Montag, 11.11.2019


Philosophisches Café

»Bullshit-Resistenz«




Der Philosoph und Autor Philipp Hübl stellt sein Essay über den »Bullshit« vor, mit dem wir im Zeitalter der digitalen Medien in Form von Lügen, Fake News und Verschwörungstheorien konfrontiert sind. Obwohl wir heute im »faktischsten aller Zeitalter« leben, wie Hübl feststellt, ist durch die virale Verbreitung von »Bullshit« vor allem in den sozialen Medien die Demokratie gefährdet. In seinem Buch erklärt er, inwiefern uns Stammesverhalten und unkritisches Denken für Bullshit anfällig machen und warum uns die Fakten nicht egal sein dürfen. Und er zeigt auf, wie wir widerstandsfähiger werden können, um uns zu schützen. Bullshit-Resistenz in der Tradition der Aufklärung bedeutet laut Hübl: »Die Verantwortung für die Wahrheit liegt bei jedem Einzelnen selbst.« Moderation: Gabriele Wodelko.

Philosophisches Café im Literaturhaus, Schwanenwik 38, 19.00 Uhr, € 12,–/8,–


Lesung mit Mareike Fallwickl

Wenn das Raubtier leise lächelt

Mareike Fallwickl
Mareike Fallwickl, Foto: Gyoengyi Tasi
Der Schriftsteller Maximilian Wenger ist ganz unten angekommen. Wir begegnen ihm zuerst in einer verwahrlosten Single-Wohnung und in einer bitter-bösen Szene, die man auch als Satire auf die umfassende narzisstische Störung eines abgestürzten Bestseller-Autors lesen kann. Da lässt einer keine Peinlichkeit aus, um zu bezeugen, wie sehr ihn die Missachtung der Welt kränkt. Sex und Suff sind dabei seine unheilvollen Begleiter. Doch das ist nur der Auftakt des neuen Romans »Das Licht ist hier viel heller« (Frankfurter Verlagsanstalt) der österreichischen Autorin Mareike Fallwickl. Er erzählt ein an rasanten Wendungen reiches Psychodrama über Macht und Missbrauch, alltäglichen Sexismus und toxische Männlichkeit.

Seine letzten drei Bücher waren Flops, er leidet an einer Schreibblockade, und seine Frau hat ihn aus dem gemeinsamen Haus geworfen. Mit den beiden fast erwachsenen Kindern des ehemaligen Literaturstars sitzt jetzt der Liebhaber seiner Frau am Familientisch, ein Fitnesstrainer mit Waschbrettbauch. Für den ohnehin tief gefallenen Wenger ist das so unerträglich, dass er sich sogar zu einer handfesten Schlägerei mit dem Rivalen hinreißen lässt. Da kommt »das Raubtier« zum Vorschein, sagt er sich, »triebgesteuert, impulsiv, zügellos«. Parallel zu Wenger erzählt seine achtzehnjährige Tochter Zoey, die zweite Hauptfigur des Romans, von den Ereignissen in der Familie und ihrem Leben. Einen dritten Erzählstrang bilden schließlich die Briefe einer unbekannten Frau an ihren Geliebten, den Vormieter in Wengers neuer Wohnung, die nach wie vor ankommen, weil Wenger den Namen am Briefkasten nicht geändert hat. Diese Briefe werden zum Motor des Romans, der die beiden anderen Handlungsstränge vorantreibt. Bei Zoey, die sie heimlich bei ihrem Vater liest, lösen sie einen Selbstfindungsprozess aus, der es ihr erlaubt, sich von einer unglücklichen Liebe und aus den Fängen ihrer Familie zu lösen. Und für Wenger werden sie zur Inspirationsquelle und dienen bald sogar als Orchestrierung eines neuen Romans. Der heißt »Ruf« und erzählt von einer Vergewaltigung, die von einer Machtperson verübt wurde. Es ist das Thema, über das im Zuge des Skandals um Harvey Weinstein gerade alle reden. Plötzlich steht Wenger wieder im Rampenlicht und findet sich bei der Buchmesse in Frankfurt in einer Live-Sendung unerwartet neben einer Anwältin für strafrechtliche Delikte, mit der ihn eine besonders unrühmliche Geschichte seines Lebens verbindet. Doch auch in diesem Moment kommt »das Raubtier« zum Vorschein und rettet dem Starautor mit einem sanften Lächeln und einer offensiv vorgetragenen Entschuldigung den neu gewonnenen Ruhm. Am Ende geht es für alle, das darf man über den fintenreichen Roman hier noch sagen, ohne zu viel zu verraten, irgendwie gut aus: Zoey findet ihr Glück in der Ferne, und Wenger zieht noch einmal los, um sich zu prügeln. Und was daraufhin passiert, kann man nur vermuten: Ein Happy End mit Silberglöckchen darf man bei Mareike Fallwickl jedoch getrost ausschließen.

Bitte beachten Sie, das die Veranstaltung ausverkauft ist.

Buchhandlung & Antiquariat Lüders, Heußweg 33, 20.00 Uhr, € 8,–


Lesung mit Håkan Nesser

»Verein der Linkshänder«




Håkan Nesser, geboren 1950, ist einer der beliebtesten Schriftsteller Schwedens und hat auch in Deutschland eine riesige Fangemeinde. Seine mehrfach ausgezeichneten Kriminalromane sind in über zwanzig Sprachen übersetzt und einige auch verfilmt worden. Er lebt abwechselnd in Stockholm und auf Gotland. Zusammen mit dem Schauspieler Dietmar Bär präsentiert er nun seinen neuesten Kriminalroman mit dem Kult-Kommissar Van Veteren. Der ist mittlerweile im Ruhestand, aber als ein früherer Kollege auftaucht, sieht er sich plötzlich mit einem alten Fall konfrontiert, der als längst gelöst galt. Wie sich jetzt herausstellte, wurde damals auch der vermeintliche Mörder umgebracht. Van Veteren versucht, den Fall gemeinsam mit seiner Frau zu lösen. Moderation: Margarete von Schwarzkopf.

Buchhandlung Heymann in der Laeiszhalle, Johannes-Brahms-Platz, 20.00 Uhr, € 19,–/14,–


Lesung

»Aus dem Dachsbau«

Dirk von Lowtzow liest aus seinem »ABC«.

Uebel & Gefährlich, Ballsaal, Feldstr. 66, 20.00 Uhr, € 19,40


Jüdischer Salon

»Bagdad – Haifa - Berlin«

Die Gedichte des israelischen Autors und »Araberjuden« Mati Shemoelof erkunden die kulturellen, politischen und literarischen Verbindungen und Brüche zwischen der irakischen Herkunft seiner Familie, seinem israelischen Geburtsort und seiner deutschen Wahlheimat. Der soeben im Berliner AphorismA Verlag erschienene zweisprachige Band »Bagdad – Haifa - Berlin« präsentiert erstmals in der deutschen Übersetzung von Jan Kühne eine Auswahl aus sechs seit 2001 erschienenen Gedichtbänden und bietet die seltene Gelegenheit der Begegnung mit der hebräischen Gegenwartslyrik sowie mit der israelischen Diasporaliteratur. Mati Shemoelof liest zum Jüdischen Salon aus seinem Gedichtband. Gastgeber des Abends ist Sebastian Schirmeister.

Jüdischer Salon am Grindel im Café Leonar, Grindelhof 59, 20.00 Uhr, € 10,–/7,50, Kartenreservierungen über info@salonamgrindel.de oder unter Tel.: 0176 21 99 82 72


Literatur in Hamburg