.
„Die himmlische Tafel“ liest sich streckenweise wie ein trashiger Western in Tarantino-Manier und ist gleichzeitig eine bittere, hyperrealistische Komödie über die amerikanische Provinz, in der sich die Menschen in ihrem Elend oft selbst im Weg stehen, während Automobile, Telefone und Wasserklosetts scheinbar ganz ohne menschliches Zutun einen Eroberungsfeldzug antreten, um ihre kleine Welt zu revolutionieren.

Literaturhaus, Schwanenwik 38, 19.30 Uhr, 12.-/8.- Euro.


Luther-Lesefestival 2016

„Von Schuld und wie man sie wieder los wird“

Zu den „Martinstagen 2016“ sprechen, lesen und diskutieren: Sibylle Lewitscharoff, die in ihrem neuen Roman „Pfingstwunder“ mit Dantes „Göttlicher Komödie“ so leichtfüßig wie wortgewaltig durch Hölle und Himmel spaziert; Svenja Flaßpöhler, die sich mit der philosophischen Dimension des Vergebens und Verzeihens beschäftigt, und der Theologe Mathias Kroeger. Moderation: Daniel Kaiser.

Grundbuchhalle des Ziviljustizgebäu¬des, Sievekingplatz 1, 19.00 Uhr, 10.- Euro.


Lesung

„Verbotene Welt“

Isabel Abedi liest arabische Märchen aus ihrem Jugendroman.

13. Hamburger Märchentage in der Zentralbibliothek, Hühnerposten 1, 10.00 Uhr. Anmeldung unter kinderbibliothek.hamburg@buecherhallen.de erforderlich.


Lesung mit David Safier

„Traumprinz“




David Safier liest aus seinem neuen Roman, in dem die verträumte Comiczeichnerin Nellie ihren schlimmen Liebeskummer durch einen Traumprinzen überwindet, den sie in eine alte tibetische Lederkladde gezeichnet hat – und der dann auf einmal leibhaftig, edel, stark und dreitagebärtig vor ihr steht. Der Typ heißt Retro und muss mit Nellie ein großes Abenteuer bestehen. Das größte Abenteuer dabei ist natürlich Liebe. Begleitet wird David Safier bei der Lesung von dem Illustrator Oliver Kurth, der die Suche nach dem Traumprinzen live zeichnet.

Buchhandlung Heymann, Osterstr. 134, 20.30 Uhr, 12.- Euro.


Lesung

„Düsterbusch City Lights“

Ein „ganz irrwitziges DDR-Buch“ empfiehlt Burghart Klaußner im „Tagesspiegel“, Tino Hanekamp verspricht, dass „in diesem Roman steht, wie man aus Scheiße Gold macht“, und Sabine Michel sagt im „3sat Kultupalast“: „Man will dieses Buch nicht mehr aus der Hand legen“. Dieses Buch spielt in Düsterbusch, einem Kaff am Rande des Spreewalds, es erzählt von Anton, von großen Träumen im Kleinen und vom Scheitern einer Utopie. Im Golem stellt Alexander Kühne seinen Roman vor.

Golem, Große Elbstr. 14, 20.00 Uhr


Lesung mit Cornelia Funke

„Die Feder eines Greifs“

Cornelia Funke liest aus der lange erwarteten Fortsetzung von „Drachenrei¬ter“, ihrem erfolgreichsten Kinderroman. Moderation und Gespräch: Jörgpeter von Clarenau.

Thalia Theater und Buchhandlung Heymann im Thalia, Alstertor 1, 17.00 Uhr, 12.-/10.-/8.-/6.- Euro.


Lesung

„Unterwegs auf vielen Straßen“

Der in Paris lebende Schriftsteller, Fernsehjournalist und Dokumentarfilmer Stefan Troller liest aus seinem neuen Buch.

Polittbüro, Steindamm 45, 20.00 Uhr, 15.-/10.- Euro.


Lesung

„Jack London zum 100. Todestag“

Die Schauspielerin Kornelia Kirwald liest die Erzählung „Frauenmut“ aus der Sammlung „Siwash“ von Jack London, dazu gibt es Musikeinspielungen des fin¬nischen Komponisten Matti Paalanen.

Buchhandlung Kötz & Buchenau, We¬deler Landstr. 53c, 19.30 Uhr, 7.- Euro. inkl. Wein. Reservierung unter Tel. 040-812597 oder E-Mail kundb@gmx.net erbeten.


Lesung und Vortrag

„Allein gegen die Nazis“

Der Krieg hat gerade erst begonnen, als der Möbeltischler Georg Elser am 8. November 1939 im Münchner Bürgerbräukeller ein gut geplantes Attentat auf Adolf Hitler durchführt. Um 21.20 Uhr detoniert eine Bombe direkt hinter dem Rednerpult, exakt zu der von Elser vorgesehenen Zeit. Acht Personen werden getötet, 63 verletzt, 16 schwer. Adolf Hitler und die NS-Führungsspitze hat den Saal zu diesem Zeitpunkt jedoch seit wenigen Minuten verlassen, viel früher als geplant, weil die Rückreise nach Berlin wegen Nebels mit der Bahn und nicht mit dem Flugzeug stattfindet. Der Schauspieler Jens Harzer liest aus der Verhörprotokoll der Gestapo und Helmut Butzmann erzählt vom Widerstandsweg Georg Elsers.

Uebel & Gefährlich. Ballsall, Feldstraße 66, 20.00 Uhr, 8.- Euro.


Literatur im Gespräch

„Caffè letterario“

Auf dem Programm des deutsch-italienischen Literaturtreffs steht der Roman „La figlia sbagliata” von Raffaella Romagnolo.

Istituto Italiano d, Cultura, Hansastr. 6, 19.00 Uhr, Eintritt frei. Anmeldung unter Tel.: 040-39999130 oder per E-Mail an iicamburgo(at)esteri.it

Literatur in Hamburg