Mittwoch, 27.03.2019


Lesung mit Peggy Mädler

»Wohin wir gehen«




Peggy Mädler liest aus ihrem neuen Roman über zwei Freundinnen, von denen die eine gelernt hat, dass es immer etwas zu verlieren gibt, und die andere, dass es immer irgendwie weitergeht. Eine Geschichte über das Älterwerden und Abschiednehmen, über Neuanfänge und das Immer-wieder-Weitermachen.

Almut und Rosa, zwei Mädchen im Böhmen der 1940er Jahre, sind beste Freundinnen. Als Almuts Vater überraschend stirbt und ihre Mutter Selbstmord begeht, nimmt Rosas Mutter, eine deutsche Kommunistin und Antifaschistin, die nach dem Krieg wie alle Deutschen die Tschechoslowakei verlassen muss, beide Mädchen mit nach Brandenburg. Sie teilen Erfahrungen von Verlust und Entwurzelung, aber auch von wachsender Verbundenheit mit dem neugegründeten Staat. Almut und Rosa werden Lehrerinnen, ziehen nach Berlin, doch mit 30 entscheidet sich Rosa abermals für einen Neuanfang: Wenige Monate vor dem Mauerbau steigt sie nur mit einer Handtasche in die S-Bahn nach Westberlin. Almuts Welt bricht auseinander, verliert ihr Oben und Unten, ist sie doch selbst auf der Suche nach etwas, das bleibt.
Ein halbes Jahrhundert später hat Almuts Tochter Elli ebenfalls eine beste Freundin, die Dramaturgin Kristine. Und sie ist es schließlich, die sich im Alter um Almut kümmert, als Elli in Basel eine Stelle am Theater hat. Erfahrungen und Erinnerungen lagern sich wie Sedimente ab. Lebenswege verschlingen sich, zwischen den Familien und den Generationen, es geht immer auch ums Weggehen, Ankommen oder Bleiben, und um den Moment, in dem man sieht, was wirklich zählt.

Buchhandlung Christiansen, Bahrenfelder Str. 32, 20.00 Uhr, € 10,–/8,–.


Lesung mit Edouard Louis

Ein Leben, von dem niemand hören will

Charly Hübner
Edouard Louis, Foto: Jerome Bonnet


Hollande, Valls, El Khomri, Hirsch, Sarkozy, Macron, Bertrand, Chirac. Das sind Namen der Herrschenden, die »aufeinandergefolgt sind«, wie Édouard Louis schreibt, um seinen Vater »zu zerstören«. Nach vielen Jahren als Fabrikarbeiter, einem schweren Arbeitsunfall und noch einmal vielen Jahren als Straßenkehrer ist sein Vater mit gerade einmal über fünfzig Jahren ein körperliches Wrack. Édouard Louis sieht in der Geschichte dieses Körpers »eine Anklage der politischen Geschichte«. Es ist die Arroganz der Herrschenden, die er vor allem beklagt, und in der Feststellung gipfeln lässt, dass die Politik für Menschen wie seinen Vater einen verfrühten Tod vorgesehen habe. Doch wer will von so einem Leben schon hören? Es ist »ein Dasein ex negativo«, für dessen Beschreibung die Sprache nur zur Verfügung stellt, was sich nicht erfüllt hat: kein Geld, keine Ausbildung, keine Reisen, keine Träume.

Seine literarische Wucht entfaltet der Vater-Sohn-Text jedoch nicht durch die kämpferische Haltung des Sohnes und seine politische Analyse, die man auch kritisch sehen kann. Durch den gesamten Text zieht sich eine Befragung des Männlichkeitsbildes, mit dem der Vater seinen Sohn in der Kindheit terrorisierte. Ein Mann sein, das bedeutete für den Vater, früh in seinem Leben selbst klar zu kommen, sich den Regeln der Schule und den Erwartungen der Lehrer zu widersetzen, stark zu sein, »seine Unabhängigkeit zu beweisen«, niemals zu weinen. Durch dieses reduzierte Männlichkeitsbild ist dem Vater eine andere Zukunft versagt geblieben. Und sein Sohn hat seine gesamte Kindheit über darunter gelitten, dass der Vater auf alles Weibliche mit Verachtung reagierte. Erst jetzt, wo der männliche Körper gebrochen ist, hat sich der Vater verändert, er ist ein Mann, der zuhört, der keine Antworten mehr findet und seinen Sohn endlich auch nach dem Mann fragt, den er liebt.

Buchhandlung Lüders, Heußweg 33, 20.00 Uhr, € 10,–


Lesung

»Aus dem Dachsbau«

Dirk von Lowtzow, Sänger und Songwriter der Band Tocotronic, liest aus seinem »ABC«, das in einer poetischen, schrägen und humorvollen Enzyklopädie sein Leben durchmisst, die Kunst, die ihn beschäftigt und die Welt, die ihn umgibt.

Uebel & Gefährlich, Feldstr. 66, 20.00 Uhr, ab € 19,40


Lesung mit William Boyd

»Blinde Liebe«




Er hat mehrere internationale Bestseller veröffentlicht, wurde vielfach ausgezeichnet und in »The Daily Telegraph« auch schon als »Großbritanniens größter lebender Romancier« gefeiert. William Boyd, der 1952 in Ghana geboren wurde und heute in London und Südfrankreich lebt, ist jedoch vor allem auch ein begnadeter Schwindler. Er hat das Tagebuch eines fiktiven Schriftstellers und die Autobiografie eines Filmregisseurs erfunden. Einen Skandal provozierte Boyd mit der tragischen Lebensgeschichte des Künstlers »Nat Tate«, den nach der Buchpräsentation mit dem eingeweihten David Bowie in New York eine Reihe Prominenter persönlich gekannt haben wollte. In seinem neuen Roman »Blinde Liebe« (Kampa Verlag) erzählt William Boyd die Geschichte des Klavierstimmers Brodie Moncut, der ein absolutes Gehör hat und als Genie gilt. Er tritt im Paris des Fin de Siècle in die Dienste des Pianisten John Kilbarron – und verliebt sich in dessen Geliebte, die russische Sopranistin Lika. Es ist eine unmögliche Liebe, die Moncut von Paris über St. Petersburg, Biarritz und Triest bis ans Ende der Welt führt.
William Boyd stellt seinen Roman zusammen mit dem Schauspieler Stephan Benson vor, der den deutschen Text lesen wird. Margarete von Schwarzkopf moderiert.

Literaturhaus, Schwanenwik 38, 19.30 Uhr, € 14,–/10,–


Lesung mit Aref Hamza

»Selbst den Staub vermisse ich«

Der kurdisch-syrische Dichter Aref Hamza, der seit drei Jahren mit seiner Familie in Norddeutschland im Exil lebt, liest aus seinen Gedichten und erzählt aus seinem Leben und erzählt von seinem Leben in Syrien und in Deutschland. Die Literaturkritikerin Claudia Kramatschek führt gemeinsam mit dem Dichter in die Welt der arabischen Lyrik ein.
Die Veranstaltung findet in arabischer und deutscher Sprache mit Simultanübersetzung statt.

Körber Stiftung im KörberForum, Kehrwieder 12, 19.00 Uhr, Eintritt frei. Um Anmeldung unter www.koerber-stiftung.de wird gebeten.


Lesung mit Jocelyne Saucier

»Niemals ohne sie«

Die kanadische Schriftstellerin Jocelyne Saucier liest aus ihrem neuen Roman. Moderation und Übersetzung: Stephanie Krawehl.

Lesesaal - Buchhandlung & Café, Stadthausbrücke 6, 20.00 Uhr, € 12,–


Lesung

»Kein Wunder«

Frank Goosen liest aus seinem neuen Roman über »Bochum, Berlin und den letzten Sommer vor der Wende«.

Fabrik, Barnerstr. 36, 20.00 Uhr, VVK € 20,80


Lesung

»Die Ratte«

Martin Wehrle liest aus seinem neuen Kriminalroman.

Thalia-Buchhaus, Spitalerstr. 8, 20.15 Uhr, € 12,–


Lesung

»Vanitas – Schwarz wie Erde«

Ursula Poznanski stellt den ersten Band ihrer neuen Thriller-Reihe vor.

Thalia Buchhandlung auf dem Salonschiff MS Hanse Star, Landungsbrücken, Brücke 4-10, 19.00 bis 21.00 Uhr, € 25,–


Lesung

»Putzfrau bei den Beatles«

Birgit Rabisch liest aus ihrem Buch.

Bücherhalle Eimsbüttel, Hamburg-Haus, Doormannsweg 12, 19.30 Uhr


Lesung

»Das Jüdische Kochbuch aus Hamburg«

Viola Roggenkamp und die Herausgeberinnen Gabriela Fenyes und Barbara Guggenheim präsentieren Geschichten, Biografien und Rezepte.

Kaffeehaus Pape 2, Hoheluftchaussee 5, 19.00 Uhr


Poetry Slam

»frei gesprochen?!«

Poetry Slam in der Kulturkirche. Auf der Bühne sind Debütanten und Profis aller Altersklassen und Genre willkommen. Drei Finalisten erhalten einen Preis.

Kulturkirche Altona, Bei der Johanneskirche 22, 19.30 Uhr, € 7,–


Poetry Slam

Diary Slam

»Seelenpein« und »Hochgefühle«, »Liebesschwüre« und »Selbstmordgedanken« von »wildfremden Menschen«, all das und noch viel mehr steht auf dem Programm des Tagebuch-Slams.

Grüner Jäger, Neuer Pferdemarkt 36, 20.30 Uhr, € 5,–. Wer selber auf die Bühne möchte, meldet sich hier: mail(at)diaryslam.de.

Literatur in Hamburg