Montag, 27.09.2010


Ein großer Gesellschaftsroman?


Fritz J. Raddatz liest aus seinen Tagebüchern. Moderation: Joachim Kaiser. Ort: Rolf-Liebermann-Studio, Oberstr. 120, 19.00 Uhr.


Fritz J. Raddatz, Tagebücher
Fritz J. Raddatz, Tagebücher 1982-2001, Rowohlt Verlag

Ob er der „widersprüchlichste Intellektuelle seiner Generation“ ist, wie es in der Verlagsankündigung heißt, darf man getrost als irrelevante Klappentext-Floskel einordnen, schließlich gibt es keinen Intellektuellen von Rang, der sich nicht durch Widersprüchlichkeit auszeichnete. Fritz J. Raddatz, um den es hier geht, ist vielmehr eine „unvergleichliche Kohabition von Paradiesvogel und Provokateur, Polemiker und Exzentriker, Connaisseur und Moralist, Selbstdarsteller und Querdenker, engagiertem Intellektuellem und Dandy“, wie Ursula Keller in einer Eloge über ihn schrieb. „Es kann nur der Anstöße geben, der Anstoß erregt,“ hat er einmal gesagt, und er wusste nur zu gut, wovon er da spricht. Seine Buchveröffentlichungen, insgesamt weit über 20 Bände, umfassen Biographien, Essays, Gespräche, Portraits, Romane und Erzählungen, dazu kommen zahllose Feuilletons. In den 70er und 80er Jahren war er einer der einflussreichsten Literaturkritiker der Bundesrepublik, einer „der ganz großen Feuilletonchefs der deutschen Zeitungsgeschichte“ (Frank Schirrmacher). Einen „großen Gesellschaftsroman“, ein „Balzac´sches Porträt unserer Zeit“ von Fritz J. Raddatz verspricht nun der Rowohlt-Verlag mit der Veröffentlichung seiner Tagebücher 1982-2001 für diesen Herbst. Und die FAZ hat schon einmal vorausgeschickt, daß „die Tagebücher von Raddatz für die literarische Republik das werden dürften, was Dietls `Kir Royal´ in den achtziger Jahren für München war: Kult- und Hassobjekt zugleich“.


"Juja"


Nino Haratischwili liest aus ihrem Romandebüt. Moderation: Carola Ebeling. Ort: Literaturhaus, Schwanenwik 38, 20.00 Uhr. Eintritt: 7.-/4.- Euro. Uhr.


Wurst
Nino Haratischwili, Foto: Alexander Janetzko

Für ihre „schlicht bezaubernden Theaterstücke“, so hieß es in der Jurybegründung, hat die seit 2003 in Hamburg lebende Schriftstellerin Nino Haratischwili in diesem Jahr den Chamisso-Förderpreis erhalten, der deutsch schreibende Autoren nicht deutscher Muttersprache auszeichnet. Geboren wurde Nino Haratischwili 1983 in Tiflis (Georgien). Sie studierte an der Hamburger Hochschule für Musik und Theater, hat inzwischen ein gutes Dutzend Theaterstücke geschrieben und wurde in Hamburg vor zwei Jahren mit dem Rolf-Mares-Preis der Hamburger Theater ausgezeichnet. In diesem Frühjahr ist im Verbrecher Verlag dann ihr Romandebüt erschienen: „Juja“. Der Roman geht von einer Geschichte aus, die sich im Frankreich der Siebziger Jahre tatsächlich ereignete: Das Buch „Die Eiszeit“ von Jeanne Sare, das von einer jugendlichen Selbstmörderin erzählt, wurde damals nicht nur ein großer Verkaufserfolg, sondern es animierte gleich mehrere Leserinnen zum Suizid. In ihrem Roman geht Nino Haratischwili der Geschichte dieses Romans, seiner Autorin und Wirkungsgeschichte nun in 80 Episoden und aus unterschiedlichen Perspektiven nach.


Übersetzerlesungen zum Hieronymustag


Ort: Buchhandlung Christiansen. Bahrenfelder Str. 79, 20.00 Uhr.


Hieronymus
Hieronymus bei seinen Studien, 1480, Fresko in der Chiesa di Ognissanti in Florenz

Dieser Hieronymus war ein so gelehrter wie tätiger Mann: Der um 347 n. Chr. geborene Kirchenvater hat unter vielen anderen Übersetzungen die Bibel in das gesprochene Latein seiner Zeit übertragen und vier Klöster gegründet. Er gilt heute als Schutzpatron der Übersetzer, denen die Leserinnen und Leser hierzulande den größten Teil dessen zu verdanken haben, was die Verlage zur Lektüre anbieten. Und oft sind die Romane, Erzähl- und Gedichtbände, die wir in einer Übersetzung lesen, tatsächlich nicht nur dem Original ebenbürtig, sondern besser. Schließlich sind Übersetzer sprachmächtige Leute, die dem Original in ihrer Sprache einen eigenen Sound einhauchen und ganz nebenbei auch da und dort noch Fehler korrigieren, die dem Autor bisher entgangen sind. Zum Hieronymustag hat die sehr lebendige Übersetzerszene in Hamburg wieder einige Lesungen organisiert: Zum Auftakt stellen Annette Kopetzki, Miriam Mandelkow und Eva Profousová ihre neuen Übersetzungen vor und verlosen je ein Buch. Die vorgestellten Übersetzungen: Erri de Luca, „Der Tag vor dem Glück“; Richard Price, „Cash“; Jáchym Topol, „Die Teufelswerkstatt“.


Lesung

„Seitensturm – Junge Autoren im Gespräch“

Die junge Autorin Dorothee Elmiger, beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt hat sie im Juni den Kelag-Preis gewonnen, und Volker Altwasser lesen jeweils einen Prosatext, der im Anschluss in einem ausführlichen Gespräch mit Barbara Müller-Wesemann, Paul Brodowsky und dem Publikum diskutiert wird. Moderation: Jochen Brachmann.

Veranstalter: Ernst-Deutsch-Theater. Friedrich-Schütter-Platz 1, 19.30 Uhr. Eintritt: 12.-/8.- Euro.


Literatur im Gespräch

„Grunewaldsee“

Der hochgelobte Roman über das alte West-Berlin und das Kreuzberg der 80er Jahre von Hans-Ulrich Treichel steht zur Diskussion in einer Gruppe von Literaturbegeisterten, die sich einmal monatlich im Hamburger Literaturhaus trifft. Wer teilnehmen möchte, meldet sich auf der Website www.hamburgershortlist.de an.

Ort: Literaturhaus. Schwanenwik 38, 20.00 Uhr.


Lesung

„In meiner Not rief ich die Eule“

Betül Licht liest aus ihrem Buch. Veranstalter: Justizbehörde Hamburg.

Ort:Foyer der Justizvollzugsschule, Drehbahn 36, 18.00 Uhr.


Literatur in Hamburg